Index der Täter – B

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Hier werden Personen der Zeit des Nationalsozialismus erwähnt, die sich aktiv am System beteiligten und in den Texten vorheriger Seiten Erwähnung fanden.

 

Baer, Richard

SS-Sturmbannführer und KZ-Kommandant

*09.09.1911 Floß/Oberpfalz. Konditor. 1930 NSDAP, 1932 SS. 1933 Wachmannschaft Dachau, danach Oranienburg und KZ Columbia-Haus in Berlin. 1937 Zugführer in Sachsenhausen. 1938 in Buchenwald, 1940/41 in Neuengamme. Danach Besatzungstruppe Frankreich und Rußlandfeldzug. Winter 1941 bis November 1942 Adjutant in Neuengamme (Selektion von Häftlingen in Euthanasie-Anstalten. Ermordung sowj. Kriegsgefangener in spezieller Gaskammer). November 1942 bis Mai 1944 Adjudant Pols im SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt. 11.05.1944 Kommandant Auschwitz. Baer (zit.n.Massentötungen,S.199): „Ich bin nur Lagerkommandant von Auschwitz I gewesen. Die Vergasungen fanden im Lager II-Birkenau statt.“ Februar 1945 Kommandant Mittelbau-Dora (Ermordung sowj. Häftlinge am Massengalgen). Nach 1945 Waldarbeiter unter dem Namen Karl Neumann. Festnahme Dezember 1960. Suitid 17.06.1963 in U-Haft in Frankfurt a.M..


Baranowski, Hermann

KZ-Kommandant und SS-Gruppenführer

*11.06.1884. Ab 1936 Schutzhaftlagerführer Dachau. 1938/39 Kommandant KZ Sachsenhausen, genannt Vierkant. Nach Erkrankung am 05.02.1940 verstorber in Aue.


Bauer, Eleonore

„Schwester“ Gelegenheitsarbeiterin

siehe unter Schwester Pia …


Bauer, Erich

SS-Oberscharführer

*26.03.1900 Berlin. Straßenbahnschaffner. SA. Fahrer der T4-Zentrale. SS-Oberscharführer in Sobibor, wegen Bedienung des Vergasungsmotors Gasmeister genannt. Todesurteil 08.05.1950 in Berlin, 1951 in lebenslang Haft umgewandelt. gest. 04.02.1980 Haftanstalt Tegel.


Blancke, Max

KZ-Arzt und SS-Hauptsturmführer (1942)

*04.05.1909 Heinsberg. 1940 Lagerarzt in Dachau, 1941/42 in Buchenwald, 1942 in Natzweiler. April 1943 Standortarzt Majdanek, zugleich Leitender Arzt beim SS- und Polizeiführer Lublin. Zuletzt im Dachau-Nebenlager Kaufering IV. Edith Raim in Dachauer Hefte 5:“Die nicht mehr transportfähigen Häftlinge blieben in den Barackenzurück, die auf Anordnung des SS-Arztes Dr. Blancke angezündet wurden.“ gest. am 27.04.1945 Burlach, Kreis Landsberg/Lech.


Blobel, Paul

SS-Standartenführer (1941)

*13.08.1894 Potsdam. 1931 NSDAP, 1932 SS, 1933 Staatspolizei, 1934 Offizier des SD jeweils im Bereich Düsseldorf. 1941 bis Januar 1942 Führer des Sonderkommandos 4a. Am 29./30.09.1941 Leiter des Massakers an 33 771 Juden in der Schlucht von Babi Jar bei Kiew. Von Angehörigen des Sonderkommandos als brutaler Säufer geschildert, wegen Disziplinlosigkeit strafversetzt. März 1942 Chef des Sonderkommandos 1005 zur „Enterdung“ der Massengräber (Ausgraben und Verbrennen der Leichen) im Osten. Todesurteil 10.04.1948 im Einsatzgruppen-Prozeß. Blobel zum Judenmord: „Ich muß sagen, dass unsere Männer, die daran teilgenommen haben, mehr mit den Nerven runter waren als diejenigen, die dort erschossen werden mußten.“ Hinrichtung 07.06.1951. Letzte Worte unter dem Galgen: „Nun haben mich Disziplin und Treue an den Galgen gebracht.“


