Neid ist ein Gefühl das uns Menschen mal stärker, mal weniger stark eigen ist und im Kaleidoskop der Gefühle eher negativ bewertet wird. In allen Religionen wird auf die Schädlichkeit von Neid hingewiesen, im Christentum gehört der Neid seit dem 6. Jahrhundert zu den Todsünden, im Koran wird darauf hingewiesen, sich selbst zu disziplinieren und in den zehn Geboten wird exakt darauf verwiesen nicht zu begehren, was auch immer. Auch fernöstliche Religionen befassen sich mit den Themen von Neid und Missgunst, genauso wie auch alle anderen Gottesanbetungen sich mit diesem Thema beschäftigen. Welch ungute Gefühle aber auch die Beneideten hatten, zeigt uns eine Tradition des Mittelalters, dort wurde an besonders prächtigen Häusern so genannte Neidköpfe angebracht, oft reich verzierte Grimassen, um eventuelle Neider abzuwehren. Der Neid zieht sich durch unsere Entwicklungsgeschichte und wird an mannigfaltigen Stellen sichtbar. In seiner Konsequenz heißt das für uns, dass das Neidgefühl ein Gefühl ist, das uns bereits von Anbeginn in die Wiege gelegt wurde und jede Zeit damit anders umging, ebenso wie jeder einzelne.
„Die Neider sterben, nimmer stirbt der Neid.“ Molière
Wenn Neid also zu jedem von uns gehört, so müsste doch seine Triebkraft auch eine Dynamik hervorbringen, die nicht nur das Negative, das Dunkle im Menschen hervorbringt. Diese Impulse könnten doch auch zum Nutzen eines jeden werden, doch wie stellen wir es an, unsere weniger anerkannten Facetten in einen Gewinn umzumünzen? Doch zuerst einmal steht die Frage an, worauf können wir denn neidisch werden? Nun oftmals wird Neid nur in Hinsicht auf finanziellen Gewinn anderer gesehen, doch es gibt auch Neid auf andere in den Bereichen des guten Aussehens, des Habitus des anderen oder seiner sozialen Stellung, was häufig als Sozialneid betitelt wird. Begründet wird dieser Neid oft mit Ungerechtigkeiten oder Ungleichheiten. Ursache ist aber immer ein Gefühl des Unbehagens, der Zurücksetzung und eines nicht stabilen Selbstwertgefühls. In der Soziologie wird in einigen Bereichen von ‚schwarzem Neid’ gesprochen, dann wenn er zerstörerisch wirkt. Dieser seelische Niedergang betrifft den Neider selbst, denn durch ein immer größer werdendes Neidpotential frisst sich dieser Neid in die Seele wie ein zersetzendes Gift, dies kann in einem solchen Hass gipfeln mit all seinen entsetzlichen Nebenerscheinungen, die dann auch den Beneideten mehr als nur betreffen können. Doch wenn hier nicht auf die Folgen für den Beneideten eingegangen wird, obwohl er unter offenem wie auch unter latentem Neid anderer zu leiden hat, so möchte ich hier auf den Schaden für den Neider selbst eingehen. Der durch Neid zerfressende fühlt sich von Mal zu Mal immer kleiner, immer minderwertiger und sollte er keine ‚Mitstreiter’ in seinem Neid finden, wird das Ohnmachtsgefühl in ihm immer größer. Solche Formen des Neides machen krank, allein deshalb ist es wichtig, sich vor solch Gefühlsexplosionen zu schützen. Was aber nicht heißen soll, sich selbst so zu kasteien um jegliches Neidgefühl in einem zu unterbinden. Denn wenn von ‚schwarzen Neid’ die Rede ist, dann sollte es auch den Weißen geben und es gibt ihn auch.
„Keine Leidenschaft ist für die Seele des Menschen verderblicher als der Neid, der zwar andere sehr wenig betrübt, aber für den, der damit behaftet ist, das größte, eigentlich das Grundübel ist. Denn wie der Rost das Eisen, so verzehrt der Neid die Seele, die mit ihm behaftet ist.“ Basilius der Große (gr. Erzbischof um 350)
Am wichtigsten vielleicht ist es erst einmal anzuerkennen, dass das Neidgefühl in einem ist. Denn wenn wir es von vornherein ablehnen oder verdrängen, dann wenden wir Kräfte auf, die wir an anderer Stelle durchaus benötigen. Wenn wir also zulassen, dass wir auch zum Neid neigen können, dann stärken wir damit uns selbst, denn wir blenden auch diese Facette in uns nicht aus. Natürlich kann man neidisch sein auf die wunderschöne, romantische Braut und ihr dabei gleichzeitig ihr Glück von Herzen gönnen. Man kann auf die ausgelassene Unermüdlichkeit von Kindern neidisch blicken und sie dabei jeden einzelnen Moment gewähren lassen. Diese Minuten des Neidgefühls sind in keiner Weise destruktiv für einen Selbst, noch für andere. Doch wenn es einen doch einmal überkommt, das beißende Gefühl des Neides, dann kann man es klein halten, in dem wir uns bewusst machen, welche Leistungen wir im Leben bereits vollbracht haben, welche Hürden des Alltags wir genommen haben und wie gut wir mit so vielen Dingen spielend zurechtkommen. So kann uns ein ungutes Neiden weniger tangieren. Tja, und dann kann man ja so ein Neidgefühl auch dahingehend ummünzen, das es zur Triebfeder des eigenen Erfolges wird, denn so ein Gefühl kann auch Ziele setzen.
„Beneide niemanden, denn du weißt nicht, ob der Beneidete im Stillen nicht etwas verbirgt, was du bei einem Tausche nicht übernehmen möchtest.“
August Strindberg
Gestatten wir uns unseren Neid und lasst uns mit Wohlwollen und Gelassenheit gönnen, dann kann uns auch ein solch eher negatives Gefühl nichts anhaben, sondern in uns selbst nur stärken.
Foto 1: Neidkopf in Waiblingen – Quelle: wikipedia.org · Foto 2: ‚Neid‘ v. Gerhard Altmann – Quelle: füreinebesserewelt.info · Foto 3: ’neidisch‘ Quelle: 123rf.de · Foto 4: Gönnen können v. Detlev Eilhardt – Quelle artou.de
Hinterlasse einen Kommentar