Vom Gefallen und anderen Nettigkeiten

Vom Gefallen und anderen Nettigkeiten

 

Anderen einen Gefallen zu tun, ja das macht man meistens recht gern, denn so ein Gefallen ist meistens ohne viel Mühe und Aufwand zu bewerkstelligen, ja, fast mühelos. Doch was treibt uns dazu, anderen einen mehr oder weniger großen Gefallen zu tun? Zum einen ist es eine freundliche Geste im Miteinander, zum anderen möchten wir auch unserem Gegenüber gefallen und so Anerkennung, Aufmerksamkeit und – oder Zuneigung erhalten. An sich sind es oft Selbstverständlichkeiten, die ein Miteinander so harmonisch gestalten können, das wir gar nicht darüber nachdenken. Das Aufhalten einer Tür, der Blumenstrauß so zwischendurch, das erledigen einer Arbeit eines anderen oder das Annehmen eines fremden Pakets. Gleichwohl sind es oft diese Kleinigkeiten, auch wenn sie etwas unbemerkt an uns vorbei gehen, die Bindungen festigen. Sie sind so zu sagen, das kleine Sahnehäubchen in der Gemeinschaft, unserer Umgebung. Für uns selbst ist es aber wichtig, die eine oder andere Nettigkeit des Gegenübers bewusst wahrzunehmen und sie nicht als Selbstverständnis hinzunehmen, denn auch als Empfänger fühlt man sich gestärkt, wenn man weiß, dass jemand anderes einem Gutes tun will. Anders ist es natürlich, wenn man einen Gefallen von jemandem erwartet und dieser keine Bereitschaft zeigt darauf einzugehen. Auch mit einer solchen Enttäuschung lernen wir umzugehen, bitter wäre es für uns selbst, dies nicht zu verwinden.

„Zivilisiertheit ist ein Verhalten, das die Menschen voreinander schützt und es ihnen zugleich ermöglicht, an der Gesellschaft anderer Gefallen zu finden.“ 

Richard Sennett

Ganz anders als der simple Gefallen ist die Gefälligkeit. In ihrer Wortbedeutung geht sie oft weit über eine Kleinigkeit hinaus. Die Gefälligkeit verbirgt ein sich Verbiegen, ein Anbiedern und auch einen Wert. Da geht es nicht um eine Bedeutungslosigkeit, und je nach Umfang wird diese auch nicht als Lappalie betrachtet. Eine Gefälligkeit zu erbitten, benötigt einen Gegenwert, wobei dieser nicht unbedingt auf finanzieller Ebene liegen muss. So eine Gefälligkeit hat ein Geschmäckle, wie der Schwabe sagen würde. Trotz dieser eher negativen Deutung des Wortes, sind Gefälligkeiten ein häufiges Instrument in Wirtschaft, Handel und Politik. Immer wieder werden wir darüber informiert, mal intensiver, mal weniger. Tja, und manche solcher Gefälligkeiten bekommen den Geruch von Korruption. Für die Beteiligten kein Pappenstiel, doch häufig ohne Belang für ihren Lebensweg, leider. Denn eine Gesellschaft, also wir können davon Schaden nehmen, wenn wir unsere inneren Werte aufweichen lassen. Diese Form der Aufmerksamkeiten werden uns im Allgemeinen gar nicht zu teil, weil wir keine entsprechende Gegenleistung erbringen können. So sind wir nur mittelbar vor den Verlockungen gefeit, wie sich jeder selbst verhalten würde, nun das ist eine Frage der Moral und vor dieser muss jedermann selbst für sich bestehen.

„Die öffentliche Meinung ist eine Buhlerin: Man sucht ihr zu gefallen, ohne sie zu achten.“  Jean Antoine Petit-Senn  

So betrachtet ist ein Gefallen keine Bagatelle, ob im Kleinen oder Großen. Die Form der Aufmerksamkeit sollte auf-merken und be-achtet werden. Denn wie schon gesagt, wollen wir damit gefallen. Dagegen ist auch gar nichts zu sagen, wenn wir uns damit nichts erkaufen wollen, weder Freunde noch Gunst welcher Art auch immer. Wenn wir es schaffen könnten, anderen einen Gefallen zu tun ohne gefallen zu wollen, dann könnten wir Freundlichkeiten in Worten und Taten als Selbstverständlichkeit weiter geben, einfach aus uns selbst heraus um uns und anderen den Tag zu erhellen. Wir müssten uns nicht mit unseren eigenen Eitelkeiten plagen, denn so offen und wahrhaftig wie wir unser Gegenüber annehmen, würden wir unter Umständen auch angenommen werden. Ein Traum, eine Vision? Ja, vielleicht. Doch was wären wir, wenn wir nicht Träumen folgen würden? Könnten solche eine Vision nicht Antrieb genug sein? Denn ob wir selbst und die anderen diese Ziele je erreichen, nun das ist eventuell gar nicht so erheblich, sich aber dem zuzuwenden und daran zu arbeiten, auch wenn wir nur in Tip-Top-Schritten voran kämen, so kämen wir doch voran. Tun wir uns doch selbst einen Gefallen und versuchen wirs, na und vielleicht gefällt es uns sogar …

Bild 1: Aufmerksamkeit – Quelle: beziehungretten.com · Bild 2: Geschäfte & Gefällichkeiten – Quelle: businessinspanien.com · Bild 3: Bute Blume – Quelle: 24gb.de

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