Index der Täter – F
Hier werden Personen der Zeit des Nationalsozialismus erwähnt, die sich aktiv am System beteiligten und in den Texten vorheriger Seiten Erwähnung fanden.
Finke, Erich
Internist
*13.04.1905 Herne in Westfalen. Stabsarzt der Luftwaffe. Assistent Holzlöhners bei den tödlichen „Abkühlversuchen am Menschen“ im KZ Dachau. Luftwaffen-Hospital Westerland. Oktober 1942 Teilnehmer der Tagung Seenot (Dachau-Versuche). April 1943 Kriegsverdienstkreuz II.Klasse mit Schwertern. gest. 04.05.1945 Lazarett Neustadt in Holstein.
Frank, Hans
Reichsrechtsführer
*23.05.1900 Karlsruhe. Freikorps Epp. 1923 SA/NSDAP, Teilnahme Hitlerputsch. 1926 Rechtsanwalt in München, Rechtsbeistand Hitlers (Taschenbrockhaus). 1928 Gründer des Bundes Nationalsozialistischer Deutscher Juristen, BNSDJ (ab 1936 NS-Rechtswahrerbund genannt). 1930 MdR und (bis Juli 1942) Leiter des Reichsrechtsamts der NSDAP. 1933/34 bayerischer Justizminister, Reichskommissar für die Gleichschaltung der Justiz in den Ländern, Reichsführer BNSDJ. Am 26.06.1933 Gründung der Akademie für Deutsches Recht (BA R 61), 1934 (bis 1942) Präsitent der Akademie. Dezember 1934 (bis 1945) Reichsminister ohne Geschäftsbereich. Goebbels am 13.07.1935 im Tagebuch:“Frank: viel Geschrei, aber kein Ei.“ Ab 25.10.1939 Generalgouverneur im besetzten Polen, Hitler direkt unterstellt. Am 15.10.1941 Verordnung:“Juden, die den ihnen zugewiedenen Wohnbezirk unbefugt verlassen, werden mit dem Tode bestraft.“ Frank am 16.12.1941 in Regierungssitzung:“Mitleid wollen wir grundsätzlich nur mit dem deutschen Volke haben, sonst mit niemendem auf der Welt. Wir müssen die Juden vernichten, wo immer wir sie treffen.“ Frank am 01.08.1942 auf einer Großkundgebung der NSDAP in Lemberg, unter großer Heiterkeit der Menge:“Es soll doch in dieser Stadt einmal Tausende und Abertausende von diesen Plattfußindianern gegeben haben – es war keiner mehr zu sehen. Ihr werdet doch am Ende mit denen nicht böse umgegangen sein?“ Inbegriff eines korrupten und prunksüchtigen Potentaten: vier Residenzen, so das Königsschloß in Krakau und das Belvedere-Palais in Warschau. Verhaftung am 04.05.1945 durch US-Army im Hotel Bergfried in Neuhaus am Schliersee. Sicherstellung des größten Teils seines Diensttagebuches. Todesurteil am 01.10.1946 im Nürnberger Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher (Internationales Militär-Tribunal), Hinrichtung am 16.10.1946 Nürnberg. Q.: Diensttagebuch.
Frank, Karl Hermann
SS-Gruppenführer (1943)
*24.01.1898 Karlsbad. Buchhändler. 1933 stellv. Vorsitzender der Sudetendeutschen Partei, Ersatzorganisation der verbotenen NSDAP. 1936 Stellvertreter Henleins. 1938 SS, Stellv. NSDAP-Gauleiter Sudetengau. 1939-1944 Staatssekretär beim Reichsprotektor Böhmen und Mähren, zugleich Höherer SS- und Polizeiführer. Hinrichtung 22.05.1946 in Prag. Q.: Birn.
