Index der Täter – S

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Hier werden Personen der Zeit des Nationalsozialismus erwähnt, die sich aktiv am System beteiligten und in den Texten vorheriger Seiten Erwähnung fanden.

 

Sammern-Frankenegg, Ferdinand von

SS-Brigadeführer (1944) und Generalmajor der Polizei

*17.03.1897 Grieskirchen. Dr. jur. 1932 NSDAP/SS. Diverse SS-Einsätze. 1938 MdR. November 1942 bis April 1943 SS- und Polizeiführer im Distrikt Warschau, Leiter Der „Aussiedlung“ von 300 000 Juden aus dem Ghetto Warschau nach Treblinka. April 1943 Polizeigebietsführer in Esseg/Kroatien. gest. am 20.09.1944 in Kroatien, von Partisanen erschossen.



Sauckel,Fritz

Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz (März 1942)

*27.10.1894 Haßfurt in Unterfranken als Sohn eines Postbeamten. Seemann, 1919 Gauleiter Unterfranken des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes (Führerlexikon). 1922 SA, 1923 NSDAP. 1927 NSDAP-Gauleiter Thüringen in Weimar. Am 26.08.1932 (sic) Ministerpräsident und Innenminister, 1933 Reichsstatthalter Thüringen. 1936 Leiter der Wilhelm-Gustloff-Stiftung (ein Märtyrer der Bewegung). 1937 SA-Obergruppenführer, 1939 Reichsverteidigungskommissar für den Wehrkreis IX (Kassel). März 1941 Gast bei Eröffnungsfeier von Rosenbergs Institut zur Erforschung der Judenfrage in Frankfurt a.M. Sauckel organisierte die Verschleppung von Millionen Menschen zur Zwangsarbeit:“Wir werden die letzten Schlacken unserer Humanitätsduselei ablegen“. Hitler-Dotation (Schenkung) von 250 000 Reichsmark. Am 01.10.1946 Todesurteil im Nürnberger Przeß gegen die Hauptkriegsverbrecher (Internationales Militär-Tribunal), Hinrichtung 16.10.1946 Nürnberg. Letzten Worte unter dem Galgen (Maser,S.504): „Ich sterbe unschuldig.“


Schacht, Hjalmar

Bankier

*22.01.1877 Tingleff in Schleswig. 1923 bis Januar 1930 Reichsbankpräsident. Dezember 1930 Treffen mit Göring, Januar 1931 mit Thyssen, Göring, Goebbels und Hitler. Goebbels am 06.01.1931 im Tagebuch:“Er sagt mir viel Schmeichelhaftes, aber ich traue ihm nicht.“ 1932 Mitglied Keppler-Kreis. Am 12.11.1932 an Hitler:“Es unterliegt für mich gar keinem Zweifel, dass die Entwicklung der Dinge nur das eine Ende haben kann und das ist Ihre Kanzlerschaft.“ November 1932 Mitunterzeichner einer Eingabe von Wirtschaftsführern an Hindenburg, Hitler zum Reichskanzler zu berufen: „Die Übertragung der verantwortlichen Leitung … wird die Schlacken und Fehler, die jeder Massenbewegung notgedrungen anhaftet, ausmerzen und Millionen Menschen … zu bejahender Kraft mitreißen.“ 1933 (bis Abberufung im Januar 1939) Reichsbankpräsident, zusätzlich August 1934 bis 1936 Reichswirtschaftsminister. Goldenes Parteianzeichen. November 1937 Rücktritt wegen Differenzen mit Göring, bis 1943 Minister ohne Geschäftsbereich. Freundeskreis Reichsführer-SS, Senator Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Mitglied Akademie für Deutsches Recht, im Vorstand der Deutschen Kolonialgesellschaft. Verhaftung nach Hitler-Attentat am 23.07.1944. Trotz Distanz zum Widerstand Sonderhäftling in Ravensbrück und Flossenbürg. Am 01.10.1946 Freispruch im Nürnberger Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher (Internationales Militär-Tribunal): „Ich hatte von allen Angeklagten den höchsten I.Q.“ Im Spruchkammerverfahren 1947 zu 8 Jahren Haft verurteilt, September 1948 Freispruch und Entlassung aus Internierungslager Ludwigsburg. 1953 Mitinhaber der Düsseldorfer Außenhandelsbank Schacht & Co. Finanzberater von Ägypten, Äthiopien, Brasilien, Indonesien, Iran, Libyen und Syrien. 1953 Memorien: 76 Jahre meines Lebens. Mitglied der (rechten) Gesellschaft für freie Publizistik. gest. am 03.06.1970 in München.


