Index der Täter – P
Hier werden Personen der Zeit des Nationalsozialismus erwähnt, die sich aktiv am System beteiligten und in den Texten vorheriger Seiten Erwähnung fanden.
Papen, Franz von
Zentrums-Politiker
*29.10.1979 Werl. Offizier. Am 01.06.1932 mit Duldung der NSDAP Reichskanzler eines Minderheitskabinetts (Kabinett der Barone). Im Gegenzug am 20.07.1932 Absetzung der preuß. SPD-Regierung per Notverordnung (Preußenschlag), Aufhebung des Verbots von SA und SS. Rücktritt am 17.11.1932. Von Januar 1933 bis Juli 1934 Vizekanzler Hitlers. August 1934 bis März 1938 Gesandter, später Botschafter in besonderer Mission in Wien (Anschluß Österreichs), Danach bis August 1944 Botschafter in Ankara. Freispruch am 01.10.1946 im Nürnberger Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher (Internationales Militär-Tribunal). Am 01.02.1947 von dt. Spruchkammer als Hauptschuldiger zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt. 1949 im Revisionsverfahren sofortige Entlassung. 1959 zum Päpstlichen Geheimkämmerer ernannt (Lewy). Gest. am 02.05.1969 Obersasbach in Baden.
Pauly, Max
KZ-Kommandant und SS-Obersturmbannführer (1937)
*01.06.1907 Wesselburen. Herbst 1939 im Stab des SS-Wachsturmbann Eimann (Konzentationslager,S.286): Unter anderem Ermordung von 1400 Psychiatriepatienten. Oktober 1939 Kommandant des Zivilgefangenenlagers Stutthof bei Danzig. Am 20.02.1942 erster Kommandant des nun offiziennen KZ Stutthof. August 1942 bis Mai 1945 Kommandand in Neuengammen. Todesurteil brit. Militärgericht am 03.05.1946. Hinrichtung am 08.10.1946 Kameln.
Pétain, Philippe
französischer Militärbefehlshaber und Politiker
Henri Philippe Benoni Omer Joseph Pétain (* 24. April 1856 in Cauchy-à-la-Tour, Département Pas-de-Calais; † 23. Juli 1951 auf der Île d’Yeu) war ein französischer Militärbefehlshaber und Politiker.
Er wurde im Ersten Weltkrieg nach seinen Abwehrerfolgen im Jahre 1916 („Held von Verdun“) Oberbefehlshaber der französischen Armee und prägte nach dem Krieg als Marschall von Frankreich und Generalinspekteur der Armee die Verteidigungsdoktrin Frankreichs. Im Vichy-Regime bekleidete er nach kurzer Tätigkeit als Ministerpräsident das Amt des Chef de l’État (Staatschef).
Philippe Pétain wurde als Sohn des Bauern Omer-Verant Pétain und dessen Gattin Clotilde geboren. Von 1867 bis 1875 erhielt er eine Ausbildung im Kolleg Saint-Bertin in Saint-Omer und begann 1876 mit der Offiziersausbildung in der Militärschule Saint-Cyr.
Militärische Karriere
Pétain absolvierte nach der Militärakademie noch die École Supérieure de Guerre in Paris. Er war, abgesehen von einer kurzen Verwendung in Marokko, im französischen Mutterland eingesetzt und kommandierte als Oberst von 1911 bis 1914 das Infanterieregiment 33 in Arras; zu seinen dortigen Untergebenen zählte auch der junge Charles de Gaulle. Beeindruckt von der Feuerkraft der neuen Maschinengewehre (die neben der Artillerie die wichtigste Waffe des Ersten Weltkriegs werden sollten) wurde Pétain zum Gegner der offensiven Doktrin (Offensive à outrance) des französischen Heeres. Dies hatte zur Folge, dass er bei Ausbruch des Krieges trotz seiner bereits 58 Jahre zwar Brigadekommandeur, aber noch nicht General war. Den Rang eines Brigadegenerals erhielt er Ende August 1914 und führte in der Schlacht an der Marne die 6. Division. Ende des Jahres war er bereits Kommandeur des XXIII. Armeekorps. 1915 bewährte er sich in der Schlacht im Artois und der Zweiten Schlacht in der Champagne (nun in der Funktion des Oberbefehlshabers der 2. Armee) als einer der besseren Generäle der französischen Armee. Besonders in der Abwehrschlacht von Verdun 1916 konnte Pétain seine taktischen Grundsätze erfolgreich umsetzen, was ihm den Ehrentitel „Held von Verdun“ einbrachte. 1917 stieg er zum Oberbefehlshaber der französischen Armee auf. In dieser Funktion brachte er die nach dem Scheitern der Offensive an der Aisne und in der Champagne aufgeflammten Meutereien unter Kontrolle. Mit Kriegsende wurde er zum Marschall von Frankreich befördert und war nach Ferdinand Foch die führende Persönlichkeit in der Armee. Zudem war er bei Soldaten und Bevölkerung beliebt, da das Vermeiden von Verlusten ein zentrales Element seiner Strategie war. Seit 1922 setzte sich Pétain vehement für die Errichtung der Maginot-Linie ein. 1925 beendete eine massive französische Militärintervention unter Pétains Führung den Aufstand der Rifkabylen.