Freisler, Roland
Jurist
*30.10.1893 Celle. Leutnat im I.Weltkrieg. 1920 Entlassung aus sowj. Kriegsgefangenschaft. 1922 Promotion in Jena bei Hedemann und Koellreuter. 1924 Rechtsanwalt und Stadtverordneter in Kassel. 1925 NSDAP. 1931 im Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen (Führerlexikon). 1932 MdR. 1933 Ministerialdirektor und Leiter der Personalabteilung im Preußischen Justizministerium, Leiter der Abt. Sabotagebekämpfung. 1933 Denkschrift Nationalsozialistisches Strafrecht (zit.n.Poliakov,Diener): „Das in einem Staate geltende Strafrecht ist in besonderem Maße Ausdruck des Wesens des Staates selbst.“ 1934 Goldenes Parteiabzeichen. April 1934 Staatssekretär im Reichsjutizministerium, zuständig für den 1934 gegründeten Volksgerichshof (VGH), Stellv. Leiter und Vorsitzender der Strafrechtsabteilung der von Hans Frank gegründeten Akademie für Deutsches Rechts. Teilnehmer der Tagung der hösten Juristen des Reiches am 23./24.04.1941 in Berlin: Informierung über die Vernichtung lebensunwerten Lebens mittels Gas (Auss. Ammon,Ks 1/69 GStA Ffm.) und Scheinlegalisierung des Krankenmords durch Schlegelberger. Teilnehmer der Wannseekonferenz am 20.01.1942 über die Endlösung der Judenfrage. Ab 23.08.1942 Präsident des VGH, genannt Blutrichter. Freisler zu dem angeklagten Prister Alfred Delp, Mitglied des Kreisauer Kreise (zit.n. I.Müller): „Sie Jämmerling, Sie pfäffisches Würstchen – und so etwas erdreistet sich, unserem geliebten Führer ans Leben zu wollen … eine Ratte – austreten, zertreten sollte man so was.“ Herausgeber des Jahrbuchs des Deutschen Rechts sowie der Zeitschrift Deutsches Strafrecht und Deutsches Gemein- und Wirtschaftsrecht. gest. 03.02.1945 im Keller des VGH bei Bombenangriff.
Frenzel, Karl
SS-Oberscharführer
*28. August 1911 in Zehdenick; gest. am 2. September 1996 in Garbsen, war SS-Oberscharführer und Kommandant des Lagers I im Vernichtungslager Sobibor.
Frenzel, von Beruf Zimmermann und Fleischer, trat 1930 der SA und der NSDAP (Mitgliedsnr. 334.948) bei. Im Rahmen der Aktion T4 war er ab Januar 1940 in den Euthanasieanstalten Grafeneck, Hadamar und Bernburg eingesetzt.
Vom 28. August 1942 bis zum Gefangenenaufstand am 14. Oktober 1943 war er tätig im Vernichtungslager Sobibor. Dort nahm er an der „Endlösung“ teil, der unter anderem systematisch betriebenen, industriellen Ermordung tausender von Gefangenen im Rahmen der Aktion Reinhardt.
Ende 1943 wurde er in der Operationszone Adriatisches Küstenland zur Sonderabteilung Einsatz R nach Triest versetzt, die der „Judenvernichtung“, der Konfiszierung jüdischen Vermögens und der Partisanenbekämpfung diente.
Nach Kriegsende wurde er von der US-Army festgenommen und in einem Kriegsgefangenenlager nahe München interniert, aus dem er Ende November 1945 entlassen wurde. Später arbeitete er in einem Film-Atelier in Göttingen.
Am 20. Dezember 1966 wurde er für den Mord an sechs Juden und für seine weitere Teilnahme an dem Mord an 150.000 Lagerinsassen als Kommandant des Vernichtungslagers von Sobibór Nr. I vom Landgericht Hagen im Sobibor-Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Jahr 1982 wurde er aufgrund einer Formsache („juristische Schlamperei“) nach einem Revisionsverfahren von seiner lebenslangen Haftstrafe freigesprochen. Im Jahr 1983 konfrontierte ihn der Sobibór-Überlebende Thomas Blatt mit seiner Vergangenheit und versuchte in einem Gespräch Frenzels Motiven nachzugehen.
