Da nun offiziell bestätigt wurde, dass die EU, nun, und davon bin ich ein Teil, wenn auch nur ein Teilchen, den Friedensnobelpreis erhält, tja, da dachte ich, klasse, nun bin auch ich ein 500 Millionstel Friedensnobelpreisträgerin. Nun, könnte dem natürlich entschieden widersprochen werden, denn der Preis soll ja der EU verliehen werden, nicht den Bürgern der EU, doch ist das zum einen äußerst spitzfindig und zum anderen ist dagegen zu halten, dass all die Institutionen der EU, ob wir sie benötigen oder nicht, recht ‚blutleer’ wären, wären wir Europäer nicht da. Tja, und wir sind ja nicht wenige, über 500 Millionen Menschen, na das ist doch was. Nun könnte sich jeder noch überlegen, ob er seine Kontonummer an das Komitee schickt, damit die ausgeschriebene Summe, die mit dem Preis verbunden ist, einem jeden Bürger der EU zu gute kommt, wenigstens zu einem 500 Millionstel. Natürlich könnte es auch zu einem riesigen Volksentscheid kommen, um das Geld aufzuteilen, doch ich denke, dass solch bürokratischer Akt doch die Summe des Preisgeldes weit übertrifft. Aber vielleicht finden sich auch äußerst friedliche Projekte in der EU, die des Förderns wert wären, doch schon wieder bleibt dabei ein Widerhaken bei mir im Denken, wer entscheidet das? Aber wollen wir uns dahingehend in Geduld üben, denn noch ist der Preis nicht offiziell verliehen und somit steht die pekuniäre Seite der Medaille noch gar nicht zur Debatte. Eine ganz andere Überlegung ist natürlich weitaus entscheidender, warum haben wir diesen Friedensnobelpreis bekommen? Nun, ich selbst bin vielleicht ein simpler Tropf, doch so ganz spontan will mir da so gar kein Grund einfallen. Nun habe ich persönlich ja auch gar nicht den geistigen Horizont des Komitees, das zum Ergebnis der Entscheidung gelangte, vielleicht bin ich selbst auch nur zu ‚schwarzsehend’, denn mir fallen europäische Bomben auf Tripolis ein und ganz viele wenig friedliche Interventionen der Europäischen Gemeinschaft. Natürlich weiß ich auch, dass es nur oberflächlich zu einer solchen Betrachtungsweise kommen kann, denn wir Europäer schützen ja immer nur die ‚Guten’ und die ‚Zivilbevölkerung’. Ob denen das auch so bewusst ist, nun das bliebe mal dahingestellt. Um diesen Gedanken konsequent zu Ende zu führen, hieße, dass alle europäischen Rüstungsgüter per se für friedliche Zwecke produziert und verkauft werden, na, und das ist vielleicht eines Preises wert, oder? Dem könnte natürlich entgegen gehalten werden, dass es in Europa seit 1945 durchaus friedlich zu geht, was in der Europäischen Geschichte eine durchaus respektabler Zeitraum ist, doch ist die Abwesenheit von Krieg auch gleichzeitig Frieden, ja, warum nicht, eine durchaus eingängige Sichtweise. Vielleicht habe ich selbst da einen viel zu hohen Anspruch an die Verleihung des Friedensnobelpreises, von dem ich immer dachte, dass er wegen der Verdienste um den Frieden verliehen wird, sich also verdienstvoll für den Frieden einsetzt. Nun gibt es natürlich friedvolle Projekte innerhalb Europas, ohne Zweifel, diese dann aber der gesamten EU zu zuschreiben, heißt auch, das Engagement der einzelnen Menschen zu übergehen, ob das im Sinne des Erfinders ist, na, ich weiß nicht so recht. Doch gehen wir einmal ins Innere der EU, die sich den Mitgliedern des Komitees so friedlich darstellt. Haben wir da nicht starke Ausgrenzungen von Minderheiten, wie zum Beispiel die Roma und Sinti im Südosten der EU? Keimt nicht wieder ein unterschwelliger Antisemitismus, häufig politisch verbrämt, in einigen Ländern, auch in unserem, wieder auf? Sind innerhalb der EU nicht auch viele, meines Erachtens zu viele, antiislamistische Töne zu hören, aus denen sich in einigen Ländern der EU sogar Parteien bilden? Werden nicht in Ungarn Journalisten in ihrem Tun eingeschränkt und gab es keine Mordaktion gegen Ausländer hier in Deutschland? Ziehen wir Europäer alle wirklich an einem Strang und erfreuen uns an der Vielfalt der Verschiedenheit auf unserem Kontinent? Trägt wirklich jeder Europäer die Last der Schulden der anderen ‚brüderlich’ mit? Natürlich ist auch in den friedlichsten Gesellschaften kein ‚Garten Eden’ ausgebrochen, da wir nun einmal Menschen sind und unseren Vorteil suchen, wo auch immer. So wie wir Europäer recht weit entfernt sind von einer homogenen Masse, so sind wir noch viel weiter entfernt von einem friedlichen Wir-Gefühl.
Solch Analyse, auch wenn sie oberflächlich und aus dem ‚Bauch’ heraus gemacht wurde, zeigt auf, dass es mit dem Frieden so eine Sache ist.
Doch nun einmal im Ernst, der Friedensnobelpreis 2012 wurde der EU zu erkannt, da mag man drüber denken wie man will, doch sollten wir auch daraus einen Auftrag für die Zukunft sehen, denn wir könnten uns dem würdig erweisen. Nun sehe ich schon wieder welche, die sich zurücklehnen, und der Meinung sind, dass das dann nichts mit ihnen zu tun hat, denn man selbst ist kein Entscheidungsträger und somit außen vor. Doch auch wenn ich eingangs des Artikels etwas sarkastisch an die Angelegenheit herangegangen bin, so fühle ich mich durchaus auch persönlich von diesem Preis angesprochen und denke, dass ein jeder seine Verantwortung dahingehend übernehmen sollte. Das muss ja nicht immer in der großen Politik geschehen, der eigene Gartenzaun ist da zuerst einmal ein gutes Probierfeld. Denn wie sollen wir es schaffen einen Frieden zu fordern, wenn wir ihn im eigenen Umfeld wenig umsetzen? Geben wir uns aber die Mühe, ein wahrlich friedliches und tolerantes Verhalten an den Tag zu legen, so könnten wir vielleicht zu Multiplikatoren werden. Dies würde uns auch entbinden, den Finger auf andere zuerst zu richten, sondern mit uns selbst und unserer Umgebung klar zu kommen. Das heißt ja nicht, alles zu erdulden oder alles ruhig hinzunehmen, nein, das heißt aber sich immer wieder in einen konstruktiven, nie abwertenden Dialog zu begeben. Vielleicht nicht immer leicht, doch wäre es ein ganz persönlicher Auftrag an uns selbst, diesen Friedensnobelpreis zu ‚verdienen’.
Hoffen kann ich nur, dass die Politiker und Entscheidungsträger innerhalb der einzelnen Staaten und der gesamten EU, sich dieser Verantwortung einer solchen Preisverleihung bewusst sind und sich nicht nur geehrt fühlen, um dann zur Tagesordnung weiter zu schreiten. Doch auch hier ist jeder EU-Bürger in der Verantwortung, denn er ist Wähler, zwar nicht viel mehr, aber in keinem Fall weniger. Nehmen wir Richard von Weizsäckers Worte und machen sie uns zu Eigen:
„Nur eine solidarische Welt kann eine gerechte und friedvolle Welt sein.“
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