Jedwede Tradition, jede Religion hat so ihre Fastenzeit, so jetzt die Christenheit und diese wird auf vielfältigste Form verbreitet. Auch so ganz weltlich, ob es eine Zeit der inneren Reinigung mit irgendwelchen Salzen ist, das Fasten für eine kommende ‚Bikinifigur’ propagiert wird oder uns noch andere ‚Entsagungsvorschläge’ gemacht werden, der Mediendschungel hat sein Thema, jedes Jahr neu aufbereitet, bereits schon lange in der Schublade. Dazu kommt eine neue Mode, vielleicht noch ´ne neue Haartracht und das nicht nur für die Welt der weiblichen Bevölkerung, auch die Herren haben sich daran zu beteiligen. Eins wird dann aber weniger empfohlen, dem Geldausgeben zu entsagen oder sich dem Konsum weniger hinzugeben, na, das wäre ja auch kontraproduktiv für die Zeit des ‚Entsagens’, jedenfalls für die entsprechenden Medien und ihrer empfohlenen Produkte. Doch wenn wir genauer hinschauen, so ist eine Zeit des entschlacken des Körpers von den verschiedensten ‚Giften’, die wir so zu uns nehmen, auch eine gute Zeit für uns. Ob wir nun dem Alkohol entsagen, Süßigkeiten oder Fleisch, ja, vielleicht sogar allem der drei aufgeführten oder so ganz anderen Genüssen, nun, das muss jeder für selbst entscheiden, doch sich eine Zeit zu nehmen um dem eigenen Schweinehund ein Schnippchen zu schlagen, ich denke diese Überwindung ist es wert, nicht nur für unseren Körper, sondern auch für uns und unsere Charakterstärkung. Es gäbe so viel, bei dem es durchaus lohnenswert wäre, es eine gewisse Zeit sein zu lassen, ob es das fernsehen ist, das Internet oder vielleicht das Auto; denn diese Fastenzeit heißt ja auch, sich wieder anderer Werte im Leben zuzuwenden. Oder einfach mal gewisse Routinen zu verlassen, um sich der Vielfalt unseres Lebens zuzuwenden. Ja, gerade im Alltag, der um diese Jahreszeit zumeist auch noch recht grau ist, grauer jedenfalls, als sonst, gehen so viele Dinge unter, die wir gar nicht mehr sehen, hören oder fühlen; da kann auch ein Innehalten wahrlich so gar nicht schaden. Vielleicht müssen wir uns unseren Routinen erst einmal klar werden, vielleicht brauchen wir dazu auch einmal Zeit, um uns einzugestehen, dass nicht alles so läuft wie wir uns das wünschen. Eventuell nehmen wir uns auch mal die Zeit unsere Ziele neu, oder wenigstens anders zu definieren. Es finden sich immer wieder Stellschrauben des Lebens, die darauf warten, neu justiert zu werden. Dies wäre eine wahrlich gute Zeit dafür.
Denn Veränderungen bedeuten ein anderes Fühlen, aber auch neue Gedankenwege zu entwickeln, das formt uns, macht uns stark und bringt uns weiter, auch dann wenn wir bemerken, dass wir gar keinen neuen Weg beschreiten wollen, obwohl das seltener ist, wenn wir denn ehrlich zu uns selbst sind; aber auch dann kommen wir ‚selbstgestärkt’ aus einer solchen Reflexionsphase. Je älter wir werden, desto weniger benötigen wir Rezepte anderer, denn im Grunde wissen wir was und wie es zu tun ist, häufig benötigen wir nur einen Schupps von außen, tja, und da ist das Einläuten der Fastenzeit gar kein so schlechter Anschob. Denn eine Gewohnheit, auch wenn sie uns so gar nicht gut tat, zu verlassen; dass ist ein schwieriges Unterfangen. Wir müssen das üben, immer und immer wieder und häufig fallen wir in alte Mechanismen zurück, doch zu spüren, dass wir die Kraft haben uns selbst zu überwinden, uns selbst Neuem zuzuwenden, das macht uns mutiger und weitaus stärker als es uns vorher bewusst wurde. Ja, und so zum Geschenk erhalten wir freie Räume im Alltag, die wir neu besetzen können. Wir könnten einen kleinen Traum in uns verwirklichen, für den wir nie Zeit hatten, oder finden wollten. Diese Zeit, in der wir uns selbst so beschenken können, sollten wir uns nicht nehmen lassen. Natürlich ist jede andere Zeit genauso angetan etwas zu verändern, das ist nicht zwingend in der Fastenzeit zu vollziehen, doch warum nicht jetzt? „So jung kommen wir nie wieder zusammen…“ heißt es landläufig, dann brauchen wir auch nichts aufzuschieben, sondern beginnen wir doch einfach mal gleich. Die neuen Wege liegen vor uns, sie warten nur darauf von uns begangen zu werden. Ja, und das spannende daran ist nicht nur unsere neue Erkenntnis, unser Mut, unser ‚sich spüren’, spannend kann es werden, wenn wir neue Leute kennenlernen, die bereits schon länger auf den uns noch wenig bekannten Wegen wandeln. Wir könnten von ganz anderen Erfahrungen profitieren, auch dann, wenn sie nicht immer unseren Vorstellungen entsprachen.
Absolut jedem wünsche ich diese lustvolle Erfahrung, sich selbst so zu bereichern; na und vielleicht fügt es sich, dass wir uns auf dem einen oder anderen ‚neuen’ Weg begegnen, mich würde diese Begegnung bestimmt bereichern.
Bild 1: Zeichensysteme von A.R. Pencks · Bild 2: wallpaper
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