Index der Täter – M

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Hier werden Personen der Zeit des Nationalsozialismus erwähnt, die sich aktiv am System beteiligten und in den Texten vorheriger Seiten Erwähnung fanden.

Magnussen, Karin

Biologin

*09.02.1908 Bremen. 1931 NSDAP, auch NS-Studentenbund, NS-Lehrerbund, BDM-Füherin, Mitarbeit Rassenpolitisches Amt. 1933 am Zoologischen Institut der Universität Göttingen bei Kühn. 1936 Autorin: „Rassen- und bevölkerungspolitisches Rüstzeug (Der Biologe als Vorkämpfer für den rassischen Gedanken)“ im Verlag J.F.Lehrmanns. 1941 Stipendiatin, ab Juli 1943 Assistentin am Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie bei Verschuer, Spezialgebiet:Heterochromie (verschiedene Augenfarben). Zusammenarbeit mit Mengele bei Versuchen über Entwicklung und Vererbung von Augenfarben in Auschwitz. Erhielt die Augen ermordeter Häftlinge. Nach 1945 Bremen, Weiterführung der Forschung an Kaninchen, ab 1950 Biologieleherin. gest. am 19.02.1997 Bremen.



Mandl, Maria

KZ-Wärterin

*10.01.1912 Munzkirchen in Österreich. 1938 bis September 1939 KZ Lichtenburg bei Torgau, bis Oktober 1942 Arrestaufseherin und Oberwärterin in Ravensbrück, suchte die Frauen für Menschenversuche aus. 1942 NSDAP. Bis November 1944 Oberwärterin in Auschwitz. Todesurteil Oberstes Volkstribunal Polen am 22.12.1947 in Krakau. Urteil: „Die Angeklagte mißhandelte sogar die Häftlingsfrauen, die bereits von ihr auf dem Selektionswege zum Tode ausgesondert waren.“ Hinrichtung am 24.01.1948 (BAL)


Maywald, Gerhard Kurt

SS-Obersturmführer

*16. April 1913 in Karlsruhe. Maywald war zuständig für den Bau des Arbeitslagers Salaspils nahe Riga und beteiligt an mehreren Kriegsverbrechen.

Maywald, Sohn eines Lokomotivführers, erlernte nach dem Abitur an der Pädagischen Schule Kiel den Beruf des Volksschullehrers. Maywald war als Volksschullehrer in Ostfriesland und Preetz bis Mitte 1938 tätig. Danach wechselte er seinen Beruf.

Maywald trat 1925 zunächst dem Deutschen Jugendbund Bismarck bei. In der NSDAP wurde er 1937 Mitglied und war bereits 1933 der SA sowie 1935 dem NSKK beigetreten. Später wechselte er von der SA zur SS.

Ab Mitte 1938 schlug Maywald die polizeiliche Laufbahn ein. Zunächst war Maywald als Hilfskommissar in Kiel tätig bevor er 1940 nach Zwickau abkommandiert und im selben Jahr dort Kriminalkommissar wurde. Während des Zweiten Weltkrieges gehörte Maywald der Einsatzgruppe A an, die Judenerschießungen durchführte. Maywald traf mit Männern der Einsatzgruppe A Anfang Juli 1941 in Riga ein. Dort half er u.a. bei Aufbau der Kriminalpolizei. Ab Oktober 1941 richtete Maywald im Auftrag von Rudolf Lange zwanzig Kilometer südöstlich von Riga das Arbeitslagers Salaspils ein, das für deportierte Juden aus dem Deutschen Reich vorgesehen war. Das Lager Salaspils wurde im Frühjahr 1942 durch jüdische Zwangsarbeiter und russische Kriegsgefangene fertig gestellt. Maywald gilt als Mitinitiator der Aktion Dünamünde, bei der nicht mehr arbeitsfähige und alte Menschen selektiert und ermordet wurden. Mitte Mai 1942 wurde Maywald nach Minsk versetzt, wo er im Kampf gegen Partisanen eingesetzt war.

Nach einer Fleckfiebererkrankung kehrte Maywald im Oktober 1942 ins Deutsche Reich nach Zwickau zurück. Von dort wurde er bald darauf nach Oppeln zur Kriminalpolizei versetzt, wo er bis kurz vor Kriegsende Wirtschafts- und Vermögensdelikte bearbeitete.

