Index der Täter – L
Hier werden Personen der Zeit des Nationalsozialismus erwähnt, die sich aktiv am System beteiligten und in den Texten vorheriger Seiten Erwähnung fanden.
Lachmann, Erich
SS-Scharführer
*6. November 1909 in Liegnitz; gest. 23. Januar 1972 in Wegscheid war ein deutscher SS-Scharführer und an der „Aktion Reinhardt“ im Vernichtungslager Sobibor beteiligt. Lachmann wurde im Sobibor-Prozess freigesprochen.
Lachmann, von Beruf Maurer, war bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges bei verschiedenen Betrieben als Maurer tätig. Ab 1933 gehörte er dem Stahlhelm an und nach Übergang dieser Organisation in die SA, war er auch kurzzeitig Mitglied der SA. Lachmann war kein NSDAP-Mitglied.
Nach Kriegsausbruch wurde Lachmann zur Hilfspolizei eingezogen und wurde trotz nicht bestandener Prüfung zum Oberwachtmeister befördert. Im September 1941 wurde er zum Zwangsarbeitslager Trawniki versetzt, wo er als Kurier und Ausbilder der Trawnikimänner zuständig war. Ab spätestens Juni 1942 war er im Vernichtungslager Sobibor eingesetzt und übernahm dort die Leitung der Trawniki-Wachmannschaft bis Herbst 1942. Durch den neuen Lagerkommandanten Franz Reichleitner, der Lachmann für unfähig hielt, wurde er ins Zwangsarbeiterlager Trawniki zurückversetzt. Von dort desertierte er mit seiner polnischen Freundin Ende 1942/Anfang 1943 und wurde sechs Wochen später von der Polizei in Warschau aufgegriffen. Durch das SS- und Polizeigericht in Lublin wurde er deswegen zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in verschiedenen Haftanstalten verbrachte. Noch im März 1945 wurde er aus dem Straflager der SS und der Polizei Dachau im KZ Dachau entlassen und einer Strafkompanie zugewiesen. Nach sechswöchiger militärischer Ausbildung wurde er im Brandenburger Gebiet als Soldat gegen die Rote Armee eingesetzt. Nachdem er im Mai 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet, wurde er wegen angeblicher Sabotage zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. 1950 wurde er begnadigt und am 5. Mai 1950 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen.
Charakter
Erich Hermann Bauer charakterisierte ihn als einen Alkoholiker und Dieb. Die überlebenden Lagerinsassen Margulies und Lichtman haben gesehen, wie er junge Mädchen vergewaltigte. Nach seinen Angaben hatte er keinen Hass auf Juden, er kaufte sogar bei einem Juden in Liegnitz seine Anzüge. Er wurde vom Gericht als „geistig erheblich minderbemittelt“ charakterisiert.
Ermittlungen und Freispruch
Im Zuge der Ermittlungen Anfang der 1960er Jahre wurde Lachmann in Haft genommen. 1966 wurde er schließlich im Sobibor-Prozess vom Vorwurf der Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord an mindestens 150.000 Personen wegen Putativ-Notstand freigesprochen.
Lambert, Erwin
SS-Unterscharführer, T4
*07.12.1909 Schildow. 1933 NSDAP, Blockleiter. Gaskammern- und Krematorienbauer der Vergasungsanstalten, auch in Treblinka und Triest (KZ San Saba) eingesetzt. Lernte seine Ehefrau Maria, Pflegerin der Vergasungsanstalt Hartheim, beim Bunten Abend im KZ Mauthausen kennen. Heirat am 03.06.1944 in Linz. Nach 1945 Inhaber eines Fliesenlegergeschäfts in Stuttgart. Im Treblinkaverfahren am 03.09.1965 vom LG Düsseldorf zu 4 Jahren Haft verurteilt. gest. am 15.10.1976 Stuttgart (BAL).
Lange, Herbert
SS-Sturmbannführer (1944) und Kriminalrat
*29.09.1909 Menzlin in Vorpommern. 1932 NSDAP/SA, 1933 SS. Lagerleiter von Fort VII in Posen (Exekutionssstätte) bis 15.10.1939 (117 AR-Z 37/83 ZSt). 1940 Chef des Sonderkommandos Lange, das Geisteskranke, Polen und Juden (z.T. mit Gaswagen) mordete. Dezember 1941 bis März 1942 Kommandant des Vernichtungslagers Chelmno. Danach Kriminalrat im Reichssicherheitshauptamt, Abt. IV E3, unter anderem mit der Aufklärung des Attentats vom 20.Juli 1944 befaßt. Kriegstod am 20.04.1945 Bernau/Berlin.
