in Sachsen-Anhalt – Ort der Demütigung und Tyrannei
Das Konzentrationslager Lichtenburg (auch Sammellager Lichtenburg) befand sich in Schloss Lichtenburg, aus dem 16. Jahrhundert, in Prettin im Osten des Landes Sachsen-Anhalt. Das Gebäude wurde bereits seit 1812 als Zuchthaus genutzt und 1928 wegen mangelhafter baulicher und sanitärer Zustände geschlossen.
Am 15. Dezember treffen die ersten 200 weiblichen Häftlinge aus dem Frauen-Konzentrationslager Moringen ein. Das Frauenlager untersteht der Inspektion der Konzentrationslager. Neben den politischen Häftlingen, die zum Teil schon seit 1933 inhaftiert sind, werden seit 1935 verstärkt die „Bibelforscherinnen“ genannten Zeuginnen Jehovas, zurückkehrende Emigrantinnen, wegen „Rassenschande“ verfolgte Frauen jüdischer Herkunft und so genannte Asoziale und Kriminelle ins Konzentrationslager verschleppt. Die Bewachung des Lagers ist in zwei Bereiche geteilt. Nach außen hin bewachen rund 120 SS-Männer die Anlage, während für die unmittelbare Überwachung der hier Inhaftierten uniformierte SS-Aufseherinnen, eingesetzt wird. Zunächst gibt es zwei Schlafsäle für je 120 Frauen mit Tischen und Holzhockern und an den Wänden Spinden. Später kommen weitere Räume hinzu. Im Schloss sind die Bibelforscherinnen, die Politischen und die Jüdinnen untergebracht, im Zellenbau die als Prostituierte Inhaftierten.
Lotti Huber erinnert sich: „Später wurden wir Jüdinnen von den „Politischen“ getrennt und mit anderem „Abschaum der Menschheit“, wie die Wärter sie nannten, zusammengelegt: Prostituierte, Diebinnen und später auch Zigeunerinnen. Es war eine faszinierende Mischung menschlichen Elends.“
Da das Schloss eine marode Bausubstanz hatte und als nicht erweiterungsfähig galt, wurden im Mai 1939 die verbliebenen 867 weiblichen Häftlinge in das neu gebaute Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück verlegt.
Nach der Schließung des KZ Lichtenburg fungierte das Schloss als Standort für das Totenkopf-Infanterie-Ersatzbataillon II und ab 1942 das SS-Hauptzeugamt.
Bis zu 65 Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen, die im Zellenbereich untergebracht waren, standen der SS zur Zwangsarbeit zur Verfügung.
Bekannte Häftlinge des Konzentrationslagers:
Friedrich Ebert, SPD-Politiker/ Sohn des ehemaligen Reichspräsidenten); Lotti Huber, (Charlotte Goldmann) Schauspielerin; Hans Litten, Anwalt; Wilhelm Leuschner, Gewerkschafter und Widerstandskämpfer; Theodor Neubauer, KPD-Politiker; Charles Regnier, Schauspieler; Ernst Reuter, Oberbürgermeister von Magdeburg (später Regierender Bürgermeister von Berlin); Max Abraham, Rabbiner … u.v.m.
Nach 1945 wurden das Schloss und die angrenzenden Ländereien bis 1990 landwirtschaftlich genutzt. Im Bunker des ehemaligen KZ wurde 1965 eine Mahn- und Gedenkstätte eingerichtet, die 1974 erweitert wurde. Nach langjährigen Verhandlungen über die Zukunft und die Trägerschaft der Gedenkstätte KZ Lichtenburg zwischen dem Landkreis Wittenberg, der Landesregierung in Sachsen-Anhalt und der Bundesregierung führte 2006 zu dem Entschluss in Sachsen-Anhalt eine Gedenkstättenstiftung einzurichten. Diese existiert seit dem 1. Januar 2007. Seit Anfang 2008 gehört die Gedenkstätte KZ Lichtenburg zu dieser Stiftung. Die notwendige Neugestaltung und die damit verbundenen Baumaßnahmen laufen seit Dezember 2008. Die neue Dauerausstellung wurde mit Eröffnung der neuen Gedenkstätte am 1. Dezember 2011 der Öffentlichkeit präsentiert.
Ort der Erinnering für die Öffentlichkeit
Mit dem Renaissanceschloss Lichtenburg sind viel Leid und Grausamkeit verbunden. 1933 richteten die Nazis dort eines der ersten Konzentrationslager ein. Heute steht das Gedenken im Vordergrund.Die neue Gedenkstätte im früheren Konzentrationslager Schloss Lichtenburg in Prettin (Landkreis Wittenberg) ist am Donnerstag eröffnet worden. In einer Dauerausstellung wird anhand von Dokumenten und Originalzeugnissen an die Geschichte und die Opfer erinnert. Die Schau trägt den Titel «“Es ist böse Zeit …“ Die Konzentrationslager im Schloss Lichtenburg 1933-1945». Laut Kultusministerium konnten bislang mehr als 7000 von vermutlich 10 000 Menschen ermittelt werden, die im KZ Lichtenburg inhaftiert, gepeinigt und ermordet wurden.
Mit der Gedenkstätte setze Sachsen-Anhalt ein Zeichen gegen das Vergessen, sagte Landtagspräsident Detlef Gürth (CDU). Die Lichtenburg sei nun ein wieder sichtbar gewordener Mosaikstein des nationalsozialistischen Terrors. «Sie verpflichtet uns heute mehr denn je zu einem wirkungsvollerem Engagement gegen Rechtsextremismus», sagte er. Die Nationalsozialisten hatten 1933 in dem Schloss eines der ersten Konzentrationslager in Deutschland eingerichtet, zunächst für Männer, dann für Frauen und als Außenlager von Ravensbrück, wie die Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt mitteilte.
Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) sagte, die wichtigste Aufgabe der Gedenkstätte werde es sein, ein breitere Öffentlichkeit über Lichtenburg aufzuklären. Unter den Häftlingen waren prominente Hitler-Gegner wie der Sozialdemokrat Friedrich Ebert und der Gewerkschafter Wilhelm Leuschner. Der ehemalige Magdeburger Bürgermeister Ernst Reuter wurde 1933 von den Nazis in das KZ Lichtenburg verschleppt. Gürth würdigte das Engagement von Reuters Sohn Edzard für den Ort der Erinnerung.
Zur neuen KZ-Gedenkstätte gehören Gefangenenzellen im einstigen Bunker sowie der ehemalige Werkstattflügel, in dem ein modernes Besucherzentrum mit der Dauerausstellung entstanden ist.
Bild1: Tor der Lichtenburg – Quelle: lichtenburg.org · Bild2: Innenhof der Lichtenburg – Quelle: sachsen-anhalt.de · Bild3: Lotti Huber – Quelle: fdb.cz · Bild4: Ernst Reuter – Quelle: akpool.de · Bild4: Gedenkstätte Lichtenburg – Quelle: mz.web.de/dpa
Hinterlasse einen Kommentar