Zum Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945
Der Shoah zu gedenken ist aus meiner Sicht besonders schwer, weil es kaum Worte gibt, die Perfidität des Handelns in Sätzen darzustellen. Jedes verfügbare Verb erscheint zu schwach um das Grauen auch nur annähernd zu beschreiben.
Auch die Dimensionen der Abscheulichkeiten in seiner Gesamtheit zu ermessen ist kaum erträglich, weder kognitiv noch emotional.
Das Leid vom Millionen von Menschen auch nur im Ansatz zu erfühlen ist eine kaum zu ertragende Bürde, diese in Worte zu fassen, ein schier unmögliches Unterfangen.
Doch darf all dies uns nicht hindern zu erinnern.
Wir müssen klar und deutlich hinschauen, auch wenn wir den Kopf abwenden wollen.
Wir müssen hinhören, auch wenn uns das Gehörte Pein bereitet.
Wir müssen uns konfrontieren, auch wenn wir nicht schuldig geworden sind.
Denn wir müssen Verantwortung übernehmen. Dafür, dass Verbrechen an Menschen nie wieder zu Staatdoktrin werden. Dieser Verantwortung werden wir an einem Tag wie dem 27. Januar erinnert, denn an diesem Tag wurde 1945 das Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Doch müssen wir uns dieser Verantwortung täglich neu stellen, denn in der Mitte unserer Gesellschaft gibt es Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und braunen Terror. Dies sind keine Zeichen um zu vergessen, kein Zeichen um den Mantel des Schweigens auszubreiten. Nein, dies zeigt uns, wie wichtig das Erinnern ist, das unsere Gesellschaft eine Erinnerungskultur dringend benötigt. So, sind solche Tage wichtige Stolpersteine für die Köpfe von uns allen, damit wir Unmenschlichkeiten entschieden entgegentreten können.
Und denken wir nicht, dass das die anderen schon machen werden, hier ist ein jeder in die Pflicht genommen.
Foto: Kinder der Shoah – Quelle: amanteaonline.it
Hinterlasse einen Kommentar