Lange, Rudolf
Jurist und SS-Standartenführer (1945)
*18.04.1910 Weißwasser in Preußen. 1932 Promotion in Jena. 1933 SA, 1936 Wechsel zu SS und Gestapo. Diverse SS-Einsätze, unter anderem Mai 1938 Staatspolizeileitstelle Wien. September 1940 Stellv.Leiter der Stapoleitstelle Berlin. Juni 1941 Stabschef der Einsatzgruppe A, zeitweise Führer des Teilkommandos 2. Ab 03.12.1941 Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD Lettland (KdS), befehligte Massaker am Stadtrand von Riga. Teilnahme Wannseekonferenz 20.01.1942 zur Endlösung der Judenfrage. 1945 KdS Posen. Kriegstod Februar 1945 in Posen. Lit.: Krausnick/Wilhelm.
Langefeld, Johanna
Oberaufseherin in den Konzentrationslagern Ravensbrück und Auschwitz
*05.03.1900 in Kupferdreh, heute Stadtteil von Essen. Langefeld wuchs in einer evangelisch-lutherisch und nationalistisch geprägten Familie auf. Ihr Vater arbeitete als Schmied. Sie zog 1924 nach Mülheim und heiratete Wilhelm Langefeld, der zwei Jahre später infolge einer Lungenkrankheit starb. Nach der Trennung von ihrem neuen Partner zog sie 1928 nach Düsseldorf und gebar im selben Jahr einen Sohn. Bis zum Anfang der 1930er Jahre war sie arbeitslos und arbeitete dann als Leiterin eines Hauswirtschaftkurses in Neuss. Ab 1935 war Langefeld als Hausmutter und Hilfsaufseherin in der Arbeitsanstalt Brauweiler beschäftigt, in der sogenannte asoziale Frauen inhaftiert waren. Am 30. September 1937 erfolgte ihr Eintritt in die NSDAP.
Ab dem 1. März 1938 war Langefeld im KZ Lichtenburg als Aufseherin eingesetzt, wo sie am 1. März 1939 zur Oberaufseherin ernannt wurde. Am 15. April wurde das Frauen-KZ in das im Aufbau befindliche KZ Ravensbrück verlegt, Johanna Langefeld blieb in ihrer Funktion. Am 1. Februar 1942 bekam sie von Max Koegel den Auftrag, die Häftlinge zusammentreiben zu lassen, die im Rahmen der Mordaktion „14f13“ ermordet werden sollten, Mitte März 1942 bekam sie von dem Chef des Inspektion der Konzentrationslager, Richard Glücks, den Auftrag, ein Frauen-Konzentrationslager im Stammlager des KZ Auschwitz mit 10 Aufseherinnen und 100 Funktionshäftlingen aus dem KZ Ravensbrück aufzubauen. Dieses Frauenlager wurde im Sommer 1942 nach Birkenau verlegt. Rudolf Höß, der Standortälteste des KZ Auschwitz, schreibt in seinen Erinnerungen, dass er Johanna Langefeld für ungeeignet für die Lagerführung gehalten und deshalb das Frauenlager dem Schutzhaftlagerführer Hans Aumeier unterstellt habe. Während des Besuchs des Reichsführers der SS, Heinrich Himmler, trug Höß in Gegenwart von Langefeld Himmler seine Kritik vor und bat darum, Langefeld weiterhin dem Schutzhaftlagerführer zu unterstellen. Himmler lehnte das Ansinnen von Höß mit der Begründung ab, dass ein Frauenlager von einer Frau geführt werden solle, und schlug vor, Langefeld einen SS-Führer zur Unterstützung zuzuteilen, was nicht umgesetzt wurde. Langefeld kehrte nach Rücksprache mit Oswald Pohl Anfang Oktober 1942 in das KZ Ravensbrück zurück und übernahm dort den Posten der Oberaufseherin von Maria Mandl, die wiederum ihrerseits Langefelds Posten im KZ Auschwitz übernahm. Im April 1943 wurde sie wegen der Unterstützung von weiblichen polnischen Häftlingen verhaftet, da sie die Exekution von Opfern medizinischer Versuche verhindert haben soll. Margarete Buber-Neumann, Blockälteste und Sekretärin von Langefeld, kam infolge der Vorwürfe gegen Langefeld im KZ Ravensbrück bei Dunkelarrest für 10 Wochen in den Bunker. Aus Mangel an Beweisen wurde Langefeld von dem SS- und Polizeigericht in Breslau freigesprochen und aus dem KZ Ravensbrück entlassen. Nach der Entlassung zog sie mit ihrem Sohn zu ihrer Schwester nach München und arbeitete bei BMW.
