Hurra, der Alltag hat uns wieder

Hurra, der Alltag hat uns wieder
 
Meteorologisch ist der Sommer vorbei, wobei es durchaus überlegenswert wäre, darüber nachzudenken, ob wir dies Jahr hier in Deutschland überhaupt einen Sommer hatten, doch darüber sich weiter auszulassen wäre mehr als müßig, darum hat es auch etwas Gutes, wenn manche Kapitel einfach beendet sind und so ist es ja auch mit diesem Sommer, denn der Herbst hat begonnen und somit beginnt auch für viele der Alltag.
 
„Manche Menschen reisen hauptsächlich in den Urlaub, um Ansichts- karten zu kaufen, obwohl es doch einfacher wäre, sich diese Karten kommen zu lassen.“ Robert Musil
Der Urlaub ist vorbei, beziehungsweise ist sein Ende bereits in sichtbarer Entfernung. 
 
 
 
Aber haben wir uns genug Abstand vom Alltag verschafft? Sind wir auch körperlich ein wenig fitter als vorher? Haben wir genug Neues in uns aufgenommen um uns selbst zu bereichern? Nun meistens haben wir zwar alle unsere örtlichen Urlaubsziele erreicht, doch manchmal halten die geplanten Erlebnisse der gelebten Realität nicht stand. Dies muss und darf uns aber in keinem Fall verdrießen, denn häufig sind es die so ungeplanten Kleinigkeit, welche uns im Urlaub begegnen, die uns noch eine Weile ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Der Volksmund will uns glauben machen, dass der Alltag grau ist und in diesem ‚Grau’ stecken wenig angenehme Assoziationen. In der Begrifflichkeit des Alltagsgeschehens liegen Gleichförmigkeit und routinierte Abläufe ganz vorn in der Definitionsskala. Diese Begrifflichkeiten haben eine weniger gute Wertigkeit in uns selbst, da sie uns suggerieren, dass sie Individualität ausschließen. Wir sehen uns in Prozessabläufe eingegliedert, deren Steuerungsmöglichkeiten wir nur bedingt in der Hand haben. 
 
 
Durch fortschreitende Schnelligkeit, ob es in den Arbeitsabläufen selbst, oder in den vielfältigen Formen von Kommunikation unserer Zeit ist, und der immer komplexer werdenden Zusammenhänge im Weltgeschehen, fühlen wir uns unserer Eigenständigkeit wenn auch nicht gänzlich, so doch in großen Anteilen beraubt. Diese Faktoren können einzeln oder gemeinsam, oftmals in Verbindung noch mit ganz persönlichen Ereignissen, zu Stress führen. Werden die hier aufgeführten Anteile mit dem Alltag in Verbindung gebracht, so kann dieser als wenig befriedigend für das eigene Leben sein und steht bestimmt berechtigt in diesigem Grau.
 
„Der Alltag der meisten Menschen ist stilles Heldentum in Raten.“ Anna Magnani
 
Natürlich gibt es Bedingungen im Alltag, die wir wenig bis gar nicht beeinflussen können und durch die wir uns eingeschränkt fühlen. Doch sollten wir uns diese Hürden des Alltagslebens genau anschauen und vielleicht kann man das eine oder andere gelassener ansehen, wenn man es mehr als gegeben hinnimmt, bei anderen Dingen kann man sich eventuell Gruppen anschließen, mit der gemeinsamen Intention des Veränderns. Wir müssen unsere eigenen Stressfaktoren nicht dadurch verstärken, dass wir uns hilflos fühlen, sondern ihnen auf Augenhöhe begegnen, ob einzeln oder gemeinsam.
 
„Kleine Geister interessieren sich für das Außergewöhnliche, große Geister für das Gewöhnliche.“ Elbert Hubbard
 
Aber so ein Alltag hat nicht nur ein dumpfes Grau zu bieten, denn die ganze Palette der Grautöne steht uns offen, wenn wir sie denn sehen wollen. Von hellstem Silbergrau bis zu einen dunklen Anthrazit gibt es ein breites Spektrum, dies zu sehen und zu erfahren kann von ganz eigener Qualität sein, wir müssten uns nur darauf einlassen. Denn es liegt auch in weiten Teilen an unserer eigenen Einstellung, wie wir dem Alltag begegnen. Routine muss nicht ermüdend sein, sie kann in ihrer Vertrautheit auch Sicherheit geben. In dieser Gewissheit liegen auch Ruhe und Verlässlichkeit, Gefühle aus denen wir uns stärken und Vertrauen aufbauen können. Die alltägliche Richtschnur als Struktur und Sicherheit zusehen und sie positiv anzunehmen, ist eventuell leicht dahergesagt, doch diese geradezu bewusst und gern zu leben, ihr also bejahend entgegen zu treten, wäre ein Gewinn für jeden selbst und in jedem Fall ein wenig Stressbewältigung. 
 
 
„Die Ruhe oder Erregtheit unseres Gemütes hängen nicht so sehr von großen Ereignissen unseres Lebens ab, als von einer angenehmen oder unangenehmen Gruppierung der geringfügigsten Dinge, die uns alle Tage begegnen.“
François de La Rochefoucauld
 
Doch wenn wir uns bemühen, im einerlei der Gewohnheit die kleinen Besonderheiten wahrzunehmen, sie in ihrer Schönheit, in ihrer Einzigartigkeit oder auch in ihrer Komik zu betrachten, so können wir auch die dunkelgrausten Momente mit Schwung bewältigen. Scheinbare Geringfügigkeiten können so zu Lichtblicken des Alltags werden. Ein Lächeln, eine Umarmung ein freundliches Wort, halt ein Sonnenstrahl, der jeder Alltag bereithält und nur darauf wartet, bewusst gesehen zu werden. Lasst uns genau hinschauen und ein Wenig-Keiten-Sammler werden.
 
„Die Entdeckung des Wunderbaren im Alltäglichen bedarf der Fähigkeit, mit den Augen des Herzens sehen zu können.“ 
Ernst Ferstl
 
Foto 1: Urlaubsgefühl  Quelle: kafenio.eu · Foto 2: Alltag in Frankfurt am Main   Quelle: www.robshine.com ·Foto 3: Alltag in den Straßen von Leipzig   Quelle: www.staedte-fotos.de ·Bild: Alltag von Stankt Peterburg   Quelle: www.kunstnet.de/werk

Hinterlasse einen Kommentar

Your email address will not be published.