Picassos Einfluss auf die fränkische Küche … ;-)

Picassos Einfluss auf die fränkische Küche … ;-)

 

Als ich vor knapp fünfzehn Jahren von der Großstadt in eine fränkische Kleinstadt zog war das schon eine gewaltige Umstellung, aber auch eine Herausforderung. Außer ein paar Familienangehörige kannte ich noch niemand, na, jedenfalls kaum jemanden. Das war auch nicht weiter schlimm, denn es gibt durchaus Zeiten für mich, da bin ich mir selbst genug, tja, und langweilen, nun, das tu ich mich äußerst selten. Es war Oktober und ich ging mit meinem fünf Monate alten Enkel spazieren. Kind gänzlich versorgt und bequem im Wagen und die frisch gebackene Großmutter munter einherschreitend. Es war einer dieser herrlichen Herbsttage, sehr warm und die Natur zog gerade ihr buntestes Kleid an. Wir liefen beziehungsweise fuhren durch die Stadt, überquerten ein Brücklein und liefen weiter in der Sonne am Wasser entlang. Es war ruhig und einer dieser Momente, der an gänzliche Zufriedenheit erinnert. Mit der Zeit hatte dieser kleine Ausflug auch den gewünschten Erfolg, mein süßer, kleiner Enkel war selig eingeschlummert und ich hielt langsam Ausschau nach einer Bank um mich in idyllischer, halbschattiger Umgebung niederzulassen. Gesucht, gefunden. Gemütlich sitzend, die Umgebung genießend und das Bild des schlafenden Kindes aufnehmend saß ich eine Weile auf dieser lauschigen Bank, bis ich mir mein mitgebrachtes Buch schnappte um mich einer meiner Lieblingsbeschäftigungen hinzugeben, dem Lesen. Bestimmt verging so eine der perfektesten halben Stunde meines Lebens als ich eine Frau im geblümten Sommerkleid kinderwagenschiebend kommen sah. Ich las weiter. Die Frau kam näher und an ihrem Blick erkannte ich, dass sie die Absicht hatte, sich genau neben mich zu setzen. Ich überlegte gerade noch, ob ich die Windeltasche vom Kinderwagen auf die Bank stellen sollte um die Bank als ‚belegt’ darzustellen, doch es war für solch eine durchsichtige Aktion bereits zu spät. Also was soll ich sagen, es kam wie es kommen musste, die Frau setzte sich neben mich, platzierte zuvor ihren Kinderwagen im Schatten und nun saßen da zwei Großmütter mit ihren schlafenden Enkeln, die eine erfreut in der Aussicht auf ein Pläuschchen, die andere weniger. Innerlich seufzend klappte ich mein Buch zu und ergab mich in die Situation, denn eine Flucht erschien mir dann doch zu unhöflich und außerdem hatte ich noch gar keine Lust weiter zugehen. Die Frau strömte eine innere Selbstsicherheit, die der Rechtschaffenheit, aus, die fast einschüchternd war und sogleich begann sie die Unterhaltung: „ Junge oder Mädchen?“ fragte sie. Natürlich wusste ich, dass sie mich nicht nach meinem Geschlecht befragte und da ich augenscheinlich weiblichen Geschlechts bin, fragte ich zurück: „Wer?“ Ruckartig wand sie ihren Kopf nach rechts zu mir, bestimmt um mich ob meiner ‚Blödheit’ genauer zu betrachten, doch ließ sie nicht von mir ab, sondern antwortete: „Na, das Kloine.“

Ob ich hier das fränkische richtig rüberbringe weiß ich nicht, soll aber einer Preußin verziehen sein, na, hoffe ich jedenfalls. Ergeben antwortete ich: „Junge.“ „Mir ham a Mädle, sie hoast Annika. Is schoan mei drittes Enkele. Mei Äldeste hat oan Burm und die Kloanste hat auch nen Mädle. De Annika ist die Kloane von meinem Burm.“ Plauderte die Frau so aus dem Familiennähkästchen. Mein „Ah ha“ blieb dagegen recht einsilbig, zum einen wusste ich darauf wenig zu sagen, zum anderen hatte sich meine Lust auf ein Gespräch noch nicht erfasst. Aber unbekümmert plapperte die Frau weiter, wobei ich eher zum Schluss kam, das sie reden wollte und ihr an einer wirklichen Unterhaltung wenig lag, also ließ ich mir von ihren Kindern und Enkeln berichten und bereicherte ihre Ausführungen mal mit einem „Hm“ oder „So so“. Nach einer Weile muss sie bemerkt haben, dass ich nun schon einen guten Teil ihrer Familiengeschichte kannte, sie aber von mir noch gar nichts wusste. Ich glaube, sie spürte, dass meine Auskunftsneigung dahingehend eher gen Null tendierte so fragte sie mich auf einmal: „Woas lesens denn da?“ Brav antwortete ich: “Eine Biografie über Picasso.“ Freudig lächelnd antwortete mir die Frau: „Ah, Picasso kenn ich. Letzten Sonntag hoat mei Schwiegertochter auch so ein Risotto gemacht. Mir mögen gern mal was Fremdländisches ausprobieren.“ Auf mein verblüfftes Gesicht und meinen halboffenen Mund eingehend, plapperte sie weiter: „Hams des auch schon gekocht, oder lesens erst die Rezepte?“

Eine Antwort durfte ich ihr schuldig bleiben, denn mein Enkel rettete die Situation in dem er wach wurde und gleich und sofort etwas zum Trinken verlangte. Erlöst sprang ich auf, reichte ihm den mitgebrachten Tee, verstaute mein Buch und verabschiedete mich freundlich lächelnd zog von dannen und dachte, dass ich ein Risotto auch mal wieder machen könnte, Picasso sei dank … 😉

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