Nach 1945
Am 20. Dezember 1945 erfolgte ihre Verhaftung durch die US-Armee, ihre Vernehmung im Rahmen des Ravensbrück-Prozesses und die Überstellung nach Landsberg. Am 23. September 1946 wurde sie an die polnischen Behörden ausgeliefert, die bereits den Krakauer Auschwitzprozess vorbereiteten. Am 23. Dezember 1946 floh Langefeld aus dem Gefängnis, tauchte in einem polnischen Kloster unter und arbeitete in einem Privathaushalt. Erst 1957 kehrte die illegal in Polen lebende Langefeld nach Deutschland zurück und zog wieder zu ihrer Schwester nach München. Sie starb am 20. Januar 1974 in Augsburg. Nach ihrem Tod stellte die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main die Ermittlungen gegen sie ein.
Verbrechen
Im Juli 1940 ließ Langefeld die Fenster des jüdischen Blocks im KZ Ravensbrück verriegeln und für drei Tage das Wasser absperren. Im Februar 1942 stellte Langefeld Transporte von selektierten weiblichen Ravensbrückhäftlingen in die Euthanasieanstalt Bernburg zusammen, wo diese in der Aktion 14f13 vergast wurden. Als Oberaufseherin im Frauenlager des KZ Auschwitz nahm sie ebenfalls an Selektionen teil und bestimmte Häftlinge für die Vergasung.
Leibbrandt, Georg
Reichsamtsleiter im Ministerium für die besetzten Ostgebiete
*05.09.1899 Hoffnungstal bei Odessa (Ukraine) als Sohn eines deutschen Kolonisten. Im I.Weltkrieg Dolmetscher der Wehrmacht in der Ukraine. 1933 NSDAP, im Außenpolitischen Amt der NSDAP (APA) unter Rosenberg, 1935 ebenda Hauptleiter, für Angelegenheiten Osten zuständig. 1940 Lehrauftrag Universität Berlin. 1941 zusätzlich im Sonderstab Ost im Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg zum Raub »herrenlosen Kulturguts von Juden« (de Vries), November 1941 als Reichsamtsleiter im Ostministerium Rosenbergs, Leiter der Politischen Abteilung. Teilnehmer der Wannseekonferenz am 20.01.1942 über die Endlösung der Judenfrage. August 1943 Freistellung zur Marine. 1949 Entlassung aus alliierter Internierung. Am 10.08.1950 Einstellung Ermittlungsverfahren LG Nürnberg. Experte der Ost-Abteilung des Auswärtigen Dienstes (Hilberg), Wohnsitz Unterweisach. gest. 1982. Q.: Weiß.
Liebehenschel, Arthur
SS-Obersturmbannführer (1941)
*25.11.1901 Posen. 1932 NSDA/SS. Adjutant KZ Columbia-Haus und KZ Lichtenburg bei Torgau. 1937 Abteilungsleiter im Stab des Führers der SS-Totenkopfverbände (Eicke). 1940 Stabsführer und Vertreter des Inspekteurs der Konzentrationslager. Liebehenschel 1941 (BA NS 4 GR): „In den Vorschlagslisten für die Verleihung der Kriegsverdienstkreuze an SS-Angehörige, die an Exekutionen beteiligt waren, ist unter Begründung einzutragen:>Durchführung von kriegswichtigen Sonderaufgaben.< Das Wort >Exekution< darf auf keinen Fall verwendet werden.“ 1942 Leiter der Abt. D I (Zentralamt. Vom 11.11.1943 bis 08.05.1944 Kommandant in Auschwitz, ab 19.05.1944 in Majdanek. Todesurteil Oberstes Volkstribunal Polen am 22.12.1947 in Krakau. Hinrichtung am 24.01.1948 in Krakau. Q.: Lang,Eichmann.