Bei Kriegsende tauchte er mit dem Pseudonym Gerd Hansen unter, geriet aber in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er bereits Anfang Mai 1945 entlassen wurde. Danach zog er nach Hamburg, wo er 1950 Selbstanzeige aufgrund falscher Namensführung erstattete. Maywald, der als Kaufmann im Bereich Kosmetik tätig wurde, war zweimal verheiratet und hatte aus erster Ehe einen Sohn.

Maywald wurde erst 1976/77 angeklagt und verurteilt. Bis dahin lebte er unbehelligt. Obwohl einige Zeugen ihn schwer belastet hatten, konnte ihm nach Ansicht des Schwurgerichts Hamburg keine direkte Beteiligung an den Morden nachgewiesen werden, die ihm die Staatsanwaltschaft zur Last legte. Es verurteilte ihn zu vier Jahren Haft – auf die die Untersuchungshaft von 16 Monaten angerechnet wurde -, für Beihilfe zum Mord in mindestens 320 Fällen wegen einer Selektion im Rahmen der Aktion Dünamünde am 5. Februar 1942. Die Teilnahme an weiteren Selektionen während der Aktion Dünamünde galt dem Gericht als nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Auf Befehlsnotstand konnte Maywald sich nicht berufen, da er durchaus die Möglichkeit gehabt hätte, sich versetzen zu lassen, wie die Richter im Urteil feststellten.

Ausschlaggebend für das Urteil war vor allem, dass einige Zeugen nicht auffindbar oder verstorben waren und sich die übrigen Zeugen über 30 Jahre nach den Ereignissen nicht mehr genügend erinnern konnten, ihn offensichtlich mit seinem Vorgesetzten Rudolf Lange verwechselten und teilweise widersprüchliche Aussagen machten.


Mengele, Josef

Humangenetiker und SS-Hauptsturmführer

*16.03.1911 Günzburg. 1934 SA, 1935 Dr.phil. bei Mollison: Rassenmorphologische Untersuchung des vorderen Unterkieferabschnittes bei vier rassischen Gruppen. 1937 NSDAP. Ab September 1937 Assistent bei Verschuer. 1938 SS, Dissertation zum Dr.med.: Sippenuntersuchungen bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. August bis Oktober 1940 SS-Untersturmführer bei Einwandererzentral-stelle Lodz. Vom 30.05.1943 bis 18.01.1945 in Auschwitz-Birkenau: Selektion in die Gaskammern, Forschung zur Wirkung von Genwirkstoffen, einschließlich Tötung und Sezierung der „Beforschten“. Versand von Augen der Ermordeten an Verschuer. Am 20.06.1949 von Genua kommend Einreise in Argentinien mit Paß des Internationalen Roten Kreuzes auf den Namen Helmut Gregor. November 1956 Paß auf Namen José Mengele. Am 25.07.1958 Heirat der Witwe seines verstorbenen Bruders in Nueva Helvecia in Uruguay (Scheidung von erster Ehefrau 1954). gest. 07.02.1979 Bertioga/Brasilien. Beerdigung unter dem Namen Wolfgang Gerhard auf dem Friedhof von Embu (São Paulo). Exhumierung 06.06.1985.


Mennecke, Friedrich

T4

*06.10.1904 Groß-Freden/Leine. Psychiater. 1932 NSDAP/SS, Hauptsturmführer. Ortsgruppen- und Kreisamtsleiter des Rassenpolitischen Amts der NSDAP. Direktor der Anstalt Eichberg bei Wiesbaden. Am 01.02.1940 auf Betreiben der IG Farben Höchst (Pharmaversuche auf dem Eichberg) vom Kriegsdienst freigestellt. T4-Gutachter ab 28.02.1940. Der Eichberg war eine Mordanstalt und hatte eine Kinderfachabteilung (Tarnwort für Kindermord). Mennecke selektierte Tausende von Psychiatriepatienten und KZ-Häftlinge zur Ermordung in den T4-Vergasungsanstaltungen. Mennecke am 25.11.1941 aus Buchenwald an Ehefrau:“Als zweite Portion folgen nun insgesamt 1200 Juden“. Januar 1943 nach Streit mit seinem Vorgesetzten Bernotat bei Wehrmacht. Todesurteil LG Frankfurt a.M. am 21.12.1946. gest. am 28.01.1947 Zuchthaus Butzbach. Lit.: Klee,Euthanasie.