Blomberg, Werner von

Generalfeldmarschall

*02.09.1878 Stargard in Pommern als Sohn eines Oberleutnants. 30.01.1933 Reichswehrminister. Mitglied Akademie für Deutsches Recht. Am 02.08.1934 in Eigeninitiative Befehl zur sofortigen Vereidigung aller Soldaten auf Hitler: „Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, dass ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen.“ Laut Axmann zum angeblichen Röhm-Putsch: „Der Führer hat die Verräter und Meuterer selbst angegriffen und niedergeschmettert.“ Am 15.07.1935 Erlaß, wonach Soldaten nicht mehr in jüdischen Geschäften einkaufen dürfen. Januar 1937 Goldenes Parteianzeichen. Februar 1938 Abdankung, da Aktfotos seiner zweiten – 24jährigen – Frau existieren. Möglicherweise zum Sexskandal hochgespiel, weil Hitler selbst Wehrmacht übernehmen wollte und auch übernahm. Danach Ruhestand bei vollen Bezügen in Bad Wiessee. gest. am 14.03.1946 in US-Haft in Nürnberg an Krebs.


Boger, Wilhelm

SS-Oberscharführer

*19.12.1906 in Zuffenhausen. Boger, dessen Vater Kaufmann war, stammte aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Er besuchte neun Jahre lang die im Süden Stuttgarts gelegene Bürgerschule II (heute Heusteigschule), die er 1922 mit der Mittleren Reife abschloss. Seine kaufmännische Berufsausbildung absolvierte er bei Rheinstahl und war ab 1925 als Angestellter tätig.

Bereits mit 16 Jahren war Boger Mitglied in der NS-Jugend, der Vorläuferorganisation der Hitlerjugend. Zudem betätigte er sich in mehreren völkischen Organisationen, wie dem Artamanenbund. 1929 kehrte er nach Stuttgart zurück und trat der NSDAP (Mitgliedsnr. 153.652) und SA bei. Boger wechselte 1930 von der SA zur SS (SS-Nr. 2.779). Nach mehrmals wechselnden Arbeitsverhältnissen wurde er im März 1932 arbeitslos. Ab 1933 wohnte er in Friedrichshafen, wo er die Polizeilaufbahn einschlug und bei der württembergischen politischen Polizei bis zum Kriminalkommissar befördert wurde.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges übernahm er 1939 das Grenzpolizeikommissariat Ostrolenka. Dort erhielt er den Spitznamen „Der Henker von Ostrolenka“.

Boger war seit Anfang der 1930er Jahre verheiratet; er hatte aus dieser Ehe drei Kinder, von denen zwei früh starben. Er pflegte jedoch auch außereheliche Beziehungen. 1940 erfolgte seine Suspendierung vom Polizeidienst, die rangmäßige Degradierung (letzter Dienstgrad: SS-Hauptsturmführer) und eine kurzzeitige Haft wegen Beihilfe und Nötigung zur Abtreibung. Seine Ehe wurde daraufhin geschieden. Kurz darauf heiratete er erneut eine Frau, mit der er bereits eine uneheliche Tochter hatte. Aus dieser Ehe folgten zwei weitere Töchter. Die Verurteilung wegen der Abtreibung hatte eine Strafversetzung zur Bewährung in ein SS-Polizeibataillon zur Folge, im März 1942 wurde Boger an der Ostfront bei Leningrad verwundet.

Tätigkeit in Konzentrationslagern

Nach Ablauf der Bewährung im Dezember 1942 wurde Boger im Dienstgrad eines SS-Oberscharführers in das Konzentrationslager Auschwitz versetzt. Sein Aufgabenbereich umfasste in der politischen Abteilung das „Referat Flucht, Diebstahl und Fahndung“. Auch seine Familie lebte im Lagerbereich.

