‚Meine Familie, die Nazis und ich’ • Dokumentarfilm

‚Meine Familie, die Nazis und ich’ • Dokumentarfilm

 

Heute um 23:45 zeigt die ARD den Dokumentarfilm ‚Meine Familie, die Nazis und ich’ von Chanoch Ze´evi einem Israeli, der den Film in Co-Produktion mit einigen ARD Sendeanstalten mit den Nachkommen von NS-Tätern wie Göring, Himmler, Frank, Göth und Höß drehte. Die ursprünglichen Intentionen des Films, nämlich die konstruktive, direkte Auseinandersetzung mit Nachkommen von Täter- und Opferfamilien sind dem Cutter zum ‚Opfer’ gefallen, denn sie gab es, doch leider nicht für das Fernsehpublikum, wobei jegliche kritische Auseinandersetzung fehlt, leider. So bleiben die Kinder wie im Fall von Amon Göth und Hans Frank, die Nichten von Hermann Göring und Heinrich Himmler und der Enkel des Auschwitzkommandanten Rudolf Höß.

Im Mai letzten Jahres wurde der Film bereits in Israel gezeigt und es brauchte fast ein Jahr bis er für den ‚europäischen Markt’ umgeschnitten wurde, eben dieser Film wird heute ausgestrahlt. Doch was soll er uns, dem Zuschauer sagen? Was nehmen wir gesellschaftlich als Erkenntnis mit, dass dieser Film von größerem Interesse ist und hier empfehlenswert wäre? Nun, zum einen sehen wir, dass die Nachkommen ganz unterschiedlich mit ihrer Familienbürde umgehen. Der Sohn von Hans Frank, dem Generalgouverneur von Polen mit damaligem Sitz in Krakau und als ‚Schlächter von Polen’ bekannt geworden, Niklas Frank geht und ging offensiv mit der Verarbeitung seiner Familiengeschichte in Form von schriftlichen Abrechnungen mit seinen Eltern um und liest noch heute in Schulen. Die Tochter von Amon Göth, dem grausamen Kommandanten den Konzentrationslagers Plaszow, sieht man die zerrissene Seele ihrer Erkenntnisse und ihres Lebens an. Die Nichte von Hermann Göring, dem Unterzeichner diverser antijüdischer Gesetze und vieler anderer Verbrechen, hat zwischen sich und ihrer Herkunftsfamilie eine große Entfernung geschaffen, sie lebt in den USA. Katrin Himmler, die Nichte des Chefs aller Vernichtungsanlagen und Motor der Shoah, Heinrich Himmler, hat eine respektable Aufarbeitung ihrer Familiengeschichte in Form eines Buches verfasst. Über das Leben des Enkels des Auschwitzkommandanten Rudolf Höß wäre es müßig zu berichten, wäre er nicht einer der Protagonisten des Film und wären nicht gerade die Szenen mit ihm die Emotionalsten des ganzen Film, weil er in Auschwitz stattfindet und dabei auf eine Gruppe israelischer Schüler trifft, wobei darauf hinzuweisen ist, dass dieses Treffen vorbereitet wurde. Hinzu kommt, dass eben dieser Enkel ans Licht der Öffentlichkeit gelangen will und so die Gräueltaten seines Großvaters als Steigbügelhalter benutzt, doch will ich nicht bei diesem unappetitlichen Thema verweilen.

Aber auf die Frage zurückzukommen, ziehen wir Zuschauer daraus einen historischen oder gesellschaftlichen Informationsgewinn?, so ist das mit einem ganz klaren „NEIN“ zu beantworten, denn es bleibt die Erkenntnis, das ein jeder sein ‚Päckchen’ zu tragen hat, ob mit oder ohne verbrecherischem Familienhintergrund. Manche gehen mit ihrer Geschichte in so genannte ‚Doko-Soaps’ andere werden in einem Dokumentarfilm verarbeitet. Dass in diesem Fall das Vernichtungslager Auschwitz als ‚Kulisse’ herhalten muss, nun das ist mehr als bedenklich und sollte entschieden hinterfragt werden. Die einzige Antwort die hier zu finden war und eventuell passend wäre, hat Alan Posener in seinem Artikel in der Welt bereits gegeben: „Hitler sells“

Ich persönlich schließe mich da lieber Claude Lanzmann an der sagte: „Ich bin an die Orte gefahren, allein, und habe begriffen, dass man die Dinge kombinieren muss. Man muss wissen und sehen, und man muss sehen und wissen. Das eine ist vom anderen nicht zu trennen. Wenn Sie nach Auschwitz fahren, ohne etwas über Auschwitz und die Geschichte dieses Lagers zu wissen, sehen Sie nichts, verstehen Sie nichts.“ 

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