Meyer, Alfred

NSDAP-Gauleiter (GL)

*05.10.1891 Göttingen als Sohn eines Regierungsrats. Hauptmann im 1.Weltkrieg. 1922 Promotion zum Nationalökonomen. Mitarbeiter der juristischen Abteilung der Grube Bismarck in Gelsenkirchen. 1928 NSDAP, Ortsgruppenleiter Gelsenkirchen, danach Bezirksleiter Emscher-Lippe. Ab 01.01.1931 GL Westfalen-Nord in Münster, 1933 auch Reichsstatthalter Lippe und Lippe-Schauburg. Ab 1932 Herausgeber der NSDAP-Zeitung Rote Erde. 1934 Mitglied Akademie für Deutsches Recht, 1938 SA-Obergruppenführer, Oberpräsident von Westfalen und Generalhauptführer des Deutschen Roten Kreuzes. November 1941 zusätzlich Staatssekretär im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete, Stellvertreter Rosenbergs. Teilnehmer der Wannseekonferenz am 20.01.1942 über die Endlösung der Judenfrage. November 1942 Reichsverteidigungskommissar Westfalen-Nord. gest. durch Suizid am 11.04.1945 Hessisch-Oldenburg.


Michel, Hermann

SS-Oberscharführer

*23 April 1912 in Holzheim, Bayern. Mitte der 30er Jahre arbeitete er als Krankenpfleger im Krankenhaus Berlin-Buch. In den späten 30er Jahren nahm er als Oberkrankenpfleger zusammen mit Franz Stangle und Christian Wirth in Hartheim am Euthanasie-Programm (T4), wobei körperlich und geistig Behinderte durch Vergasung oder Giftspritze ermordet wurden. Als im April 1942 Franz Stangl Kommandant von Vernichtungslager Sobibor wurde, übernahm Michel dessen Stellvertreterfunktion. Es wird vermutet, dass Michel den Zweiten Weltkrieg überlebt hat und nach Ägypten geflohen ist. Quellen lassen vermuten, dass Michel am 08.08.1984 starb, aber es wurde nie schlüssig nachgewiesen.


Moll, Otto

SS-Hauptscharführer

*04.03.1915 Höhenschönburg. Ab Juni 1942 Block- und Kommandoführer, Leiter der Krematorien in Auschwitz-Birkenau. April 1943 Lagerführer im Nebenlager Gleiwitz. Januar/Februar 1945 Leiter eines Mordkommandos im KZ Ravensbrück. Ab 25.02.1945 im Dachau-Nebenlager Kaufering. Todesurteil 13.12.1945 im Dachau-Hauptprozeß. Hinrichtung am 28.05.1946 Landsberg.


Mulka, Robert

SS-Hauptsturmführer und Adjutant des Lagerkommandanten von Auschwitz

*12.04.1895 in Hamburg. schloss 1911 in Hamburg die Realschule ab und absolvierte anschließend eine Ausbildung zum Exportkaufmann. Als Freiwilliger nahm er ab August 1914 an verschiedenen Schauplätzen am Ersten Weltkrieg als Soldat teil, wo er bis zum Leutnant der Reserve aufstieg. Nach dem Krieg kehrte er nach Hamburg zurück und arbeitete zwischenzeitlich wieder in seiner Ausbildungsfirma, bis er sich 1931 selbstständig machte. Zwischen 1928 und 1934 war er Mitglied beim Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten und 1935 trat er in die Reichswehr ein, wo er bis zum Oberstleutnant der Reserve aufstieg. Aufgrund einer achtmonatigen Haftstrafe wegen Hehlerei im Jahr 1920, die er verschwiegen hatte, wurde er aus der Wehrmachtausgeschlossen.

Da seine Bemühungen, wieder als Offizier in die Wehrmacht aufgenommen zu werden, scheiterten, bewarb er sich 1941 erfolgreich bei der SS und stieg zügig zum SS-Obersturmführer und später zum SS-Hauptsturmführer auf. Nach kurzem Fronteinsatz als Kompanieführer einer Pioniereinheit wurde er krankheitsbedingt, noch garnisonsverwendungsfähig, in das KZ Auschwitz I versetzt.

