Misserfolge sind ein Geschenk

Misserfolge sind ein Geschenk
 
 
Leider gelingt nicht alles im Leben so wie wir es gern hätten oder auch anstrebten, dies könnte man gelassen hinnehmen, denn jedem von uns ist es schon so ergangen und – das wohl ab und zu, nicht nur einmal im Leben. Doch oftmals können wir auf Grund der Ballung von misslichen Ereignissen, nicht immer einen kühlen Kopf bewahren, überhaupt dann, wenn zur fatalen Situation einem das eigene Gefühlsleben im Wege steht. Dies deutet jetzt nicht auf Menschen, die eine unkontrollierte Gefühlslage ihr Eigen nennen, es ist erst einmal völlig ‚normal’ von seiner ureigensten Gemütsverfassung überrollt zu werden. Die Verschiedenheit eines jeden von uns bedingt auch, dass ein jeder anders reagiert.
 
Da gibt es den Selbstzweifler, der sich eher völlig zurückzieht. Oder den Verdrängenden, der achselzuckend zum nächsten Thema übergeht, vielleicht auch um die eigene Ohnmacht nicht spüren zu müssen. Dann gibt es denjenigen, der immer andere für ‚schuldig’ erklärt und somit gar nichts, aus eben dieser Situation, lernen kann beziehungsweise muss. Ja, und dann gibt es Menschen, die emotional so gefangen sind, dass sie im Hass leben und Rache schwören.
 
 
„Rache, zum Beispiel, ist unstreitig ein unedler und selbst niedriger Affekt“ Schiller
 
Rache als solches hat in der Menschheitsgeschichte eine lange Tradition, denn in archaischen Gesellschaften wurde die Rache als ein rechtmäßiges Mittel angesehen, den sozialen Frieden wiederherzustellen. Hier und heute übernimmt das für uns der Rechtsstaat. Doch entlastet dieses Wissen uns von einer Gefühlsexplosion? Nicht unbedingt, leider. Verletze Gefühle ‚dürsten’ nach Genugtuung, wird diese dem Menschen nicht gewährt, so kann Hass entstehen und manchmal auch eine so genannte Rachsucht. Hass ist ein zersetzendes Gefühl, dass einen Menschen so einnehmen kann, dass er sich fast ausschließlich auf dieses Gefühl fokussieren kann. Dies kann zu einer Leidenschaft werden, doch wie jede auch immer geartete Leidenschaft aus aussieht, so wissen wir, dass sie Leiden schafft. Zu dem kommt es, dass der Person, der ein solcher Hass entgegen gebracht wird, ein so hoher Stellenwert eingeräumt wird, dass das eigene Leben davon bestimmt wird. Der Hassende wird so zur Geißel seiner eigenen negativen Gefühle, die in vollzogener Rache ihren Höhepunkt finden soll. Ob diese vollzogene Rache wirklich entlastend ist, nun, das ist dann noch mehr als fraglich. Doch immer begleiten diesen Menschen Gewaltphantasien, wenn nicht sogar die Absicht einer Gewaltausübung als solches. Inwieweit sich der Hassende dann selbst ins Unrecht setzt ist hier weniger relevant, aber sollte natürlich nicht ganz aus dem Auge gelassen werden.
 
 
 
„Recht, nicht Rache.“ Simon Wiesenthal
 
Nun könnte man ganz einfach sagen, dass Hass ein so ungutes Gefühl für einen selbst ist, dass man es einfach nicht empfinden sollte. Nur Gefühle lassen sich nicht so unbedingt befehlen, ob sie willkommen sind oder nicht. Wir müssen also unseren eigenen Charakter so stärken, dass wir Entlastungen für unsere negativen Gefühle finden. Dies ist bestimmt nicht der leichteste Weg, doch bestimmt der, der uns stärkt und uns selbst nicht in die Verbitterung treibt. Wir könnten uns fragen, was wir aus unserem Misserfolg für uns selbst lernen können. Welche Schlussfolgerungen wir für uns selbst ziehen. Ob die Erfahrungen, die wir machten uns nicht auch bereichern können; denn häufig können wir daraus auch positives für uns selbst entwickeln, nur sehen wir es nicht gleich. Manchmal ist es auch hilfreich, sich mit anderen zusammen zu tun, die ähnliches erlebten, was unsere eigene Hilflosigkeit mildert. In einem solchen Austausch von Erfahrung können wir uns wahrlich entlasten und brauchen einem Hassgefühl keinen Raum zu geben, ganz im Gegenteil, wir können uns gegenseitig stärken. Unsere negativen Erlebnisse so anzunehmen und ihnen den Raum der Einsicht zu gewähren, wäre doch durchaus ein Ziel für das eigene Leben und Erleben. Sich seiner eigenen Unzulänglichkeit zu stellen, so glaube ich, ist eine der schwersten Hürden, die das Leben für uns bereithält. Doch wie gestärkt können wir den Niederungen unseres Erlebens entsteigen, wenn wir erkennen, dass auch für uns, so beladen wir auch sein mögen, die Blumen herrlich duften und die Sonne wärmend scheint.
 
 
„Welch ein Leben führen wir im Hass? Wir haben keine Sonne, die uns leuchtet, kein Feuer, das uns erwärmt; wir verlieren in einer toten Einsamkeit unsern eigenen Wert.“
Ludwig Tieck
 
Lassen wir uns nicht niederringen von den Stürmen des Lebens, sondern lasst uns ein solch festes Fundament des eigenen Seins errichten, so dass diese Stürme uns nur zerzausen, uns aber nicht hinwegwehen können. Mit einer gewissen Standfestigkeit in uns selbst können wir dem nächsten Fehlschlag mit etwas größerer Gelassenheit entgegensehen.
 
Foto 1: Dunkle Wolken   Quelle: student.hs-mittweida.de Bild 1: ‚Die Dunkle Wolke‘  Quelle: kunstgalerie-barbara.de
Bild 2: ‚Bewölkt“  Quelle: roswitha-wegmann.ch Foto 2 : Schonnenschein  Quelle: rp-online.de

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