Schiedlausky, Gerhard

KZ-Arzt und SS-Hauptsturmführer (1943)

*14.011906 Berlin. 1931 NSDAP, 1932 SS. Ende 1939 Einwandererzentralstelle Lodz. 1940/41 Lagerarzt Mauthausen, Oktober bis Dezember 1941 Standortarzt Flossenbürg, danach Ravensbrück (Gasbrand- und Transplatations-Versuche), ab August 1943 Natzweiler. Mitte Oktober 1943 bis Ende Standortarzt Buchenwald, Vertreter Ding-Schulers auf Versuchsabteilung (Menschenversuche). Todesurteil britisches Militärgericht am 03.02.1947. Hinrichtung 03.05.1947 Zuchthaus Hameln.


Schilling,Professor Dr.Claus

Tropenmediziner

*05.07.1871 München. Ab 1899 Regierungsarzt in Togo und Deutsch-Ostafrika. 1905-1936 Leiter der tropenmedizinischen Abteilung am Robert-Koch-Institut. Malariaversuche (künstliche Infizierung!) an Berliner Psychiatriepatienten. „freiwilligen“ Studenten und Psychiatriepatienten in italienischen Anstalten. 1942-1945 Menschenversuche im KZ Dachau. Am 13.12.1945 Todesurteil im Dachau-Hauptprozeß. Hinrichtung 28.05.1946 Landsberg. Lit.: Klee, Auschwitz; Eugéne Ost in: Dachauer Hefte 4.


Schmidt, Walter

T4

*09.07.1910 Wiesbaden. Psychiater. 1930 NSDAP, 1932 SS, Untersturmführer. 1939 Assistensarzt, Juli 1941 Oberarzt, ab Januar 1943 de facto Leiter der Mordanstalt Eichberg. T4-Gutachter ab 02.09.1940, Mitarbeit an NS-Euthanasiegesetz. Am 21.12.1946 vom LG Frankfurt a.M. zu lebenslang Haft verurteilt, Entlassung Juli 1953. gest. 31.01.1970 in Wiesbaden.


Schöngarth, Eberhard

SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei (1943)

*22.04.1903 Leipzig. 1920 Teilnehmer Kapp-Putsch. 1922 Wikingbund und NSDAP-Ortsgruppe Erfurt. 1929 Dr. jur. Referendar und Assessor an Gericht in Thüringen. 1933 erneut NSDAP, auch SS. Reichspostdirektion Erfurt. Ab Dezember 1935 bei Gestapo in Dortmund, Bielefeld und Münster. Herbst 1939 Inspekteur der Sicherheitspolizei (Sipo) und des SD Dresden. Ab 30.01.1941 Befehlshaber der Sipo und des SD (BdS9 Generalgouvernement mit Sitz Krakau. Juli/August 1941 Führer eines Sonderkommandos z.B.V. Lemberg (Ostpolen), das Zehntausende Menschen mordete. Teilnehmer der Wannseekonferenz am 20.01.1942 über die Endlösung der Judenfrage. September 1943 zur Waffen-SS. Am 19.05.1944 als BdS Niederlande reaktiviert. Todesurteil brit. Militärgericht am 11.02.1946 in Burgsteinfurt wegen Erschießung eines alliierten Piloten November 1944 bei Enschede. Hinrichtung am 16.05.1946 Hameln.


Schumann, Horst

SS-Arzt / T4 (Tarnungskürzel für die Zentraldienststelle der Kanzlei des Führers in der Berliner Tiergartenstraße 4, die den Massenmord an Kranke und Behinderte (Euthanasie) organisierte.