Linden, Herbert
T4
*14.09.1899 Berlin. 1925 NSDAP, Approbation. Assistent an verschiedenen Heidelberger Kliniken. 1931 wiss. Angestellter, Oktober 1933 Regierungsrat im Reichsgesundheitsamt. Im Sachverständigenbeirat für Bevölkerungs- und Rassenpolitik des Reichsinnenministeriums (RMI). November 1933 Ministerialdirigent im RMI, Abt.IV (Gesundheitswesen und Volkspflege). 1934 Vorsitzender der Reichsarbeitsgemeinschaft (RAG) zur Bekämpfung des Alkoholismus und der RAG für Volksernährung. 1936 im Reichsausschuß zum Schutze des deutschen Blutes. Ab 1939 Organisator des Massenmords an Kranken und Behinderten, Einsatz für Ritters „Zigeunerforschung“. Laut einer Aussage Mauthes begaffte er 1940 in der Vergasungsanstalt Grafeneck die Ermordung eines „Frauentransports“. Ab 23.10.1941 Reichsbeauftragter für die Heil- und Pflegeanstalten (Euthanasie), an Aktion Reinhard beteiligt. Laut Gerstein August 1942 Besichtung Belzec. Suizid am 27.04.1945 in Berlin.
Lolling, Enno
Chefarzt aller Konzentrationslager (ab Februar 1941)
*19.07.1888 Köln. Im I.Weltkrieg Stabsarzt der Marine. Danach Provinzialarzt in Mecklenburg. 1933 SS. 1937 NSDAP, Sanitätsabteilung der SS-Verfügungstruppe Bad Tölz. 1939/40 Erster Lagerarzt Dachau. Ließ in Buchenwald unter anderem so genannte Schrumpfköpfe präparieren, Kogon: „Hunderte von verschiedenen präparierte Menschenhäuten sind auf Anforderung des Dr. Lolling [von der Pathologie des KZ Buchenwald] nach Berlin gesand worden.“ 1943 SS-Standartenführer. gest. durch Suizid 27.05.1945 Lazarett in Flensburg.
Ludendorff, Erich
General
*09.04.1865 Kruszewnia bei Posen. Im I.Weltkrieg Generalstabschef der 8.Armee unter Hindenburg (Sieg von Tannenberg). 1923 in seinem Buch „Kriegsführung und Politik“ Forderung, Deutschland vor dem nächsten Krieg „judenrein“ zu machen (Wette,Wehrmacht). 1923 Teilnehmer Hitlerputsch, deshalb 1925 von NSDAP als Kandidat bei Reichspräsidentenwahl aufgestellt. Deutsch-völkischer Vertreten der Dolchstoßlegende, wonach die im Felde unbesiegte Armee von der Reichsregierung und der politischen Linken in der Heimat verraten worden sei. Goebbels am 12.12.1936 im Tagebuch:“Was würden wir aus ihm machen, wenn er Vernunft annähme!“ gest. am 20.12.1937 in Tutzing
Luther, Martin
SA-Brigadeführer (1942)
*16.12.1895 Berlin. Spediteur. 1932 NSDAP/SA. Unbedeutender Parteigänger, bis er Rippentrop in Berlin-Dahlem kennenlernte. 1936 im Amt Rippentrop. Ab 1938 im Auswärtigen Amt, 1940 Abteilungsleiter Deutschland (Judenfragen, Rassenpolitik), ab 1941 Unterstaatssektretär. Vortragsnotiz (zit.n.Judenverfolgung Italien, NG 4667) vom 04.12.1941 (Über Herrn Staatssekretär von Weizsäcker zur Vorlage beim Herrn Reichsaußenminister): „Die Gelegenheit des Krieges muß genutzt werden, in Europa die Judenfrage endgültig zu beseitigen.“ Teilnehmer Wannseekonferenz am 20.01.1942 über die Endlösung der Judenfrage. Aufgabe, abhängige Regierungen zur Auslieferung der Juden zu nötigen. Luther in einem Telegramm am 21.08.1942 an den Reichsaußenminister über den Fortgang der Endlösung (zit.n.Ermordung): „In der Sitzung am 20.01.1942 [Wannseekonferenz] habe ich gefordert, dass alle das Ausland betreffende Fragen vorher mit dem Auswärtigen Amt abgestimmt werden müßten, was Gruppenführer Heydrich zusagte und auch loyal gehalten hat, wie überhaupt die für Judensachen zuständige Dienststelle des Reichssicherheitshauptamtes von Anfang an alle Maßnahmen in reibungsloser ZUsammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt durchgeführt hat.“ Ab 10.02.1943 Häftling im KZ Sachenhausen, da er seinen Chef Rippentrott zu stürzen versucht hatte. gest. am 13.05.1945 in einem Berliner Krankenhaus.