Die Sprache der Wannseekonferenz 20. Januar 1942

Die Sprache der Wannseekonferenz 20. Januar 1942

 

Heute wird darüber viel berichtet, denn dieser Tag der so genannten Wannseekonferenz jährt sich heute zum 70. Mal. Auf der Wannseekonferenz vom 20. Januar 1942 kamen 15 hochrangige Vertreter von nationalsozialistischen Reichsbehörden und Parteidienststellen zusammen, um unter Vorsitz von SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich den begonnenen Holocaust an den Juden im Detail zu organisieren und die Zusammenarbeit aller Instanzen dabei sicherzustellen. Ich will hier heute gar nicht auf das historische Ereignis näher eingehen, sondern mich mit den Protagonisten dieser Zusammenkunft beschäftigen. Es geht mir auch weniger um die Stellung eines jeden einzelnen, viel mehr geht es mir hier um die Einstellung dieser Menschen. Wenn ich mir die Protokolle durchlese beziehungsweise anhöre, so durchläuft mich ein Schauer des Grauens, wie ‚sachlich’ Menschen über die systematische Ermordung von Millionen schwadronieren. Um diese Sprache der Entmenschlichung zu sprechen, muss man ja auch von einer entsprechenden Geisteshaltung ausgehen.

Die Sprache in der Zeit des Nationalsozialismus wurde ausführlich in der LTI (Lingua Tertii Imperii) erörtert, doch kann sich eine solche Sprache, wie die des Dritten Reiches, nur dann im allgemeinen Sprachgebrauch niederschlagen, wenn sich hinter den einzelnen Worte wie zum Beispiel ‚Endlösung’ oder ‚Selektion’ auch Bilder verfestigen, sich diese Worte ‚füllen’, denn nur so können sich die Worte schnell abrufbar im Menschen niederschlagen. Doch wäre dies wahr, so ist davon auszugehen, dass sich ein gewohnter Gebrauch nur dann verfestigt, wenn der Inhalt es Wortes, der eigenen Geisteshaltung entspricht. Also ist davon auszugehen, dass die Ausführenden innerhalb der Wannseekonferenz eine solche Menschenverachtung tief in sich tragen. Doch woher kam diese?

War es die Erziehung? Waren es die Erfahrungen des 1. Weltkriegs? Oder war es das verinnerlichte Nachplappern von obskuren Thesen? Immer wieder versuchen Historiker dem auf die Spur zu kommen, ob psychologisch, historisch oder soziologisch, doch zu einer allgemeingültigen Antwort ist dahingehend noch niemand gekommen, denn ich glaube, dass es diese auch gar nicht geben wird. Um das tiefer zu beleuchten, bedarf es der Historie des Einzelnen, doch diese dann als Massenphänomen ‚hochzurechnen’ wäre wissenschaftlich auch nicht integer. So können wir hier nur im vagen bleiben und uns verdeutlichen, was Sprache mit jedem von uns macht und wie sie einen Zeitgeist darstellt.

Im Erinnern an die Zeit des Nationalsozialismus kann es nicht nur um Ereignisse gehen, sondern muss auch bis ins Detail der Handlungsweisen aller gesehen werden. Hierzu gehört unter anderem auch die Sprache, deren Duktus wir erkennen sollten um diesen ganz schnell zu entlarven.


Das Protokoll der Wannsee-Konferenz, 20. Januar 1942

 

Teilnehmer:

SS-Obergruppenführer Heydrich*Gauleiter Dr. Meyer*,  Reichsamtsleiter Dr. Leibbrandt*,  Staatssekretär Dr. Stuckart*,  Staatssekretär Neumann*,  Staatssekretär Dr. Freisler*,  Staatssekretär Dr. Bühler*,  Unterstaatssekretär Luther*,  SS-Oberführer Klopfer*,  Ministerialdirektor Kritzinger*,  SS-Gruppenführer Hofmann*, SS-Gruppenführer Müller*,  SS-Sturmbannführer Eichmann*,  SS-Oberführer Dr. Schöngarth*,  SS-Sturmbannführer Dr. Lange*

Bild der Wannseevilla, in der die Wannseekonferenz am 20.01.1942 stattfand – Quelle: hessen.de

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