Im Lager war er Kompanieführer des Wachsturmbanns, von Juni 1942 bis März 1943 dann Adjutant des Lagerkommandanten Rudolf Höß, der auch das Vernichtungslager KZ Auschwitz-Birkenau befehligte. Dabei war Mulka für Beschaffung und Transport des Giftgases Zyklon B nach Auschwitz und den Transport von Gefangenen in die Gaskammern verantwortlich gewesen. Nachweisbar hatte er bei mindestens vier Transporten die Einsatzbefehle für Mordaktionen gegeben und war nach dem Beweisverfahren mindestens einige Male bei den „Selektionen“ auf der Rampe zugegen. Nach einer Denunziation – Mulka soll sich abfällig über Goebbels geäußert haben – wurde er kurzzeitig inhaftiert und kehrte Mitte 1943 nach Hamburg zurück. Anfang 1944 wurde er in eine Pionierschule in der Nähe von Prag versetzt und dann wegen Krankheit zu Beginn des Jahres 1945 beurlaubt. Bei Kriegsende hielt er sich in Hamburg auf. Aufgrund seiner Zugehörigkeit zu einer verbrecherischen Organisation, der SS, wurde er zu einer Haftstrafe von anderthalb Jahren verurteilt und im Frühjahr 1948 entlassen.

Danach nahm er, in einem Revisionsverfahren als „entlastet“ entnazifiziert, seine Tätigkeit als Exportkaufmann in Hamburg wieder auf. Im November 1960 wurde er nach einem Zufall verhaftet. Sein Sohn Rolf Mulka hatte als Segler bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom eine Medaille gewonnen[1] und ein Überlebender war bei dem Namen Mulka hellhörig geworden. Die Verhandlung gegen ihn und (zunächst) 21 andere Mitglieder der Wachmannschaften des KZ-Auschwitz, der sogenannte 1. Auschwitzprozess („Strafsache gegen Mulka und andere“, Az. 4 Ks 2/63), begann am 20. Dezember 1963 vor dem Frankfurter Schwurgericht. Den in den Prozess-Vorbereitungen tätigen Staatsanwalt Joachim Kügler, der auch Sachbearbeiter im Ermittlungsverfahren gegen den KZ-Arzt Josef Mengele war und 1965 nach Ende des Prozesses aus dem hessischen Justizdienst ausschied, zeigte Mulka wegen Beleidigung an, weil er von ihm als „Angehöriger eines uniformierten Mordkommandos“ bezeichnet worden war. Nach 183 Verhandlungstagen wurden am 19. und 20. August 1965 die Urteile verkündet. Mulka wurde wegen „gemeinschaftlicher Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord in mindestens vier Fällen an mindestens je 750 Menschen“ zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Für die rechtliche Beurteilung musste das Gericht entscheiden, ob der Angeklagte als Täter, also mit Vorsatz in Bezug auf die Haupttat, oder als Gehilfe gehandelt hatte. Mulka wurde nur als Gehilfe verurteilt, weil das Gericht den Täterwillen nicht einwandfrei nachzuweisen können glaubte. Im Urteil hieß es dazu:

Mulka überlebte in der Strafanstalt Kassel einen Suizidversuch. 1968 wurde er, schwer erkrankt, wegen Haftunfähigkeit vorzeitig entlassen und starb im darauffolgenden Jahr.


Müller, Heinrich (genannt »Gespapo-Müller«)

SS-Gruppenführer (1941) und Generalleutnant der Polizei

*28.04.1900 München als Sohn eines Gendarmeriebeamten. Unteroffizier im I.Weltkrieg. Ab 1919 Karriere an der Polizeidirektion München, in der Politischen Abteilung zur Kommunistenbekäpfung eingesetzt. 1933 von Himmler und Heydrich übernommen. 1934 Beitritt SS und SD, Hauptabteilungsleiter Gegnerbekämpfung bei Gestpo. 1939 Chef der Gestapo (Amt IV Reichssicherheitshauptamt), zuständig für Einweisung in Konzentrationslager und Judenvernichtung. 1939 NSDAP. Laut Höß der „eiskalte Vollstrecker“ aller Befehle Himmlers. Teilnehmer der Wannseekonferenz am 20.01.1942 über die Endlösung der Judenfrage. Seit 29.04.1945 verschollen