*01.05.1906 Halle als Arztsohn. 1923/24 NS-Bund Oberfranken. 1930 NSDAP, 1932 SA. 1934 Amtsarzt in Halle, Kreis- und Stellv. Gauobermann NS-Ärztebund, Richter am Erbgesundheitsgericht, Schwager des Leiters der sächsischen Ärztekammer Ehrhardt Hamann. Ende 1939 Leiter der Vergasungsanstalt Grafeneck, Juni 1940 bis August 1941 Vergasungsanstalt Sonnenstein/Pirna (Tarnnamen Dr. Klein und Dr. Blume): „Die Menschen wurden, so wie sie gekommen waren, vergast.“ Zusätzlich Selektion von KZ-Häftlingen zur Ermordung in Vergasungsanstalt. Mitarbeit an NS-Euthanasiegesetz. Herbst 1942 bis Sommer 1944 Leiter der Röntgenkastration jüdischer Häftlinge in Auschwitz (schwere Verbrennungen mit Todesfolge). 1944 zweite Ehe mit Josepha Pütz, ehemals Schreibkraft in Vergasungsanstalt Sonnenstein. 1945 Knappschaftsarzt in Gladbeck. 1951 Flucht, zunächst Schiffsarzt, 1955 in Ägypten und Sudan, ab 1959 in Ghana, 1966 Auslieferung, Sebtember 1970 Prozeßbeginn vor dem LG Frankfurt a.M., April 1971 für verhandlungsunfähig erklärt. gest. 05.05.1983 Frankfurt a.M.


Schwarz, Gottfried

SS-Untersturmführer – T4

*03.05.1913 Fürth. Leibstandarte-SS Adolf Hitler. Leichenverbrenner in den Vergasungsanstalten Grafeneck, Brandenburg und Bernburg. Ab Winter 1941 in Belzec, Stellv. Kommandant und Leiter des Vernichtungsteils. Kommandant des Juden-Arbeitslagers Dorohucza. Laut Himmler einer der verdientesten Männer der Aktion Reinhard, zuletzt in Triest eingesetzt. gest. am 19.06.1944 ebenda.


Schwester Pia

„Schwester“ Gelegenheitsarbeiterin mit Namen Eleonore Bauer.

*07.09.1885 Kirchdorf bei Bad Aibling. Ab 1920 Verkehr in NS-Kreisen, Bekanntschaft mit Hitler. 1923 Teilnehmerin Hitlerputsch. 1934 Fürsorgeschwester der Reichsführung SS. Am 08.11.1934 im Münchner Bürgerbräukeller Verleihung des Blutordens durch Hitler. Auf ihrem Grundstück in Oberhaching bei München war ein Außenkommando des KZ Dachau. Ging in Dachau ein und aus, anwesend bei Menschenversuchen. Ihr Sohn Wilhelm Baur wurde Leiter des Zentralverlags der NSDAP und Vizepräsident der Reichsschrifttumskammer. gest. am 18.05.1981. Todesanzeige der „Kameradschaft Freikorps Oberland/Bund Oberland“ im Münchner Merkur: „Ihr Leben galt Deutschland“. Lit.: Hans Holzhaider in Dachauer Hefte 10.


Spanner, Rudolf

Anatom

*17.04.1895 Metternich. 1929 apl. Professor in Kiel. 1938 Lehrstuhl in Jena. 1940 Lehrstuhl und Direktor Anatomisches Institut der Medizinischen Akademie Danzig. Am 15.02.1944 Anleitung zur „Seifenherstellung aus menschlichen Fettresten“ (Nbg. Dok. 196 USSR). 1955 Professor in Köln. gest. am 31.08.1960 Köln.


Speer, Albert

Architekt

*09.03.1905 Mannheim. 1931 NSDAP/SA, auch NS-Kraftfahrkorps. 1932 Übertritt von SA zur Motor-SS (Sereny). Führerlexikon:“Als Leiter des Amtes für ´Schönheit der Arbeit´ innerhalb der NS-Gemeinschaft ´Kraft durch Freude´der Deutschen Arbeiterfront Umgestaltung sämtlicher gewerblicher Betriebe in Deutschland nach gesundheitslichen und schönheitlichen Grundsätzen.“ Ab 1934 Planer und Architekt gigantischer NS-Bauvorhaben, unter anderem 1939 Bau der Neuen Reichskanzlei. Unzählige Funktionen, unter anderem: Im Präsidialrat der Reichskammer der Bildenden Künste (Brenner). Generalinspekteur für das Deutsche Straßenwesen. Generalinspekteur für Sonderaufgaben im Vierjahresplan (V.P.). Generalinspekteur für Wasser und Energie. Generalbevollmächtigter für Rüstungsaufgaben im V.P., Generalbevollmächtigter für die Reglung der Bauwirtschaft im V.P., Generalbauinspekteur für die Reichshauptstadt. Leiter des Hauptamts für Technik der NSDAP, Leiter des NS-Bunds Deutsche Technik. Mitglied im Präsidialrat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Ehrenmitglied der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung. Februar 1942 Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion, de facto zweiter Mann hinter Hitler. 1942 monumentalischer Herrensitz Alt Ranft im Oderbruch (Bajohr), 1943 als Göring-Dotation (Schenkung) Waldgelände von mindestens 100 Hektar (Ueberschär/Vogel). Mai 1945 Reichswirtschaftsminister der Geschäftsführenden Regierung Dönitz in Flensburg. Am 01.10.1946 im Nürnberger Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher (Internationales Militär-Tribunal) zu 20 Jahren Haft verurteilt, Entlassung aus Kriegsverbrechergefängnis Berlin-Spandau am 30.09.1966. Autor apologetischer Schriften. gest. am 01.09.1981 in London.


