Da müssen der Kühlschrank und die Vorräte aufgefüllt werden, der Jüngste bekommt neue Schuhe, der Tochter ist der Füller verloren gegangen und da gibt es noch das eine oder andere was be-nötigt wird. Ob wir dahingehend wirklich in Not sich, nun, das bleibt dahingestellt, doch all die kleinen und großen Dingen müssen besorgt werden, denn wir versorgen uns und die Unseren gern und wenn es uns möglich ist, dann auch über das be-nötigte Maß hinaus. Denn ob es auf dem Einkaufzettel steht oder nicht, da gibt es noch den neuen Raumduft aus der Werbung, die neue Eissorte oder das besonders gut riechende Weichspülmittel; tja, was auch immer, das eine oder andere wird doch noch mitgenommen. Daran sind nur unbedingt Werbung oder ein Überangebot an Waren schuld, denn wir selbst greifen zu und werden dazu nun wahrlich nicht gezwungen. Wir konsumieren als Teil unseres Alltags und meistens machen wir uns gar nicht bewusst ob wir das alles wirklich benötigen. Jeder von uns besitzt bestimmt das eine oder andere, was er oder sie in den letzten zwei Wochen erstanden hat und hat es noch nie benutzte oder in Gebrauch. Ja, und bei solchen Überlegungen geht es gar nicht darum, wie hoch beziehungsweise niedrig der eigene Kontostand ist, es geht ums Konsumieren überhaupt, und da ist es weniger interessant wie hoch der finanzielle Wert der erstandenen Ware ist. Dinge zu beschaffen gehört so zu unserem Alltag, ist so selbstverständlich geworden, dass kaum darüber nachgedacht wird, höchstens über den erzielten Preis.
„Ein Zyniker ist ein Mensch, der von allem den Preis und von nichts den Wert kennt.“ Oscar Wilde
Aber dazu gibt der Sprachgebrauch auch noch mehr her, denn viele kaufen gar nicht mehr, nein, sie holen sich die Dinge, die sie benötigen. ‚Ich hole mir einen neuen Pulli…’ ‚Diese Schuhe muss ich mir holen …’ oder noch gesteigert ‚Schau, das ist das neue Auto, das wir uns geholt haben …’ In diesem ‚holen’ steckt nun wirklich nicht mehr der Wert einer Kaufkraft, sondern die ‚geholte’ Ware steht als Trophäe im Vordergrund. Somit ist der Preis als solches weniger entscheidend, aber auch unsere Arbeitkraft entwerten wir damit, denn durch unser verdientes Geld versetzen wir uns ja in die Lage zu kaufen. Nun ist das vielleicht etwas spitzfindig, hier einen Unterschied herzustellen, doch unsere Wortwahl sagt eine Menge über uns selbst und unsere Befindlichkeit aus, so ist es aus meiner Sicht schon wichtig, ob wir, wie hier beschrieben, nun kaufen oder holen. Denn ich kann mir durchaus etwas aus dem Schrank oder der Schublade holen, möchte ich aber etwas in einem Geschäft erstehen, nun, dann muss ich es kaufen, jedenfalls dann, wenn ich es nicht geschenkt bekomme.
„Mit scharfem Blick, nach Kennerweise, seh‘ ich zunächst mal nach dem Preise. Und bei genauerer Betrachtung, steigt mit dem Preise auch die Achtung.“ Wilhelm Busch
Natürlich leben wir in einer Konsumgesellschaft und dies ist auch nicht unbedingt ein Abgesang an allen Konsum, nein, zum einen müssen wir uns ernähren und kleiden und zum anderen ist ja auch angenehm, sich den einen oder anderen Wunsch zu erfüllen. Nur muss das Kaufen im Mittelpunkt stehen? Ist die Schnäppchenjagd zum Volkssport erhoben? Muss das erstehen von Dingen ganz alltäglich werden? Und kann sich so auch die Freude an dem Neuen richtig ausbreiten? Ich glaube nicht, denn wenn wir ganz bewusst das erstehen, was wir wirklich wollen und benötigen und es uns auch immer wieder Freude bereitet wenn wir es sehen, dann ist es ja in jedem Fall seinen Preis wert. Wenn wir nur ab und zu innehalten und nicht gleich zugreifen, wenn wir ganz bewusst kaufen, dann kann die Freude für uns eine eigene Qualität erreichen. Wenn wir dann nicht aus dem Blick verlieren, dass die wirklich wichtigen Dinge des Lebens kaum käuflich zu erwerben sind, dann könnten wir uns selbst reich beschenken.
„Wer liebt, hat ein großes Geschenk zu verwalten.“ Martin Kessel
Fotos: Thema ‚Einkaufen‘ – Quelle: artikelmagazin.de
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