Das Gefühl der Angst kann als lebensbewahrend gelten, denn es kann uns in unguten Situationen schützen. Einem kleinen Kind bringen wir bei, dass es sich bedachtsam bewegt, damit ihm nichts passiert. Natürlich fällt das Kind doch hin und tut sich meistens nur geringfügig weh, zum Glück. Doch es lernt daraus, dass unsere Ermahnungen vielleicht doch sinnvoll sein könnten. So konditionieren wir unsere Kinder, gut auf sich aufzupassen und in verschiedenen Situationen Vorsicht walten zu lassen. Wir bestärken sie darin, auch ihrem Instinkt zu trauen und somit auch ihrer Angst. Natürlich haben dann die Kleinen auch Hemmnisse, die zu überwinden wir sie lehren und wir ihre Erfolge mit ihnen gebührend feiern. So bringen wir unseren Kindern schon recht früh bei, dass es durchaus Ängste gibt, denen nachzugeben sinnvoll, weil lebenserhaltend, ist. Doch gleichzeitig zeigen wir ihnen, dass es auch stark macht, seine Ängste zu überwinden und somit einen Sieg über sich selbst zu erhalten. Ganz früh und völlig normal werden wir also mit Ängsten konfrontiert und auch mit deren Bewältigung und doch schaffen wir es im Erwachsenenleben oftmals nicht mit ihnen so ‚normal’ umzugehen wie mit anderen Gefühlen.
„Zweifle nicht an dem, der dir sagt er hat Angst, aber hab Angst vor dem der dir sagt, er kenne keinen Zweifel.“ Erich Fried
Aus wenig nachzuvollziehenden Gründen wird Angst als solches in unserer Gefühlswelt negativ besetzt. Wenn wir als Kinder noch offen über unsere Ängste reden dürfen, solange es die Erwachsenenwelt hoffentlich uns zubilligt, so verwehrt uns die Gesellschaft einen offenen Umgang mit unseren Ängsten, wenn wir ein eigenständiges Leben führen. Dabei gibt es niemanden, der keine Ängste hat, doch darüber zu reden ist tabuisiert. Somit schlummern unsere Ängste im Verborgenen und dürfen selten Gesprächsmittelpunkt sein, doch hätten gerade sie es nötig genau betrachtet zu werden. Denn dürften unsere Ängste zum täglichen verbalen Austausch dazu gehören, dann könnten sich die einen relativieren, die anderen fänden eine Lösung und wieder andere bekämen die Zustimmung, durchaus berechtigt zu sein. Doch solch ein Umgang mit Befürchtungen, Zweifeln und Sorgen ist uns meistens verwehrt, wir sind darin nicht geübt, denn solch negative Lasten unseres Lebens sollen wir allein tragen. Sehr gut wird uns das in dem Film ‚Angst essen Seele auf‘ näher gebracht. Aber zum Glück gibt es Partnerschaften und Familien in denen auch offen über diese negativen Gefühle gesprochen werden kann, doch sind einem diese Menschen oftmals viel zu nah, als dass sie an manchen Beschwernissen gut mittragen könnten und so behält man wieder seine Ängste für sich. Natürlich machen wir als Erwachsene auch die Erfahrung, dass wir Sorgen mit anderen teilen, und dies uns gut tut, denn im Miteinander werden manche Sorgen kleiner oder man kommt der Lösung der Probleme näher. Doch meistens bleiben einige unserer Ängste in uns verborgen und die meiste Zeit können wir mit ihnen umgehen, in dem wir sie in uns selbst wenig bis gar nicht beachten. Dies geht auch häufig eine lange Zeit gut, doch dann haben sich diese Zweifel so angehäuft, dass ganz für uns selbst sichtbar, ja manchmal sogar körperlich spürbar werden. Unsere Ängste können zu Schweißausbrüchen, Herzrasen oder vielen anderen körperlichen Reaktionen führen, ja, uns sogar krank machen. Im ungünstigsten Fall lassen wir uns dann körperlich behandeln, doch unsere Ängste bleiben.
„Der Mensch ist ein leidendes Wesen, daran besteht kein Zweifel.“ Hans Peter Dreitzel
Doch erinnern wir uns an unsere Kindheit, als es noch so leicht war unsere Ängste zu benennen und wir sie, vielleicht an der Hand von Papa oder Mama, besiegten und wie stark wir uns dann fühlten. Indem wir uns dieses Gefühl in Erinnerung rufen, können wir es wieder fühlen, auch als Erwachsene, denn wenn wir schauen was uns Angst macht und es für uns beschreiben können, dann finden wir auch einen Weg uns mutig dieser Angst zu stellen. Tja, und dann werden wir merken, dass mit jedem Schritt, den wir auf unsere Angst zugehen, sie doch wahrhaftig ein Scheinriese ist, denn je näher wir ihr kommen, desto kleiner wird sie. Das ist natürlich ein Prozess dem man sich da stellen sollte, doch er lohnt sich, wahrhaftig.
Jeder kleine Sieg über uns selbst, macht uns stark und gibt uns Vertrauen in uns selbst, ja, wir benötigen Selbstvertrauen, denn wie soll uns jemand vertrauen, wenn wir uns nicht selbst vertrauen? Jeden Tag können wir einen kleinen Schritt auf unsere Ängste zugehen und manchmal dauert es etwas länger bis wir sie erreichen, manchmal geht es ein wenig schneller, aber geben wir nicht auf, denn sonst geben wir uns selbst auf und dafür ist jeder von uns viel zu wichtig und einmalig.
Ich selbst versuche es mit kleinen Schritten, manche sind leicht, andere eher beschwerlich, doch ich habe die Erfahrung gemacht, diese Mühe lohnt sich, denn sie sind auch Motor für unsere Innerlichkeit.
Vielleicht kreuzen sich einmal unsere Wege im Schritt-Tempo, bis dahin wünsche ich frohes Gelingen.
Foto1: Kind und Angst – Quelle: hispeed.ch · Foto2: Filmplakat „Angst essen Seele auf“ Quelle: moviereporter.net · Foto3: Selbstheilung – Quelle: endlich-geheilt.de · Foto4: Schutzengel – Quelle: engel-kunst-online.de
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