Sporrenberg, Jakob

SS-Gruppenführer (1940) und Generalleutnant der Polizei

*16.09.1902 Düsseldorf als Sohn eines Gärtners. Mechaniker. 1919 Freikorps, Teilnehmer Kapp-Putsch. 1921 Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund. 1925 NSDAP, Mitbegründer der SA Düsseldorf, Aufbau NSDAP Düsseldorf. 1930 Übernahme in SS als Sturmführer. 1933 MdR. Unter anderem 1938 SD-Hauptamt, 1942 Höherer SS- und Polizeiführer Nord-Ost (Königsberg), August 1943 bid Juli 1944 als Nachfolger Globocniks SS- und Polizeiführer (SSPF) Lublin, Kommandoführer bei der Aktion Erntefest, der Ermordung von mehr als 40 000 jüdischen Zwangsarbeitern im November 1943. Ende 1944 DDPF Oslo. Hinrichtung am 08.09.1951 in Warschau. Q.:Birn.


Stahlecker, Walter

SS-Brigadeführer (1941) und Generalmajor der Polizei.

*10.10.1900 Sternenfels bei Maulbronn als Sohn eines Oberstudiendirektors. Jurist. Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund, Marinebrigade Ehrhardt und Wiking-Bund. NSDAP erstmals 1921 (erneut April 1933, zurückdatiert auf 1932), 1930 Leiter des Arbeitsamts Nagold. 1934 Leiter der Politischen Polizei in Württemberg. Mai 1937 Leiter der Staatspolizeistelle Breslau. 1938 Führer des SD-Oberabschnitts Donau in Wien. Juni 1939 Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) Böhmen und Mähren. Mai 1940 BdS Norwegen, November 1940 Ministerialrat im Auswärtigen Amt. Ab Juni 1941 Führer der Einsatzgruppe (EG) A (baltische Staaten und Gebiet westlich Leningrads), leitete die Judenmassaker in Litauen. Herbst 1941 BdS Ostland in Riga. Im Gesamtbericht bis zum 15.10.1941 meldete er für die EG A (Nbg. Dok.180L) 135 567 ermordete Juden, Kommunisten und Geisteskranke. getötet am 23.03.1942 Riga durch sowj. Partisanen. Lit.: Kißener;Krausnick/Wilhelm.


Stangl, Franz

Kommandat von Sobibor und Treblinka, SS-Hauptsturmführer

*26.03.1908 Altmünster in Österreich. 1938 NSDAP/SS. 1938 Kriminalsekretär im Judenreferat der Gestapo Linz. November 1940 Verwaltung, dann Stellv. Büroleiter der Vergasungsanstalt Hartheim, Tarnname Staudt. Herbst 1941 Vergasungsanstallt Bernburg. Ab Frühjahr 1942 Kommandant in Solibor und Treblinka. Laut Himmler der „beste Führer“ der Aktion Reinhard. Herbst 1943 mit Aktion Reinhard in Triest, zuletzt in Venedig. Am 30.05.1948 Flucht aus der Haft in Linz nach Italien. Mit Hilfe vatikanischer Stellen nach Syrien, ab 1951 Brasilien (VW Sao Paulo). 1967 Verhaftung. Am 22.07.1970 vom LG Düsseldorf wegen gemeinschaftlichen Mordes an mindestens 400 000 Menschen zu lebenslanger Haft verurteilt. gest. am 28.06.1971 in Haft.


