Auschwitz ist mehr als ein Ort in Polen, mehr als ein Konzentrationslager, mehr als ein Vernichtungslager, mehr als ein medizinisches Versuchslabor, mehr als Vergasungsräume oder Krematorien. Weitaus mehr! Denn alle diese Ortsbeschreibungen, und es gäbe da noch so viele mehr, füllen sich an mit Menschen, ob sie nun Häftlinge, Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, Deportierte, Kranke, medizinische ‚Versuchsobjekte’ oder ‚nur’ Durchreisende in die Gaskammern waren; jeder einzelne, ob nun namentlich bekannt oder nicht, füllt mit seiner Aura diesen Raum, ob Alt oder Jung; ob Mann, Frau oder Kind. Aber auch das Personal, vom einfachen Wachschutz, bis hin zum Entscheidungsträger oder Leiter des Lagers; jeder einzelne, wie brutal oder menschlich er, beziehungsweise sie sich gab, ein jeder trägt zum Gesamtbegriff ‚AUSCHWITZ’ bei. Hinzu kommen noch all die ‚Schreitischtäter’, die zwar fern ab des Lagers agierten, doch auch sie trugen zur Prägung dieses Ortes bei.
Bedenkt man nur den Schrecken, dieses Ortes angesicht zu werden!
Bedenkt man nur, einen solchen Ort zu planen und ‚aufzubauen‘!
Bedenkt man ’nur‘ die Perversion sich einen solchen Ort auszudenken!
Bedenkt man dabei auch die Emotionen, die dieser Ort in den Menschen hervor gerufen haben muss!
Jeder schaut auf diesen Ort, auch heute noch, und nimmt nur einen gewissen Teil des Ganzen wahr. So vielschichtig ist dieser Raum zu betrachten, dass eine Gesamtschau gar nicht möglich ist. Wir können uns diesem Ort immer nur in kleinen Schritten nähern, denn das gesamte Ausmaß, das mit dem Begriff ‚AUSCHWITZ’ verbunden ist, ist (vielleicht) mit einem Mal gar zu verkraften, damals, wie heute. Hinzu kommt, dass uns (fast) der Wortschatz fehlt, um auch nur annähernd diesem Ort und den Geschehnissen gerecht zu werden. So werden unsere Begrifflichkeiten immer den Bedingungen, denen die Menschen damals ausgesetzt waren, den Fakten, den Erfahrungen und Emotionen hinterher hinken.
So ist es heute wichtig dies immer im ‚Hinterkopf’ zu behalten, ob man nun Aufsätze, Bücher oder Artikel zum Thema ‚AUSCHWITZ’ liest, man nie das volle Ausmaß der Geschehnisse in diesem Lager des Grauens erfassen wird, ist man sich dessen als Leser, aber auch als Schreibender bewusst, dass man immer nur ein Mosaiksteinchen all dessen erfasst, so ist man, für mein Dafürhalten, auf dem richtigen Weg. Dass das Bild, das sich aus all den Mosaiken zusammensetzt, nie fertig werden kann, auch dies sollte jedem klar sein.
Hinzu kommt, das heute ‚AUSCHWITZ’ auch zu einem Synonym für den gesamten Holocaust herangezogen wird, was diesen Begriff noch komplexer macht, als er ohnehin schon ist.
Hier besteht auch eine Gefahr, das ‚AUSCHWITZ’ zu einem ‚Totschlaginstrument’ wird und damit missbräuchlich angewandt wird; ebenso ergeht es jeglichem Vergleich, der dem Ort und seinen Geschehnissen die Singularität nimmt. So sollte sich jeglicher Vergleich von vornherein verbieten, denn dieser wertet immer jedes einzelne Opfer diese Ortes herab, nimmt aber auch den Tätern viel von ihrer Schuld und Verantwortung.
Aus welchem Blickwinkel man auch immer auf Auschwitz schaut, ihm ist immer eins entgegen zubringen: Respekt.
Quelle aller drei Bilder: Bundesarchiv
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