Antisemitismus • Versuch einer Definition

Antisemitismus • Versuch einer Definition

 

Das Phänomen des Antisemitismus ist seit etwa 2500 Jahren bekannt und hat besonders die Geschichte Europas über weite Strecken begleitet und begleitet sie immer noch. Die Ablehnung gegenüber Juden reicht von Verleumdung, Diskriminierung und Unterdrückung über lokale und regionale Ausgrenzung, Verfolgung und Vertreibung bis hin zu dem Versuch ihrer vollständigen Ausrottung im Holocaust während der Zeit des Nationalsozialismus. Im Unterschied zu allgemeiner Fremdenfeindlichkeit wird Judenfeindlichkeit meist mit angeblich unveränderlichen Eigenschaften von Juden begründet. Doch gehen wir noch einen Schritt zurück und kommen wir zu klaren Definitionen, wenn das überhaupt geht. Wer also sind Semiten? Als Semiten werden historische Völker bezeichnet, die eine semitische Sprache sprechen. Der deutsche Historiker August Ludwig von Schlözer prägte 1781 den Begriff mit Bezug auf die Völkertafel der Genesis. Nach biblischer Überlieferung führte Abraham seine Abstammung auf Sem, den ältesten Sohn Noahs zurück. In Anlehnung daran bezeichnete man in biblischer Zeit alle Völker des Nahen Ostens, die sich als Nachkommen Abrahams betrachteten, als „Söhne des Sem“. Nach dieser Definition gehören dazu: die Äthiopier, Araber, Hyksos, Malteser, Minäer, Sabäer, Akkader, Babylonier, Assyrer, Amoriter, Ammoniten, Aramäer, Hebräer, Kanaaniter, Moabiter, Nabatäer, Phönizier, Samaritaner und Syrer. Die Semiten im sprachwissenschaftlichen Sinne sind mit den Nachkommen Sems der Bibel nicht völlig identisch. Als heute semitisch sprachige Völker gelten z. B. Araber, Israelis und Malteser. Der Sammelbegriff „Semiten“ wird aber eher in Bezug auf die historischen Völker verwendet. Wir sehen also, so einfach ist die Begriffserklärung nicht.

So könnte die Judenfeindlichkeit im Glauben liegen, wenden wir uns also dieser Begriffsdefinition zu: Die Großreiche der Antike, Ägypten, Assur, Babylonien, Persien, Griechenland und Rom versuchten oft, den eroberten Völkern ihre Götter und Kultur aufzuzwingen. Antike Religionspolitik war jedoch meist mit dem Gottkönigtum verbunden und von einem Staatskult überwölbt, um die unterworfenen Völker zu vereinheitlichen. Das Judentum sah sich seit seinen Anfängen von fremden Völkern und ihren Göttern bedroht, denn es akzeptierte nur einen G´tt als Schöpfer der ganzen Welt. Die Juden verweigerten sich vielfach dem Polytheismus (Vielgötterei) und Gottkönigtum der antiken Umwelt und stellten damit die Wertorientierung und politische Einheit antiker Großreiche in Frage. Das führte zu einer Reihe von religiös-politischen Konflikten in und um die Reiche Juda und Israel. Die Weltmacht Rom tolerierte zunächst die eigenständige Religionsausübung des Judentums mitsamt seinem Tempelkult. In der römischen Kaiserzeit entstanden aber erneut Spannungen, die schließlich zum jüdischen Krieg führten. Er endete 70 nach Beginn der Zeitrechnung mit der Zerstörung des zweiten Jerusalemer Tempels. Damit verlor das Judentum sein religiöses und staatliches Zentrum. 135 nach dem Sieg über Simon Bar Kochba verboten die Römer Juden die Ansiedlung in Jerusalem und hoben die jüdische Teilautonomie in der nun als Syria Palästina bezeichneten Provinz auf. In der Folgezeit verfestigten sich antijüdische Stereotypen bei gebildeten Römern: Ihnen galten Juden als „Feinde des Menschengeschlechts“ (Tacitus). Wir sehen also, dass der Kern der Ablehnung gegenüber Juden nicht ausschließlich im Glauben zu suchen ist, sondern machtpolitisches Kalkül ist.