Strauch, Eduard

SS-Obersturmbannführer (1939)

*17.08.1906 Essen. Dr.Jur. 1931 NSDAP/SA/SS. Hauptamtsleiter in Himmlers Sicherheitsdienst (SD). November 1941 Führer des Einsatzkommandos 2 in Lettland. Februar 1942 Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD (KdS) Weißrußland in Minsk. Beurteilung Achamer-Pifrader vom 01.04.1943 (Einsatz,S.235f.):“Seine Handlungen sind vorwiegend triebhaft … Am stärksten wirkt sich diese Seite seines Wesens unter der enthemmenden Wirkung des Alkohols aus.“ Strauch denunzierte den Genaralkommissar für Weißrußland, Kube, am 25.07.1943 im Brief an Obergruppenführer von dem Bach:“Die Einstellung des Generalkommissars Kube zur Judenfrage ist derartig, dass man schon von Judenhörigkeit sprechen kann.“ 1944 KdS Wallonien (Lüttich). Todesurteil im Einsatzgruppen-Prozeß am 10.04.1948, danach Auslieferung an Belgien. Erneutes Todesurteil, wegen Geisteskrankheit nicht vollstreckt. gest. am 15.09.1955 im Krankenhaus in Uccle. Lit.:Krausnick/Wilhelm.


Streckenbach, Bruno

SS-Gruppenführer (1941) und Generalleutnant der Polizei.

*07.02.1902 Hamburg. 1933 Gestapochef Hamburg. September 1939 Führer der Einsatzgruppe  I in Polen, Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD Krakau, für das gesamte Generalgouvernement zuständig. Juni 1940 Chef Amt I (Personal) im Reichssicherheitshauptamt. Dezember 1942 als Nachfolgekandidat Heydrichs unterlegen. 1943 Waffen-SS, 1944 General. Am 10.05.1945 Verhaftung durch Rote Armee. 1952 in Sowjetunion zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, Entlassung Oktober 1955. Angestellter. 1973 Anklage wegen Mordes an mindestens einer Million Menschen (Wildt). 1974 Einstellung Ermittlungsverfahren OLG Hamburg wegen Kreislaufschwäche etc. gest. am 28.10.1977 Hamburg. Q.: Streim.


Streicher, Julius

NSDAP-Gauleiter (GL) Franken

*12.02.1885 Fleinhausen bei Augsburg.Volksschullehrer. 1921 NSDAP, Gründer der Ortsgruppe Nürnberg. 1923 Gründer des Hetzblattes Der Stürmer, Teilnehmer Hitlerputsch. 1924 Suspendierung vom Schuldienst. Goebbels am 24.10.1925 im Tagebuch: „Der typisch bayerische Steißtrommler.“ Ab 1933 MdR, 1933 Leiter des Zentralkomitees zur Abwehr der jüdischen Greul- und Boykotthetze zur Organisation des Judenboykotts am 01.April. Herausgeber der wegen seiner radikalen Impfgegnerschaft später verbotenen Zeitschrift Deutsche Volksgesundheit aus Blut und Boden.1935 Gründer des Vereins Deutsche Volksheilkunde und Veranstalter der Ausstellung Die Macht des Blutes in Nürnberg. Vertreter der Imprägnationstheorie, 1935 Autor: Deutsche Volksgesundheit aus Blut und Boden: „Ein einziger Beischlaf eines Juden bei einer arischen Frau genügt, um deren Blut für immer zu vergiften. Sie hat mit dem artfremden Eiweiß auch die fremde Seele in sich aufgenommen.“ 1935 Mitglied des Ausschusses für Rechtsphilosophie der Akademie für Deutsches Recht. 1940 Enthebung von allen Parteiämtern wegen Behauptung, Göring sei impotent und dessen Tochter Edda ein Produkt künstlicher Befruchtung, weiterhin Titel GL und Schriftleiter des Stürmer: regelmäßiger Abdruck der Personalien von Personen, die noch mit Juden Kontakt halten. SA-Gruppenführer. 1945 zzunächst als Kunstmaler Seiler nahe Berchtesgaden untergetaucht. Todesurteil am 01.10.1946 im Nürnberger Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher (Internationales Militär-Tribunal). Hinrichtung 16.10.1946 Nürnberg.