Hier entwickelte sich Boger zu einem der schlimmsten Sadisten des Lagers. Er ließ wahllos Menschen erschießen und entwickelte brutale Verhörmethoden, unter anderem die „Boger-Schaukel“, bestehend aus zwei senkrechten Pfosten, in welche die Häftlinge mit den Kniekehlen kopfüber an einer Stange aufgehängt wurden, wobei die Handgelenke an die Fußgelenke oder die Stange gefesselt wurden. Dieses Folterinstrument, Boger- oder auch Papageienschaukel genannt, führte Boger in Auschwitz ein und nannte es selber „Sprechmaschine“. In dieser wehrlosen Lage wurden sie von Boger und seinen Komplizen verhört und mit Stöcken und Peitschen misshandelt, manche von ihnen bis zum Tod, dies brachte ihm den Namen „Bestie von Auschwitz“ ein. Ehemalige Lagerinsassen beschrieben die Folteropfer später im Auschwitz-Prozess mit den Worten: „Er hat nicht mehr wie ein Mensch ausgesehen.“

Kurz vor der Befreiung des Konzentrationslagers durch die Rote Armee im Januar 1945 beteiligte sich Boger noch am Transport von geheimen Akten nach Buchenwald. Von Februar bis zum April 1945 war Boger Mitglied der politischen Abteilung im KZ Mittelbau und bewachte nach der Evakuierung dieses Lagers im April 1945 noch Todesmärsche.

Nach Kriegsende

Bei Kriegsende tauchte er ab und versteckte sich, bis er im Juni 1945 in Ludwigsburg, wo seine Eltern lebten, von der amerikanischen Militärpolizei entdeckt und verhaftet wurde. In der Internierungshaft machte er bereitwillig Aussagen zu seiner Person und seiner Tätigkeit im KZ Auschwitz. Der verfügten Auslieferung nach Polen entzog er sich im November 1946 durch Flucht. Bis Mitte 1949 arbeitete er unerkannt als landwirtschaftlicher Hilfsarbeiter bei Crailsheim. Eine kurz darauf folgende Verhaftung in Ravensburg erfolgte aufgrund einer bereits 1936 von ihm begangenen Körperverletzung im Amt; er befand sich schon kurz darauf wieder auf freiem Fuß, da das Verfahren eingestellt wurde, und lebte für die nächsten Jahre gemeinsam mit seiner Familie unter seinem richtigen Namen in Hemmingen bei Leonberg.

Auch ein Entnazifizierungsverfahren überstand er schadlos. Die Spruchkammer in Stuttgart konstatierte „… Er macht auch nicht den Eindruck eines rohen, brutalen Menschen, vielmehr den eines vernünftigen, gut geschulten Kriminalbeamten“, und stellte das Verfahren zu Lasten der Regierungskasse ein. Boger fand im September 1950 Arbeit als Lagerverwalter bei dem Motoren- und Motorrollerhersteller Heinkel in seinem Geburtsort Zuffenhausen. Er führte ein kleinbürgerliches, eher zurückgezogenes Leben und stieg in der Firma bis zum kaufmännischen Angestellten auf. Wenn die Rede auf seine Aktivitäten im Lager Auschwitz kam, antwortete er gegenüber Bekannten und Nachbarn, er habe sich nichts vorzuwerfen.

Auschwitzprozess

Am 1. März 1958 erhielt die Staatsanwaltschaft Stuttgart ein Schreiben des ehemaligen Auschwitz-Häftlings Adolf Rögner, der unter anderem wegen Meineid unter Anklage stand und in Bruchsal inhaftiert war. In diesem Schreiben belastete Rögner Wilhelm Boger und andere ehemalige Angehörige der Auschwitzer SS-Mannschaft. Wegen seines kriminellen Hintergrunds wurde Rögner erst am 6. Mai 1958 persönlich vernommen, und die Stuttgarter Staatsanwaltschaft behandelte darum die Anzeige zuerst mit Vorsicht. Rögner belastete auch die später mit Boger gemeinsam angeklagten Hans Stark, Pery Broad und Klaus Dylewski. Erst nachdem das Internationale Auschwitz Komitee unter seinem Präsidenten Hermann Langbein im Mai 1958 Druck auf die Staatsanwaltschaft ausgeübt und weitere Zeugen gestellt hatte, kam es zum Haftbefehl gegen Boger und weitere Täter. Am 8. Oktober 1958 wurde Boger an seinem Arbeitsplatz verhaftet und im Stuttgarter Polizeipräsidium vernommen. Die weiteren Beschuldigten wurden erst im April 1959 festgenommen. In den darauf folgenden Ermittlungen, die sich bis zum April 1963 hinzogen, übernahm der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, selbst ein Verfolgter des NS-Regimes, die Leitung. Die Staatsanwaltschaft legte eine 700 Blätter umfassende Beweissammlung vor – es waren 252 Zeugen vernommen worden −; dazu legten die Ermittler 17 Bände mit weiteren Dokumenten, Lagerplänen und Fotos vor. Gegen 24 Beschuldigte wurde Mordanklage erhoben, Wilhelm Boger wurde die Beteiligung an Selektionen, Bunkerentleerungen, Erschießungen sowie Tötung von Häftlingen bei Vernehmungen zur Last gelegt.

