Die Mülltrennung ist uns allen schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass wir heute gar nicht mehr darüber nachdenken, sogar Küchenplaner berechnen mehrere Abfalleimer heute völlig selbstverständlich mit ein, ob sinnvoll oder nicht,
na, egal, wir machen das mit Akribie. Auch die Klimaerwärmung ist uns völlig geläufig, schmelzen doch augenscheinlich die Polkappen, was allem Anschein nach dazu führt, dass wir in unseren Breitengraden noch Anfang Juni die Heizung laufen haben, verweichlicht wie wir nun mal so sind. Auch machen wir uns für eine Integration aller Ausländer stark, manche gehen dafür auf die Straße, nun nicht für ein Demonstration, aber doch zu einem Straßenfest reicht es immer, sind wir doch so richtig ‚multi-kulti’ in solchen Momenten. Natürlich kosten wir dann alle exotischen Speisen, vielleicht auch mal ein paar geröstete Heuschrecken, so ein Bisschen Dschungelcampfeeling kann ja nicht wirklich schaden. Auch schauen wir, dass wir Obst und Gemüse aus der eigenen Region kaufen, damit die eigene Region gestärkt ist und der Spritverbrauch auf der Straße sich verringert, doch muss natürlich ab und an auch ne Flugmango auf den Tisch, der Kerosinverbrauch wird hier nicht so genau betrachtet, denn wir wissen ja, dass das zum ‚guten Ton’ der Zeit gehört. Natürlich lehnen wir Stopfleber völlig ab, schon wegen der Tierquälerei, doch zum H’ordeuvre ein wenig Foie gras, zeigt doch unsere Weltoffenheit. Dass wir gegen Unterdrückung jeglicher Art sind, nun, das ist selbstverständlich, zeigen wir doch offen unsere Solidarität mit allen Menschen, die zu Gleichheit und Frieden finden möchte; für diese einzutreten fällt uns eher leicht, da es für diese Menschen oft schwer zu überwindende Hürden gibt, diese hohen Güter des Menschenrechts in unserem Land zu leben. Verirren sich dann doch Menschen in unsere Nähe, so können wir guten Gewissens eine Petition per Mausklick an die Politik senden; das ist bequem und wenig zeitaufwendig und beruhigt das Gewissen; früher mussten dafür auf der Straße Unterschriften gesammelt werden, doch heute können wir das bequem vom Sessel aus tun. Die Technik macht es uns da leicht und möglich. Auch möchten wir eine der Zeit entsprechende Energieversorgung, doch sollte diese sich natürlich adäquat in unsere Landschaft einfügen und uns nicht allzu sehr belästigen, sind wir doch belastet genug den Alltag als Gutmenschen auszufüllen. Nicht im Traum fiele es uns ein, das Fehlverhalten anderer unkommentiert zu lassen; dabei sind Selbstreflextionen weniger ‚in’, da der ‚Gutmensch’ von heute per se gut ist und somit völlig ‚alternativlos’ daherkommt. Unser gesamtes Sinnen und Trachten richtet sich darauf, unser Gutmenschentum anderen angedeihen zu lassen, wenn andere dies nicht zu schätzen wissen, dann sind wir doch über alle Maßen erstaunt, doch unser Potential zum Selbstmitleid
ist zeitweise schier unermesslich und so können wir aus diesem auch aus dem vollen schöpfen. Oh, es gäbe noch so viel über den Gutmenschen von heute zu sagen, die Beispiele liegen dicht an dicht vor uns, doch leider muss ich gestehen, dass mir diese pelzlosen, freilaufenden Nichtraucher der Rechtschaffenheit doch sehr unheimlich sind, denn neben ihnen fühle ich mich immer klein und auch unwertig. Denn ich muss mir selbst eingestehen, dass ich kein Gutmensch bin; tja, ob da sich ein tiefes Bedauern in mir einnistet ist noch eine ganz andere Frage, irgendwie will das nicht so richtig bei mir gelingen…
Doch mal ne Frage so in die Runde: „Wenn man oder frau sich nun nicht zu den Gutmenschen rechnen kann, ist er oder sie dann das Gegenteil, also ein ‚Schlechtmensch’? Spontan würde ich sagen: „Nein, denn so fühle ich mich auch wieder nicht.“ … Hm, und nun …
Nun, eins weiß ich mit Bestimmtheit, es ist gar nicht so einfach ein Mensch zu sein, aber vielleicht ist gerade das das Spannende am Menschsein oder am Leben als solches … 😉
Hinterlasse einen Kommentar