Stroop, Jürgen

SS-Gruppenführer (1943) und Genaralleutnant der Waffen-SS

*29.09.1985 Detmold als Sohn eines Polizisten. 1939 Selbstschutz-Führer in Polen. Laut T4-Arzt Ratka Leiter eines Sonderkommandos zur Ermordung der Patienten der Anstalt Tiegenhof in Gnesen. Ursprünglichen Vorname Josefh 1941 aus ideologischen Gründen in Jürgen geändert. Februar 1943 beim SS- und Polizeiführer (SSPF) in Lemberg. Liquidierung des Warschauer Ghettos:“Je länger der Widerstand dauert, desto härter wurden die Männer der Waffen-SS, der Polizei und der Wehrmacht.“ (Stroop-Bericht, Nbg.Dok.PS-1061) Das Massaker an den Warschauer Juden wurde mit Orden und Ernennung zum Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) Warschau belohnt. September 1943 HSSPF Griechenland, ab November 1943 HSSPF Rhein-Westmark in Wiesbaden. Todesurteil US-Militärgericht Dachau wegen Ermordung allierter Flieger am 21.03.1947 (F.Hoffmann). Auslieferung an Polen. Hinrichtung 06.03.1952 Warschau (ZentnerI).Lit.:Pohl.


Stuckart, Wilhelm

Jurist und SS-Obergruppenführer (1944)

*16.09.1902 Wiesbaden als Sohn eines Eisenbahnarbeiters. 1922  NSDAP, 1922/23 Freikorps Epp. 1926 Rechtsberater der NSDAP Wiesbaden. 1930 Amtsrichter in Rüdesheim. 1931 in Wiesbaden. 1932 SA, Gauführer Pommern des Bundes Nationalsozialistischer Deutscher Juristen, Leiter der Lügenabwehrstelle des Gaus Pommern der NSDAP (Führerlexikon). März 1933 Ministerialdirektor, Juni 1933 Staatssekretär im Preußischen Kultusministerium. Juli 1934 Staatssekretär im Reichswissenschaftsministerium. Mitglied (ab 1936 im Präsidium) der von Hans Frank gegründeten Akademie für Deutsches Recht, Vorsitzender des Ausschusses für Verwaltungsrecht. März 1935 Staatssekretär im Reichsministerium. März 1936 Vorsitzender des Reichsausschusses zum Schutz des deutschen Blutes. Sommer nebenamtlich Hauptstellenleiter im Reichsrechtsamt der NSDAP. Beteiligt an der Ausarbeitung der NS-Judengesetzgebung. 1936 mit Globke Verfasser des Kommentars zur deutschen Rassengesetzgebung (zit. n. Blasius): „Aus dem Rassegedanken folgt so zwangsläufig der Führergedanke. Der völkische Staat muß also notwendig Führerstaat sein.“ September 1936 Wechsel zur SS. März 1938 Leiter der Zentralstelle zur Durchführung der Wiedervereinigung Österreich und der sudetendeutschen Gebiete. Ab Kriegsbeginn im Generalrat von Görings Vierjahresplanbehörde. 20.01.1942 Teilnehmer der Wannseekonferenz über die Endlösung der Judenfrage. Am 21.03.1942 Memorandum Die Endlösung der Judenfrage (Nbg. Dok. NG-2586, zit.n.Poliakov, Diener):“Ich habe es immer für biologisch außerordentlich gefährlich gehalten, deutsches Blut einer gegnerischen Seite auszuführen. Dieses Blut ist nur dazu geeignet, auf der anderen Seite Persönlichkeiten hervorzubringen, die ihre durch das deutsche Blut ererbten wertvollen Eigenschaften der anderen Seite gegen das deutsche Blut dienstbar machen können. Die erfahrungsgemäß gute Intelligenz und Erziehung in Verbindung mit ihrer germanischen Erbmasse machen Halbjuden außerhalb des deutschen Volkes zu geborenen Führen, damit aber auch zu gefährlichen Feinden.“ Ehrenvorsitzender der Wiener Gesellschaft für Rassehygiene (zur Vervollkommnung der Rasse), 1942 Leiter der Abt. Staats- und Verwaltungswissenschaften des Reichsforschungsrates (DFG) sowie Präsident der Internationalen Akademie für Staats- und Verwaltungswissenschaften. Mai 1945 Reichsinnen- und Reichskulturminister der Geschäftsführenden Regierung Dönitz in Flensburg (Linck). Im Minister-Prozeß am 11.04.1949 zu 4 Jahren Haft verurteilt, sofortige Entlassung wegen verbüßter U-Haft. Stadtkämmerer von Helmstedt, Geschäftsführer des Instituts zur Förderung der niedersächsischen Wirtschaft. Mitglied der Sozialistischen Reichspartei (Herbert). gest. am 15.11.1953 bei Autounfall nahe Hannover.