Gegen 22 Beschuldigte wurde im 1. Auschwitzprozess am 20. Dezember 1963 unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Hans Hofmeyer im Frankfurter Römer durch das Schwurgericht Frankfurt am Main das Verfahren eröffnet. Die Angeklagten leugneten durchweg jede Beteiligung an Verbrechen in Auschwitz. Boger selbst beleidigte und verhöhnte Zuschauer und verwendete im Gerichtssaal den Hitlergruß. Boger sagte aus, dass es für ihn während der „nationalsozialistischen Herrschaft“ nur den „Gesichtspunkt gab, die gegebenen Befehle des Vorgesetzten ohne Einschränkung auszuführen“. Erst am 145. Verhandlungstag ließ er sich zum einzigen Eingeständnis seiner Schuld ein: „… und nach etwa zwei oder drei Erschießungen sagte Grabner: ‚Kwadernak, geben Sie Ihr Gewehr ab, es schießt weiter Oberscharführer Boger.‘ Daraufhin habe ich zwei Häftlinge erschossen. Alsdann hat Grabner wieder eine Ablösung befohlen … Das war der einzige Fall, wo ich herangezogen wurde, wo ich befehlsgemäß von Grabner, Exekutionen durchgeführt habe.“

Die ehemalige Lagerinsassin Dounia Zlata Wasserstrom sagte dagegen am 23. April 1964 als Zeugin aus: „Ein kleiner Junge im Alter von etwa vier bis fünf Jahren sprang vom Lkw herunter. Er hatte einen Apfel in der Hand. Woher die Kinder kamen, weiß ich nicht. In der Tür stand Boger. Das Kind stand neben dem Lkw mit dem Apfel. Boger ging zu dem Kind hin, packte es an den Füßen und warf es mit dem Kopf an die Wand. Den Apfel steckte er ein … Eine Stunde später kam Boger und rief mich zum Dolmetschen. Dabei aß er den Apfel. Das Ganze habe ich mit eigenen Augen gesehen. Das Kind war tot.“

Am 19. August 1965 begann, nach 183 Verhandlungstagen, die Urteilsverkündung in der „Strafsache gegen Mulka und andere“. Sie dauerte zwei Tage. Wilhelm Boger wurde wegen Mordes in mindestens fünf Fällen und gemeinschaftlichen Mordes zu lebenslänglich und zusätzlich 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Zudem verlor er die Bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit. Er hat sich zu keinem einzigen Anklagepunkt schuldig bekannt und starb 1977 in Haft. Ein von seiner Frau gestelltes Gnadengesuch wurde nicht mehr bearbeitet.


Bolender, Kurt

SS-Unterscharführer, T4

*21.05.1912 Duisburg. Leichenverbrenner in verschiedenen Vergasungsanstalten. SS-Unterscharführer in Sobibor, beteiligt an Probevergasungen. Einer der gefürchtetsten Männer im Lager. Dezember 1942 wegen Anstiftung einer Zeugin zum Meineid im Ehescheidungsverfahren von SS- und Polizeigericht Krakau zu einer Haftstrafe im SS-Straflager Danzig-Matzkau verurteilt. Danach wieder Aktion Reinhard, auch Juden-Arbeitslager Dorohucza. Nach 1945 für tot erklärt. Unter dem Namen Wilhelm Kurt Vahle Portier der Er und Sie Bar und im Hofbräuhaus in Hamburg. Suizid am 10.10.1966 in U-Haft.


