Ob in Europas Wahlkämpfen, oder die politische Klasse in unserem Land es ist, viel wird dem Volk versprochen, oftmals sogar Visionen aufgezeigt, doch wenn irgendjemand darauf wartet, dass auf das gegebene Wort auch Taten folgen, so ist man meistens, wenn nicht sogar immer, im Irrtum. Dass darauf eine Abgestumpftheit folgt ist durchaus nachvollziehbar, wird dann aber den Menschen als Politikverdrossenheit nachgesagt, wobei es sich weitaus eher um eine ‚Politikerverdrossenheit’ handelt. Doch nicht nur in der Politik stehen Wort und Tat in einer Diskrepanz, sondern das zieht sich durch alle wirtschaftlichen Bereiche, wenn man genau hinhört beziehungsweise hinschaut. Doch nicht nur gesellschaftliche Entscheidungsträger lassen eine gewisse Verlässlichkeit vermissen, nein das zieht sich oftmals wie ein roter Faden durch alle Aspekte der öffentlichen Wahrnehmung, bis hin zu den Niederungen der Unterhaltungsindustrie. Bleiben wir bei einer solchen Pauschalisierung, dann folgt daraus, dass man fast alles genau hinterfragen muss und sich einen mannigfaltigen Wissensstand aneignen muss. Das ist äußerst anstrengend und fast gar nicht zu schaffen. So bleibt häufig eine gewisse Resignation zurück, die dem einzelnen seine Hilflosigkeit in den verschiedensten Situationen vor Augen führt. Kein rosiges Bild für eine funktionierende Gemeinschaft, ob nun im Kleinen oder im Großen betrachtet. Natürlich sind Verallgemeinerungen prinzipiell überspitzt, so kann sich bei dem einen oder anderen ein solcher flüchtiger Blick verfestigen. Doch bevor es hier ausarten könnte, in dem wir unseren Blick umherschweifen lassen, so halten wir doch einmal inne und schauen wir, ob wir, besten Gewissens, den Finger auf andere weisen können und schauen wir wie es mit uns selbst aussieht.
„Für sein Tun und Lassen kann man keinen anderen zum Muster nehmen.“
Arthur Schopenhauer
Nun kann sich niemand darauf zurückziehen, dass die anderen es ja auch so machen, also ‚darf’ ich das auch. Doch auch obwohl wir es an sich besser wissen, so handeln wir oftmals so gar nicht anders. Ergeben sich aus unseren Worten auch die entsprechenden Taten? Wenn wir uns eine offene und tolerante Welt wünschen und sie als Lippenbekenntnisse vor uns hertragen, so müssen wir uns befragen, ob wir auch immer so offen und tolerant sind, wie wir es uns von anderen wünschen? Wir fordern Höflichkeit und Freundlichkeit, aber wie steht es um unser eigenes Benehmen, wenn wir unter Druck geraten? Diese Fragen könnten nun für eine Weile so weiter gehen, doch entscheidend bringen sie uns nicht weiter, außer wir gehen wahrhaftig mit uns selbst um. Solch eine Selbstreflexion muss ja nicht in der Öffentlichkeit stattfinden, auch müssen die Dinge, die uns nicht unbedingt schmücken irgendwo ausgebreitet werden, aber so eine Einsicht in sich selbst, wenn sie ganz ehrlich gemeint ist, kann uns wirklich einen großen Schritt weiter bringen. Denn wir können uns bemühen, vielleicht unsere Unduldsamkeit zu zügeln oder unsere Vorurteile zu überdenken. Die eine oder andere Schwäche könnten wir uns auch selbst verzeihen. Doch auch wenn eine solche Reflexion des eigenen Selbst eine immerwährende Arbeit an sich selbst bedeutet, so bemerkt unsere Umgebung die eine oder andere Veränderung und ganz langsam, fast unbemerkt, verändert sich auch die Umgebung ein wenig. Das sind zwar nur ganz kleine Schritte, aber es sind Bewegungen, die auf dem sicheren Boden einer Wahrhaftigkeit fußen. So könnten wir zu einer Balance kommen, die Wort und Tat in Einklang bringt. Dies ist bestimmt nicht der leichteste Weg, auch ist er nicht laut und auffällig, doch kann er äußerst befriedigend sein.
„Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“
Hans Jonas
An unseren Handlungen werden wir gemessen, ob in der Familie, im Kollegenkreis, bei Freunden und Bekannten, sowie unserer weiten Umgebung. Wenn uns das ab und zu einmal so ganz bewusst wird, so können wir auch unser Handeln dahingehend abklopfen, ob sie mit unserer Einstellung zum Leben und unseren Ansprüchen innerhalb der Gesellschaft auch im Einklang stehen. So stünde eventuell der einen oder anderen Änderung bei uns selbst gar nichts im Wege. Doch ich will hier dem Tun als solches keine höhere Qualität beimessen, als dem Wort. Denn wir wissen wie stark Worte sind. Sie können verletzen, andere in die Irre führen oder Balsam für die Seele sein. Die Macht von Worten ist nicht zu unterschätzen, ob im Bösen oder im Guten, das wollen wir hier einmal gar nicht betrachten, sondern uns nur klar machen, was Worte, Sätze oder Reden überhaupt bewirken können. Natürlich kann keiner in ewiger Selbstreflexion leben, doch sich ab und zu mal auf sich selbst zu besinnen und zu schauen, in wieweit Wort und Tat bei einem selbst in Einklang stehen, nun auch das gehört zur Eigenverantwortung. Tja, und wenn wir selbst mit uns und anderen Achtsam umgehen, dann können wir das auch mit Ernsthaftigkeit und Nachdruck von anderen verlangen. Nun, das wären doch gute Aussichten, oder?
Bild 1: Macht der Medien -Quelle: eic.de · Bild 2: Der Denker von Rodin – Quelle: dobai-veranstaltungstechnik.de · Bild 3: Selbstreflexion – Quelle: i-gsk.de · Bild 4: Im Einklang – Quelle: 2-im-einklang.de
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