Politische Karriere
Ab 1930 wurde Pétain politisch aktiv und unterstützte rechte, antiparlamentarische Kräfte. 1934 wurde er Kriegsminister im Kabinett von Gaston Doumergue, 1939 Botschafter im franquistischen Spanien.
Am 18. Mai 1940 wurde er Vizeministerpräsident. Als sich im für Frankreich katastrophal verlaufenden Krieg von 1940 die Niederlage gegen Deutschland abzeichnete, drängte Pétain auf einen Waffenstillstand.
Nach dem Waffenstillstand beauftragte die Nationalversammlung den bereits 84-Jährigen Pétain mit der Bildung einer Regierung, die in Vichy im unbesetzten Teil Frankreichs ihren Sitz hatte. Ihm und seiner Regierung wurde von der Nationalversammlung die Vollmacht erteilt, eine neue Verfassung auszuarbeiten. Pétain nannte sich daher Chef de l’État und verfügte über nahezu absolute Vollmachten. Das Lied Maréchal, nous voilà wurde in Vichy-Frankreich zu Ehren von „Maréchal Pétain“ während des Zweiten Weltkrieges als inoffizielle Nationalhymne meist direkt nach der Marseillaise gespielt.
Im Prozess von Riom verurteilte seine Regierung einige Vorkriegspolitiker. Seit 1941 verlor das konservativ-autoritäre Vichy-Regime immer mehr seinen Rückhalt in der Bevölkerung, vor allem, weil Pétain sein ursprüngliches Versprechen nicht einhielt, nur sehr eingeschränkt mit Deutschland zu kooperieren.
Im Juli 1942 begannen die französische Polizei und Verwaltung mit der Deportation ausländischer und französischer Juden in die deutschen Vernichtungslager. Am 11. November 1942 besetzten deutsche Truppen den bisher „unbesetzten“ Teil Frankreichs als Reaktion auf die alliierte Landung in Nordafrika. Durch die Unterstützung Hitlers gewann Pierre Laval als Ministerpräsident zunehmend an Einfluss.
Pétain wurde 1944 nach der Landung der Alliierten in der Normandie interniert und mit seinem Stab ins Schloss Sigmaringen im Besitz des Fürsten von Hohenzollern untergebracht. Mit der Regierung kamen rund 2000 Vichyfranzosen ins Exil der damals 5600 Einwohner zählenden Stadt Sigmaringen. Aus der süddeutschen Kleinstadt wurde formal bis zum 21. April 1945 die „Hauptstadt des besetzten Frankreichs“.
Nach Kriegsende und Nachleben
Pétain reiste von Sigmaringen zuerst in die Schweiz aus, wo er einige Zeit in Weesen am Walensee verbrachte. Am 26. April stellte er sich dem französischen Obersten Gerichtshof. Am 14. August 1945 wurde Pétain von einem französischen Kriegsgericht wegen Kollaboration mit Nazideutschland zum Tode verurteilt. Die Strafe wurde durch seinen späteren indirekten Nachfolger Charles de Gaulle in lebenslange Haft und Verbannung auf die Insel Île d’Yeu umgewandelt. Pétain starb 1951 in der Verbannung.
Er wurde in Port-Joinville auf dem Friedhof der Île d’Yeu beigesetzt. Bis heute existiert ein für Pétain vorgesehenes Grab im Beinhaus von Douaumont (Ossuaire de Douaumont) bei Verdun. Um eine Umbettung dorthin zu erzwingen, wurden die Gebeine Pétains zwei Wochen vor den Wahlen zur Nationalversammlung des Jahres 1973 von Anhängern des Marschalls entwendet, zwei Tage später von der Polizei gefunden und am 22. Februar 1973 auf Anweisung von Staatspräsident Georges Pompidou wieder auf die Île d’Yeu überführt.
Da Pétain großen Teilen sowie vor allem der politischen und militärischen Elite immer noch als Kriegsheld galt, wurde er jahrelang eher als Opfer der deutschen Besatzung gesehen und betont, dass sein Regime bei allen Fehlern auch als „Schutzschild“ gegen Nazi-Deutschland gewirkt habe. Die Verbrechen des Regimes wie etwa die Deportation der französischen Juden wurden entweder verschwiegen oder anderen Vichy-Funktionären zugeschrieben. Der Historiker Henry Rousso bezeichnete dies 1987 als das „Vichy-Syndrom“. Noch François Mitterrand legte 1987 wie alle seine Vorgänger eine Rose zur Erinnerung an Pétain in Douaumont nieder; zu diesem Zeitpunkt sorgte der sozialistische Präsident damit aber, als dies 1992 publik wurde, für einen Skandal. Erst Mitterrands Nachfolger Jacques Chirac verurteilte die Verbrechen des Regimes und benannte die Verantwortung des französischen Staates dafür. In einigen rechtsextremen Kreisen, z. B. beim Front national gilt Pétain immer noch als Held; allerdings vermeidet die Vorsitzende Marine Le Pen anders als ihr Vater und Parteigründer das Thema eher.