Bormann, Martin

Leiter der Parteikanzlei

*17.06.1900 Wegeleben bei Halberstadt als Sohn eines Postbeamten. Am 17.03.1924 mit Rudolf Höß vom Reichsgericht in Leipzig wegen Beteiligung an einem Fememord zu 1 Jaht Haft verurteilt. 1927 NSDAP. 1928 im Stab der Obersten SA-Führung. 1929 Heirat Gerda Buch, Tochter des Obersten Parteirichters, Hitler und Heß als Trauzeugen. Februar 1930 Leiter der Hilfskasse der NSDAP. Juli 1933 Stabsleiter der Dienststelle Stellvertreter des Führers (Heß). Oktober 1933 NSDAP-Reichsleiter (Hitler direkt unterstellt). Nach Heß´Englandflug Mai 1941 Umbenennung der Dienststelle in Parteikanzlei. Goebbels am 20.05.1941 im Tagebuch: „Heß war kurzsichtig aber anständig. Was aber haben wir von Bormann zu erwarten?“ Ende 1942 de facto Stellvertreten Hitlers. April 1943 Ernennung zum Sekretär des Führers. Am 11.07.1943 Rundschreiben Nr. 33/43 g (faks. Abdruck bei Lang.Eichmann): „Im Auftrage des Führers teile ich mit: Bei der öffentlichen Behandlung der Judenfrage muß jede Erörterung einer künftigen Gesamtlösung unterbleiben. Es kann jedoch davon gesprochen werden, dass die Juden geschlossen zu zweckentsprechendem Arbeitseinsatz herangezogen werden.“ gest. am 02.05.1945 durch Suizid in Berlin. Lit.: Longerich.


Bothmann, Hans

Kriminalkommissar und SS-Hauptsturmführer (1942)

*11.11.1911 Lohe/Süderdithmarschen. 1932 HJ, 1933 SS. Sicherheitspolizei in Posen. April 1942 bis April 1943 sowie Mai 1944 bis Januar 1945 Kommandand des Vernichtungslagers Chelmno (massenmord mittels Gaswagen). Suizid 04.04.1945 in brit. Haft in Heide in Holstein.


Bouhler, Philipp

Euthanasiebevollmächtigter Hitlers (1939)

*11.09.1899 München als Sohn eines Oberst. NSDAP-Mitglied Nr. 12.  1920 Volontär im J.F.Lehmanns Verlag (Führerlexikon), 1921 im Verlag Völkischer Beobachter. 1922 zweiter Geschäftsführer der NSDAP. 1923 Teilnehmer Hitlerputsch, deshalb Blutordensträger. 1925 Reichsgeschäftsführer der NSDAP, 1928 Schriftführer Nationalsozialistische Gesellschaft für Deutsche Kultur (Brenner). 1933 SS, NSDAP-Reichsleiter (Hitler direkt unterstellt), MdR. 1934 Vorsitzender der Parteiamtlichen Prüfungskommission zum Schutz des NS-Schrifttums. Oktober 1934 Chef Kanzlei des Führers. 1936 SS-Obergruppenführer. Ab 1939 verantwortlich für den Massenmord an Behinderten.Goebbels am 31.01.1941 im Tagebuch: „Mit Bouhler Frage der stillschweigenden Liquidierung von Geisteskranken besprochen. 80 000 sind weg, 60 000 müssen noch weg. Bouhler ist der rechte Mann dazu.“ Am 19.05.1945 von Amerikanern verhaftet. Suizid bei Dachau.


Brack, Viktor

T4

*09.11.1904 Haaren bei Aachen. Sohn eines Praktischen Arztes, der Himmlers Frau bei der Geburt half. 1923 SA. 1928 Vorlesungsteilnehmer am Anthropologischen Institut München. Diplom-Wirtschaftsingenieur. 1929 NSDA/SS. Ab 1930 Fahrer Himmlers. 1932 im Braunen Haus, 1933 im Stab Bouhlers ebenda. 1934 Bouhlers Stabsleiter in der Kanzlei des Führers (KdF) in Berlin. 1936 Reichsamtsleiter und Chef Amt II KdF. 1939 Oberdienstleiter, Organisator des Massenmords an Kranken, ab 1942 verantwortlich für den Judenmord in den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka. 1944 SS-Sturmbannführer, Todesurteil 20.08.1947 im Nürnberger Ärzteprozeß. Hinrichtung am 02.06.1948 in Landsberg.