Doch wie war das im Verhältnis zu den Christen, deren Wurzeln ja im jüdischen Glauben verankert sind? Antijudaismus nennt man eine religiöse Judenfeindschaft, die im Christentum mit spezifisch theologischen Motiven begründet wurde: Die Anklage des ‚G’ttesmords’ gibt den Juden eine Kollektivschuld am Tod Jesu. So erklärte die Kirche, die Juden hätten durch die Ablehnung Jesu Christi ihre Erwählung zum Volk Gottes verloren und stünden unter einem fortwirkenden Fluch G’ttes, während die Kirche ihre Erwählung ‚geerbt’ habe, so dass nur noch zu Christen getaufte Juden das Heil erlangen könnten. Dazu wurden antijüdisch ausgelegte Textstellen des Neuen Testaments herangezogen. Dies diente anfangs der Selbstbehauptung einer judenchristlichen Minderheit in Judäa, wurde seit etwa 130 von der inzwischen heidenchristlichen Mehrheit übernommen und bis 380 in eine Staatsreligion mit universalem Herrschaftsanspruch integriert. Diese Definitionen verfestigten sich, es kamen weitere Mythen dazu und das christliche Feindbild war geboren. Es entstanden Ghettos für Juden, Kennzeichnungen, Ausgrenzungen bei der Berufswahl und das ganze gipfelte häufig in Pogromen. Martin Luther riet in seiner Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ von 1543 den Fürsten zur Zerstörung der Synagogen und jüdischen Wohnungen, Internierung, Zwangsarbeit und schließlich Vertreibung der Juden, die er als ‚Fremde’ und ‚Gäste’ titulierte. Das Nebeneinander der Religionen war also immer negativ geprägt, mit Schuldzuweisungen und Legenden seitens der Christen untermauert, wobei die Judenmissionierung noch eine ‚gelinde’ Form der Verachtung des jüdischen Glaubens war.

Auch wenn das religiöse Miteinander hier nur gestreift werden kann, so wird doch klar, dass Antisemitismus kein rein religiöses Erklärungsmuster sein kann, deshalb müssen wir uns also weiter auf Spurensuche begeben. Betrachten wir also die ökonomische Seite: Ein kurzer Sprung zurück ins 13. Jahrhundert: Kirchliche Verfügungen verschlechterten den gesellschaftlichen und sozialen Stand der jüdischen Bevölkerung. Juden wurden von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen und gezwungen, sich durch ihre Kleidung zu kennzeichnen. Ihnen wurde die Zulassung zu den Zünften und damit zu zahlreichen Erwerbsmöglichkeiten versperrt. Dies zwang die Juden zu einer ökonomischen Spezialisierung auf Handel und Geldleihe, denn das Verleihen von Geld war den Christen aus religiösen Gründen verboten. Als Finanziers von Feudalherren und Städten sowie als Kaufleute kamen im 16. bis 19. Jahrhundert einige jüdische Familien zu Wohlstand. Sofort wurden die wenigen wohlsituierteren Juden zu „reichen Wucherern“ erklärt und zur Zielscheibe antijüdischer Mobilisierungen. Dazu motivierten nicht nur politische und religiöse, sondern oft höchst private materielle Interessen: Mit den Juden konnte man auch die eigenen Schulden loswerden. Dass tatsächlich nur einige wenige Juden gut gestellte Kaufleute und Finanziers waren, während viele andere oft ein sehr mühseliges Auskommen als kleine Handwerker, Händler oder Gelehrte hatten, hat für die judenfeindliche Propaganda über mächtige reiche Juden nie eine Rolle gespielt. Judenfeindliche Behauptungen dieser Zeit, wie die, dass die Juden ein ‚Handelsvolk’, ‚Schacherer’ oder ‚materiell eingestellt’ seien, dass sie körperliche Arbeit scheuten und ‚raffgierig’ Nicht-Juden ‚ausbeuteten’, haben sich im Bild des reichen, andere ausbeutenden Kapitalisten / Juden bis heute erhalten. Bis heute werden jüdische Kaufleute, Bankiers oder erfolgreiche Immobilienmakler nicht einfach als Leute betrachtet, deren Job darin besteht, gewinnbringend zu verkaufen. Man identifiziert sie als Juden und kritisiert sie als ‚jüdische Spekulanten’.  

Begründet sich also Antisemitismus ‚nur’ auf dem Feld der gewinnbringenden Arbeit von ein paar wenigen erfolgreichen Juden, nun das wäre doch zu kurz gesprungen, also begeben wir uns weiter auf Spurensuche. Mit der Abschaffung feudaler Privilegien sowie der Durchsetzung einer ökonomischen Struktur, in der sozialer Status nicht vererbt, sondern auch erworben werden konnte, wurden Juden zu politischen und sozialen MitspielerInnen auch außerhalb der jüdischen Gemeinden und einzelner Salons. Antijüdische Propaganda schlussfolgerte, dass Juden für die gesellschaftlichen Umbrüche verantwortlich seien, da sie von ihnen profitierten. Sie seien die treibende Kraft hinter der Modernisierung. So konnte man die Juden für alle mit der Durchsetzung der neuen bürgerlich-kapitalistischen Ordnung einhergehenden Entwicklungen verantwortlich machen: für die Veränderung der traditionellen Familien-, Geschlechter- und Autoritätsbeziehungen, für die Verstädterung und Vereinzelung, die Infragestellung der überkommenen Moral und der bisherigen Werte und Normen, für freie Presse, neue Formen in Kunst und Kultur, für Liberalismus, Parlamentarismus, Pazifismus und Individualismus. Aber ebenso standen sie in der antisemitischen Argumentation für radikale Kritik auch der neuen Gesellschaftsform: für Sozialismus und Bolschewismus. Solche Gegensätze und logischen Widersprüche in antisemitischen Stereotypen und Argumentationen sind häufig, sie stören das Funktionieren dieser Überzeugungen aber nicht, sondern werden als ‚Beleg’ für die allumfassende Macht und Täuschungsfähigkeit der Juden in die antisemitische Welterklärung eingebaut.

