Kostenlos, doch nicht umsonst

Kostenlos, doch nicht umsonst

 

Einen Regenbogen, Wolkenbilder oder strahlenden Sonnenschein erhalten wir völlig kostenlos. Auch Kinderlachen, ein freundlicher Gruß am Rande, wird uns gratis gegeben. Wir bekommen völlig kostenfrei Freundschaft, Liebe, Vertrauen und ein Miteinander angeboten. Doch in dem ‚kostenlos’ steckt halt das Wort ‚Kosten’ und dieses führt uns, in unserer materiellen Welt, sofort zu einer mehr oder weniger ausführlichen inneren Kosten-Nutzungsrechnung. Denn wenn etwas nicht kostet, so häufig die Interpretation, ist es auch nichts Wert.

Der Bau von Luftschlössern kostet nichts, aber ihre Zerstörung ist sehr teuer.   Francois Mauriac

Ein Wert sollte sich auch immer ‚errechnen’ lassen können. Manchmal folgen wir dieser Logik so sehr, dass wir ‚kostenfreie’ Geschenke gänzlich außer Acht lassen. Ja, wir machen es uns gar nicht mehr bewusst, welche Geschenke uns tagtäglich zuteil werden. Ob es der Duft der Rose ist, der Erdgeruch nach einem Regenguss oder die aufschäumenden Wellen am Strand, über so vieles gehen wir hinweg, nehmen es wie selbstverständlich hin.

Geht uns die Achtsamkeit abhanden, können wir uns für die Fülle von Geschenken, zum Beispiel in der Natur, nicht mehr begeistern?

Was du teurer bezahlst, die Lüge oder die Wahrheit? Jene kostet dein Ich, diese doch höchstens dein Glück.  Friedrich Hebbel

Und wie ist mit den zwischenmenschlichen Geschenken? Bekommen wir nicht Freundschaft, Zuneigung oder Liebe völlig frei Haus, also kostenlos? Machen wir es uns wirklich immer bewusst, welcher Reichtum uns da gegeben wird? Werden wir uns auch immer der eigenen Bereicherung bewusst, so dass sie auch zur Stärkung unserer inneren Befindlichkeit beiträgt? Nehmen wir uns doch die Zeit des Innehaltens, des Bewußtwerdens und wärmen uns daran.

Wie wir von manchen Menschen verkannt werden, beweisen uns nicht selten ihre Geschenke.  Sigmund Graff

 

Natürlich bekommen wir nicht nur Positives frei Haus geliefert. Auch Enttäuschungen, innere Verletzungen oder sogar Lebens-Tsunamis treten in unser Leben. Diese negativen Empfindungen kommen ungebeten und kostenlos in unser Leben und wir müssen, ob wir wollen oder nicht, diese bewältigen. Manchmal bekommen wir es schneller hin, oft dauert es länger. Vielfach denkt man, dass man gerade auf diese Erfahrung hätte gut verzichten können, einfach weil die inneren Wunden zu sehr schmerzen, doch leider sieht es der rote Faden des eigenen Lebens nicht so vor. Je nach innerer Einstellung zur Problematik, kann man diese Verdrängen, oder sich darin suhlen in dem man noch eine gehörige Portion Selbstmitleid hinzu gibt oder man krempelt die inneren Ärmel hoch, analysiert die Situation und be- oder erarbeitet diese für sich selbst. Dies ist dann häufig ein einsamer und steiniger Weg, doch er lohnt sich.

 

Wenn die Vernunft ein Geschenk des Himmels ist und wenn man vom Glauben das gleiche sagen kann, so hat uns der Himmel zwei unvereinbare, einander widersprechende Geschenke gemacht.   Denis Diderot

Ob uns das kostenlos dargereichte nun Wärme bringt oder uns zu Tränen niederzwingt, so steht noch die Frage im Raum, ob es auch umsonst war? Ist also ‚kostenlos’ mit ‚umsonst’ gleichzusetzen? Welche Erfahrung auch immer wir machen, sie in uns integrieren, wir lernen und bereichern, ja, stärken uns selbst. Umsonst ist also auch die allerschlechteste Begegnung im Leben nicht, denn aus solchen Tiefen wieder aufzusteigen, lässt uns die Kraft in uns spüren, manchmal auch den Triumph es durch gestanden zu haben. All das, ob nun Gutes oder Schlechtes uns so gratis geliefert wird, es ist nicht umsonst.

Wolken in grüner Landschaft Quelle: Googlebilder  

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