Brunner, Alois

SS-Hauptsturmführer (1942)

*08.04.1912 Rohrbrunn in Österreich. 1931 NSDAP/SA. 1938 SS, Eichmanns Sekretär in Wien. 1939 sowie 1941/42 verantwortlich für die Erfassung und Deportation österreichischer Juden. Ende 1942 bis Januar 1943 Deportation Berliner Juden. Ab Februar 1943 im griechischen Saloniki, Juli 1943 bis August 1944 Leiter eines Sonderkommandos der Gestapo in Frankreich. September 1944 Arbeitslager Sered/Preßburg zur Deportation slowakischer Juden. Unter dem Namen Alois Schmaldienst zunächst Wohnsitz nache Essen. 1954 in Paris in Abwesenheit zum Tode verurteilt, Flucht nach Damaskus/Syrien. Q.: 50 Js. 36.019/84 StA Ffm. Lit.: Safrian.


Bühler, Josef

Stellvertreter des Generalgouverneurs in Polen

*16.02.1904 Waldsee in Württemberg als eines von zwölf Kindern eines Bäckers. Jurist. 1930-1932 in der Anwaltskanzlei von Hans Frank in München. NSDAP aus taktischen Gründen erst April 1933. 1933 Amtsgerichtsrat. 1935 Oberstaatsanwalt am Oberlandesgericht München. 1938 Leiter des Ministerialbüros seines Gönners Frank (ab 1934 Reichsminister ohne Geschäftsbereich). Dezember 1939 Amtschef des Generalgouverneurs Frank in Krakau, ab März 1940 im Range eines Staatssekretärs. Ab Mai 1940 vorläufig, ab Juni 1941 endgültig Franks Stellvertreter. Teilnehmer der Wannseekonferenz am 20.01.1942 über die Endlösung der Judenfrage. Im Protokoll heißt es:“Staatssekretär Dr. Bühler stellt fest, dass das Generalgouvernement es begrüßen würde, wenn mit der Endlösung dieser Frage im Genaralgouvernement begonnen würde.“ Todesurteil 10.07.1948 in Warschau. Hinrichtung am 21.08.1948. Lit.: Musial.


Bürckel, Josef

NSDAP-Gauleiter (GL)

*30.03.1895 Lingenfeld in der Pfalz. Lehrer. Ab 1921 in der Bewegung. 1925 Beitritt NSDAP. 1926 GL Pfalz (1935 Saarpfalz, 1942 Westmark genannt). 1930 MdR. 1934 Saarbevollmächtigter Hitlers, 1935 Reichskommissar für die Rückgliederung des Saargebiets. Goebbels am 19.08.1937 im Tagebuch: „Er ist ein ganz undisziplierter Bursche.“ 1938 zusätzlich Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich, das heißt: für die Gleichschaltung Österreichs. 1939/40 zusätzlich GL Wien, Reichsstatthalter Ostmark und Reichsverteidigungskommissar. August 1940 Reichsstatthalter Westmark in Neustadt an der Weinstraße sowie Chef der Zivilverwaltung in Lothringen. SS- und SA-Obergruppenführer. Obergruppenführer im NS-Kraftfahrkorps. gest. 28.09.1944 Neustadt/Haardt. Lit.: Stadtverband Saarbrücken.


Burger, Anton

SS-Hauptsturmführer (1945)

*19.11.1911 Neukirchen in Österreich. 1932 NSDAP. 1933 Entlassung aus österreichem Bundesheer wegen NSDAP-Mitgliedschaft. 1935 dt. Staatsbürger. 1938 Zentralstelle für jüdische Auswanderung Wien bei Eichmann, 1939 Prager Zentralstelle. Ende 1942 im Reichssicherheitshauptamt, Abt. IV B (Judenreferat). Februar 1943 in Saloniki zur Deportation der mazedonischen Juden nach Auschwitz (46 000 Menschen). Vom 04.07.1943 bis Ende Januar 1944 Kommandant von Theresienstadt. März 1944 Leiter des Judenreferats beim Befehlhaber der Sicherheitspolizei und des SD Athen zur Deportierung von Juden aus Athen, Korfu und Rhodos. Am 12.05.1945 Verhaftung auf einer Alm bei Altaussee im Salzkammergut (Wildt), Flucht aus Internierung. Unter dem Namen Wilhelm Bauer Rentner in der BRD (Weiß). gest. am 25.12.1991 Essen. Lit.: Safrian.