Pfütze, Bruno
Lagerführer des Zigeunerlagers Auschwitz, SS-Obersturmführer
*09.06.1912 in Nerchau. Pfütze, von Beruf Anstreicher, trat der SS (Mitgliedsnr. 81.491) im Januar 1933 und der NSDAP (Mitgliedsnr. 1.737.180) am 1. April 1933 bei. Ab 1938 war er Angehöriger der SS-Totenkopfverbände und nach Beginn des Zweiten Weltkrieges ab 1940 bei den Polizeiverbänden im Generalgouvernement eingesetzt. Ende 1940 wurde Pfütze in das KZ Auschwitz versetzt. Zunächst war er dort stellvertretender Rapportführer im Stammlager des KZ Auschwitz. Von Ende Februar bis März 1943 war er Lagerführer im „Zigeunerlager Auschwitz“ des KZ Auschwitz-Birkenau. Danach erhielt er eine Ausbildung zum SS-Führer und wurde danach wieder im KZ Auschwitz eingesetzt. Pfütze wurde Lagerführer im SS-Arbeitslager Neu-Dachs und zusätzlich ab Mai 1944 Kompanieführer der 4. und 5. SS-Wachkompanie des KZ Auschwitz-Monowitz, die zur Bewachung mehrerer KZ-Außenlager eingesetzt waren. Am 9. November 1944 wurde Pfütze zum SS-Obersturmführer befördert. Nach der „Evakuierung“ des KZ Auschwitz im Januar 1945 wurde Pfütze im März 1945 als Befehlshaber des SS-Wachbataillons ins KZ Mysen in Grini bei Oslo versetzt. Dort starb Pfütze 1945 vermutlich bei Kampfhandlungen.
Pohl, Oswald
SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS
*30.06.1892 Duisburg als Sohn eines Werkmeisters der August-Thyssen-Hütte. 1918 Marine-Zahlmeister. Freikorps, 1926 NSDAP/SA. 1929 Ortsgruppenleiter und SA-Führer in Swinemünde. 1934 SS, Standatenführer, Verwaltungschef des SS-Hauptamts. 1938 Leiter der SS-Produktionsbetriebe, obgleich keinerlei kaufmännische Vorbildung. Chef des Verwaltungsrats des Deutschen Roten Kreuzes und später Generalbevollmächtigter für vermögensrechtliche Angelegenheiten des DRK. Ab 01.02.1942 Chef des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamts (WVHA). Von Mitarbeitern als Despot beschrieben. Verantwortlich für die Konzentrationslager (KL). Befehl des WVHA vom 06.08.1942 (zit. n. Poliakov, Diener): „Der Chef des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamts, SS-Obergruppenführer Pohl, hat auf Vortrag angeordnet, dass das in allen KL anfallende Menschenschnitthaar der Verwertung zugeführt wird.“ 1942 im Beirat des Entomologischen Instituts des SS-Ahnenerbe im KZ Dachau (Heider). 1943 Gründer der Ostindustrie GmbH (Osti) in Lublin zum Raub jüdischen Vermögens und zur Ausbeutung der jüdischen Arbeitskräfte vor der Ermordung. Freundeskreis Reichsführer-SS. 1945 zunächst in Steinbergkirche an der Flensburger Förde abgetaucht. Todesurteil 03.11.1957 im Pohl-Prozeß. In der Haft Übertritt zum Katholizismus, Verfasser des Buches Credo. Mein Weg zu Gott, mit kirchlicher Druckerlaubnis (Imprimatur) im Girnth Verlag, Landsberg. Pohl behauptet darin, er sei „Unmenschlichkeiten, sofern ich von ihnen Kenntnis erhielt, nachweislich energisch entgegengetreten.“ Hinrichtung erfolgte am 08.06.1951 in Landsberg, letzte Worte: „Gott … befreie Deutschland von seinen schlechten Freunden.“
Pütz, Karl
SS-Obersturmbannführer
*07.02.1911 Aachen. Persönlicher Referent von Nockemann (Lotfi). Dezember 1941 bis November 1943 SS- und Polizeiführer in Rowno (200 000 ermordete Juden). Danach Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD Lublin. gest. durch Suizid am 06.05.1945 St. Märgen im Schwarzwald (8Js 1145/60 StA Wiesbaden).