Wie wär’s mit einem schulterfreien Smoking, mein Herr ¿

Wie wär’s mit einem schulterfreien Smoking, mein Herr ¿

 

Immer wieder werden wir in den Medien mit den Mode-Tops und Mode-Flops bekannter Gesichter konfrontiert, wobei ja diese Einschätzung rein subjektiv ist, so rauscht es doch im Blätterwald und einschlägiger Fernsehsendungen über uns hinweg, mal mit mehr Interesse begleitet, mal mit weniger. Nun könnte man fast denken, dass wir irgendwelchen Modediktaten entflohen sind und Mann, aber vor allen Dingen Frau, tragen kann was er oder sie für angebrachten halten, doch weit gefehlt, die Mode hat uns über ihre weit verzweigte Industrie recht fest im Griff. Früher setzten Modemacher allein bedeutende Trends, heute ist auch noch die Musik- beziehungsweise Filmindustrie, die Werbung und das allgemeine Lebensgefühl, was auch immer das heißen mag, im Verbund der ‚Modediktatoren’.  Tja, und wenn Mann denkt, das ginge ihn weniger an, so soll er sich mal auf die Suche nach einem zweireihigen Anzug machen, wenn dieser zur zeit nicht Mode ist, nun, dann bekommt er ihn nicht, außer er lässt ihn sich schneidern. Also ob Mann, Frau oder ganz besonders Kind kommen um das Thema Mode nicht herum, es umwabert einen, ob man will oder nicht. Denn das Thema Mode umfasst ja nicht nur die Kleidung, sondern alle Bereiche des zwischenmenschlichen Seins, vom Verhalten, über Essgewohnheiten bis hin zur Sprache, so ist alles einer Mode unterworfen. So sind wir, ob wir es wollen oder nicht immer dem Zeitgeist ausgesetzt, mal folgen wir ihm mit voller Überzeugung, mal kann er uns nicht erreichen und manchmal lebt er aus vergangener Zeit wieder auf. Sich diesem Zeitgeist zu entziehen ist oftmals kaum möglich, manchmal sogar gar nicht machbar. So begleitet uns dieser Kobold, vielleicht nicht immer zu unserer Freude, doch ignorieren können wir ihn nicht. Aber kommen wir zurück auf die Bekleidung, von der Oscar Wilde sagt:

„Mode ist das, was man selber trägt. Geschmacklos ist das, was andere tragen.“

Ob man da dem Zyniker Wilde nun zustimmen kann oder nicht, richtig bleibt, dass über das Tragen von Gewändern anderer häufig öfter geredet wird, als über den Menschen, der eben in den selben steckt. Denn Kleidung ist mehr als nur das bedecken des Körpers, über die Kleidung stellt sich die Persönlichkeit dar, ob es der Mensch will oder nicht, denn über die Kleidung hat jeder die Möglichkeit für seinen ‚Auftritt’.

An der Kleidung zeigen wir zu welchen Gruppen wir gehören, auch zeigen wir, ob wir aus der Masse herausstechen wollen oder im ‚modischen’ Massenbild verschmelzen wollen. Sogar ob wir eher extrovertiert sind oder das Gegenteil, wir zeigen es, wenn auch manchmal nur im Detail. Natürlich sind wir auch so genannten ‚Dresscodes’ unterworfen, Kleidungsrichtlinien für bestimmte Begebenheiten. Im Alltag begegnen uns diese meistens auf beruflicher Ebene, dieser können wir uns wenig entziehen, auch das Tragen von Uniformen oder Berufskleidung, ist ein muss, das wenig diskutabel ist. Doch auch hier kann der scharfe Beobachter sehen, dass der Versuch des individuellen auch hier versteckt ist. Gut zu sehen ist das im Krankenhaus, denn obwohl jede Krankenschwester weiß bekittelt ist, so trägt kaum eine das Gleiche wie ihre Kollegin. Denn trotz jeder Mode, jeglicher Uniformität, versucht ein jeder ‚seinen’ ganz subjektiven ‚Auftritt’ zu haben um sich zu präsentieren. Mit dieser Form des Ausdrucks unserer Person in Verbindung mit dem Zeitgeist der Mode wollen wir gesehen werden, ob uns das auch immer gelingt, nun das wäre eine weitere Überlegung. Doch ist unser Auftritt denn auch so wie wir sind, oder doch eher wie wir scheinen wollen? Eine Frage, die sich am besten jeder für sich selbst stellt und auch beantwortet. Doch eins ist gewiss, schon beim Aussuchen eines neuen Kleidungsstücks, verraten wir viel von unserer Persönlichkeit.

Denn wenn wir den Versuch starten würden, dass zehn Frauen sich eine weiße Bluse kaufen sollen, so würden wir bestimmt feststellen müssen, das jede dieser Blusen anders aussieht, obwohl sie gemeinsame Kriterien haben. Wobei dazu am Rande zu bemerken ist, dass das doch noch ganz gute Aussichten sind, hinsichtlich einer Industrialisierung der Mode von der ‚Stange’. So können wir zu dem Ergebnis kommen, dass Mode ein Ausdruck unseres Selbst ist, aber auch ein bisschen Verkleidung. Nun das ist ja auch völlig in Ordnung, denn vielleicht wollen beziehungsweise müssen wir uns auch nicht überall und jedem bar jeder Verkleidung darstellen, auch zum eigenen Schutz. Nehmen wir die Mode doch wie eine Laune der Natur, nehmen wir sie hin und erfreuen uns daran was gerade uns selbst gefällt. Denn wenn wir uns das selbst zubilligen können, dann müssen wir auch nicht mit der Meute auf die Tops und Flops anderer aufmerken, sondern warten geduldig auf den ersten schulterfreien Smoking in den Gazetten der Yellow-Press. So nehmen wir Mode als das was sie ist, ein Teil von uns, wie groß wir diesen Teil gestalten, nun das ist eine ganz persönliche Entscheidung, tja, und das ist auch wirklich gut so …

Bild 1: Hut V. Boiteau – Quelle: fashion-guy.de · Bild 2: Jil Sander Herrenanzug – Quelle: modepilot.de · Bild 3: Abendrobe – Quelle: goyellow.de

Hinterlasse einen Kommentar

Your email address will not be published.