1985 wurde Frenzel erneut zu lebenslanger Haft verurteilt. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes wurde die Strafe jedoch erlassen. Frenzel lebte bis zu seinem Tod 1996 in einem Altenheim nahe Hannover.
In dem britisch-jugoslawischen Film Sobibor (Escape from Sobibor) wurde Karl Frenzel von Kurt Raab gespielt.
Frick, Wilhelm
Reichsinnenminister
*12.03.1877 Alsenz/Pfals. Jurist. 1917 Oberamtmann der Polizeidirektion München. 1923 Teilnehmer Hitlerputsch, mit Hitler in Landsberg inhaftiert. 1924 Führer der Reichtagsfraktion der NSDAP. Reichsamtsleiter . 1928 Fachgruppenleiter Verwaltungsfragen der Nationalsozialistischen Gesellschaft für Deutsche Kultur. 1930/31 Innen- und Volksbildungsminister in Thüringen, erster NS-Minister einer Landesregierung. Am 05.04.1930 Erlaß Wider die Negerkultur für deutsches Volkstum. 1933 Reichsinnenminister, verantwortlich für die Gleichschaltung von NS-Unrecht. Mitglied Akademie für Deutsches Recht. Vertraulicher Runderlaß vom 03.01.1936 (Faks.Abdruck bei Rose):“Das deutsche Volk setzt sich aus Angehörigen verschiedener Rassen (nordische, fälische, dinarische, ostische, westische, ostbaltische) und ihren Mischungen zusammen. Das danach im deutschen Volk vorhandene Blut ist das deutsche Blut … Zu den artfremden Rassen gehören alle anderen Rassen, das sind in Europa außer den Juden regelmäßig nur die Zigeuner.“ Goebbels am 04.10.1937 im Tagebuch:“Erleidet an Überwertigkeitskomplexen.“ 1942 Hitler-Dotation (Schenkung) von 250000 Reichsmark. Am 24.08.1943 auf den Posten des Reichsprotektors von Böhmen und Mähren abgeschoben. Todesurteil 01.10.1946 im Nürnberger Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher (Internationales Militär-Tribunal). hingerichtet am 16.10.1946 in Nürnberg. Letzten Worte unter dem Galgen (Maser,S.504):“Es lebe das ewige Deutschland.“
Fritsch, Werner Freiherr von
General der Artillerie
*04.08.1880 Schloß Benrath bei Düsseldorf als Sohn eines Genaralleutnants. Ab 01.02.1934 Chef der Heeresleitung, am 02.05.1935 umbenannt in Oberbefehlshaber des Heeres. Tolerierte Hitlers Morde während der Röhm-Affäre. 1935 im Tagesbefehl (Dirks/Janßen): „Wer schädigend gegen den NS-Stast handelt, ist ein Verbrecher.“ Nach einer Intrige, er sei homosexuell, Februar 1938 gestürzt. Rehabilitierung März 1938 durch Reichskriegsgericht. gest. 22.09.1939 Kriegstod in Praga (Vorstadt von Warschau) als Chef des 12. Artillerieregiments. Lit.:Ueberschär I.
Furtwängler, Wilhelm
Dirigent
*25.01.1886 Berlin. Dirigent der Berliner Philhamoniker. 1933 von Göring zum Preuß. Staatsrat ernannt. 1934 Vizepräsident der Goebbels unterstehenden Reichsmusikkammer. Senator der Deutschen Akademie München (Führerlexikon), eine Akademie zur Wissenschaftlichen Erforschung und Pflege des Deutschtums. Von NS-Propaganda als Aushängeschild benutzt. Konflikt mit Goebbels wegen Eintretens für Hindemith, November 1934 vorübergehend Niederlegung seiner Ämter. Goebbels am 27.06.1936: „Er hat viel gelernt und ist ganz bei uns.“ 1936 Hauptdirigent der Bayreuther Festspiele. Gest. am 30.11.1954 Ebersteinburg in Baden-Baden.