Christine Busta

Christine Busta

 

Christine Busta • Lyrik zum Thema Schuld

Verschwenderisch ergießt man sich auf Papier Wer in Stein schreibt, wird sparsam mit Lettern. Ch. Busta

Christine Busta, verheiratete Dimt,  wurde am 23. April 1915 in Wien geboren und verstarb am 3. Dezember 1987. Sie war eine österreichische Lyrikerin, die als eine der angesehensten Lyrikerinnen der österreichischen Literatur der Nachkriegszeit gilt. Christine Busta wird 1915 als uneheliches Kind von Magdalena Busta geboren. Nachdem die Mutter 1929 arbeitslos und schwer krank wurde, machte das Mädchen schon früh die Erfahrungen eines harten Existenzkampfes. Durch Nachhilfestunden sorgte die Tochter für das dürftige finanzielle Auskommen der Familie. 1933 machte Christine Busta am Realgymnasium der Töchter des Göttlichen Heilands ihr Abitur. Anschließend begann sie das Studium der Anglistik und Germanistik an der Universität Wien. Gesundheitliche und finanzielle Nöte zwangen sie, ihr Studium 1937 abzubrechen. 1938 wurde Christine Busta Hilfslehrerin an der Handelsakademie in Wien. 1940 heiratete sie den Musiker Maximilian Dimt, der 1942 als Soldat in den Zweiten Weltkrieg eingezogen wurde und seit 1944 als vermisst gilt. Nach Kriegsende arbeitete sie als Dolmetscherin sowie als Leiterin eines Hotels für englische Besatzungsmitglieder. Trotz ihres ewigen Existenzkampfes, fing sie bereits kurz nach ihrer Verheiratung an zu schreiben.  


Christine Busta setzte sich in ihrem Werk und in ihren Briefen schon früh mit dem Thema ‚Schuld’ auseinander. Ihre Lyrik kann als Erinnerungs- und Bewältigungsarbeit vor allem in Bezug auf die Zeit des Nationalsozialismus begriffen werden. Es könnte aber auch sein, dass Busta, die nach 1945 in ihrem Werk vielfach christliche und religiöse Ausdrucksformen wählte, sich damit in einen Bild-Raum zurückzog, den sie als unpolitisch verstand, in dem sie mit den Menschen und auch mit der Natur eine gewissermaßen ahistorische Gemeinschaft bilden konnte. Auf diese Weise wäre es ihr möglich gewesen, sich mit dem Thema „Schuld“ auseinanderzusetzen, ohne ihr eigenes Tun einer wirklichen Reflexion und dem öffentlichen Diskurs auszusetzen. Um dies in einem richtigen Blickwinkel zu betrachten, so muss man wissen, dass ihr Ehemann ein glühender Anhänger des Nationalsozialismus war und auch Christine Busta zeigte in Briefen und Äußerungen ihre Sympathie mit dem Anschluss Österreichs an das damalige Deutsche Reich. Dass sie zu dieser Thematik zu einer anderen Einstellung gelangte zeigt ihr Gedicht:

Historische Reminiszenz

Verdächtig

ist uns

frenetischer Beifall.

Er blieb uns

als Vorhut und Nachhut

klatschender Schläge

im Ohr.

Auch hatte Christine Busta intensiven Kontakt zu einer Schriftstellerin, die 1938 aus Österreich emigriert war: Paula Ludwig, für die sie 1962 den Trakl-Preis durchsetzte, um sie „literarisch wieder einzubürgern“ und an ihr „ein österreichischen Versäumnis gutzumachen“, wie Christine Busta an das Unterrichtsministerium schrieb.

„Ich möchte nicht gerne damit hausieren”, schreibt Christine Busta, „aber ich hab’s immer reichlich schwer gehabt. Ich habe Gutes und Böses erfahren wie alle Menschen und schlimme Verstörungen erlitten, und könnte mir vorstellen, dass mir noch schlimmere nicht erspart bleiben werden, aber ich glaube dennoch, dass täglich und stündlich im wörtlichen Sinne des Wortes ‘namenlos’ viel Gutes geschieht, mehr Gutes, als die Lästerer wahrhaben wollen. Diesen Anonymen, die das ächzende Getriebe der Welt mit dem Öl ihrer unbedankten Ausdauer, Geduld, Treue und Hoffnung noch immer in Gang halten, gehört trotz unvermeidlicher Irritationen meine unwandelbare Liebe und Dankbarkeit, und auch in den heftigsten Krisen der Isolation hat mich kaum je das Bewusstsein verlassen, in vieler Schuld Mein Grundthema ist die Verwandlung der Furcht, des Schreckens und der Schuld in Freude, Liebe und Erlösung. Freilich hat die Schönheit dabei oft unbarmherzige Farben, und die Tröstung kostet zumindest eine Hüfte.“


Gefördert von Gerhard Fritsch publizierte sie Gedichte zunächst in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen, 1947 dann in dem von Otto Basil herausgegebenen Periodikum „Plan“. 1954 wurde ihr der Georg-Trakl-Preis zuerkannt, später u.a. der Meersburger Droste-Preis (1963) und der Große Österreichische Staatspreis (1969). Von formstrengen, an Weinheber und Rilke angelehnten Erlebnisgedichten in den Anfängen („Der Regenbaum“, Salzburg 1951) fand die unorthodoxe Katholikin unter zunehmendem Verzicht auf Reime und mit gelockerten Rhythmen – so bereits in der Sammlung „Die Scheune der Vögel“ (Salzburg 1958) – zu den verknappten Formen ihrer späteren Lyrik („Die Salzgärten“, Salzburg 1975). Daneben verfaßte Busta, die von 1950 bis 1975 hauptberuflich als Bibliothekarin in Wien tätig war, auch Verse für Kinder („Die Sternenmühle“, Salzburg 1959; „Die Zauberin Frau Zappelzeh. Gereimtes und Ungereimtes“, Salzburg 1979) sowie Erzählungen.

Erklärung gegen ein Mißverständnis

Nie habe ich einer heilen Welt
das Wort geredet.
Immer nur einer verletzlichen,
um deren gefährdete Schönheit ich bangte –
schon auf Heilung bedacht.

Posthum wurden ihrer im September 2006 im Klieberpark in Margareten (Wien 5), wo sie lange wohnte, mit einer Art Gedenksäule erinnert.

Bild 1: Ch. Busta – Quelle: aeiou.at · Bild 2+3: Stein-Gedichte – Quelle: der-stein.de · Bild 4: Christine Busta – Quelle: uiba.ac.at