Doch im deutschsprachigen Raum entstanden auch noch andere Abgrenzungen zu den jüdischen Mitbürgern. Mit der späten deutschen Nationalstaatsbildung im 19. Jahrhundert geht eine Verknüpfung antisemitischer und nationaler Diskurse einher. Die Vorstellung von einem ‚deutschen Volk’ geht auf die Zeit der antinapoleonischen ‚Befreiungskriege’ zwischen 1792 und 1815 zurück, in denen Frankreich die deutschen Kleinstaaten besiegt hatte und diese sich gegen Frankreich zu größeren Bündnissen zusammenschlossen. Der deutsche Begriff der Nation sollte der Idee der französischen Nation einerseits entsprechen und ihr zugleich widersprechen. Stattdessen verstand man das ‚deutsche Volk’ als naturgegebene Einheit ohne Klassen- oder Parteiunterschiede, die sich über ihre Abgrenzbarkeit von „Fremdem“ definierte. Während die Franzosen für diese Abgrenzung das äußere Feindbild abgaben, galten die Juden als innere Feinde. In den von Frankreich besetzten deutschen Staaten galt französisches Recht, nach dem Juden mit Nicht-Juden gleichgestellt waren, dies sollte unbedingt rückgängig gemacht werden. Damit wurde die Grundlage für die völkisch-rassistische Komponente des deutschen Begriffes von ‚Volk’ gelegt. Die Nation wurde als großer gemeinsamer ‚Volkskörper’ dargestellt und Juden wurden als bedrohliche ‚Fremdkörper in der Nation’ diffamiert. Vier Jahre nach den Kriegen gegen das napoleonische Frankreich gab es in vielen deutschen Staaten eine Welle judenfeindlicher Gewalttaten. Diese Aggressionen beriefen sich auf die ‚Unverträglichkeit des deutschen Volkes mit den Juden’. „Jene Vorstellungen gipfelten im Nationalsozialismus in der Idee eines ‘Weltkampfes’ zwischen den Deutschen als auserwähltem Volk der ‘arischen Rasse’ mit der ‘Gegenrasse’ des ‘Weltjudentums’, in der Idee eines schicksalhaften Ringens um die Erfüllung eines göttlichen Auftrags, nämlich der Durchsetzung einer rassistischen Weltordnung unter deutscher Herrschaft“, analysiert Hanno Loewy. „In diesem Sinne wäre es tatsächlich erlaubt, vom Antisemitismus als einem ‘nationalen Projekt’ zu sprechen.“

Zeitgleich mit dem Entstehen völkisch-nationalistischer Organisationen und imperialer Großmachtbestrebungen an der Schwelle zum 20. Jahrhundert stoßen rassenbiologische Theorien auf verstärktes Interesse. So werden die Ideen des Biologen Charles Darwin (1809 – 1882) über den „Kampf ums Dasein“ zwischen „höheren“ und „niederen“ Rassen von vielen Anthropologen aufgegriffen. Ernst Haeckel schließlich übertrug die von Darwin nur auf den Bereich des Tierreichs bezogene Theorie des „survival of the fittest“, die besagt, dass nur der Stärkste und bestangepassteste überlebt, auf den Menschen. Der französische Graf Joseph Arthur de Gobineau  knüpfte in seinen Schriften an die hierarchischen Rasseklassifikationen der Anthropologie an und erklärte die soziale Ungleichheit der Menschen als Ergebnis von ‚Rasseunterschieden’. Er beschwor einen ‚Kulturverfall’, den er als Ergebnis einer ‚Rassenmischung’ beschrieb, durch die die ‚arische weiße Rasse’ in ihrem reinen Blut bedroht sei. Unter Rückgriff auf diese Theorie schließlich entwickelte Houston Stewart Chamberlain seinen Ariermythos. Die ‚arischen Kulturträger’ befänden sich im historischen Endkampf mit dem Judentum, in dem es nur Sieg oder Vernichtung gäbe. Der zuvor religiös oder ökonomisch begründete Antisemitismus wurde so zur ‚Rassenfrage’ erklärt. Damit boten auch Übertritt zum Christentum oder Assimilation keinen Ausweg mehr; im Gegenteil: Sie galten den rassistischen AntisemitInnen als ‚Täuschungsversuch’.

Der Nationalsozialismus trieb den rassistischen Antisemitismus auf die unerträgliche Spitze, Juden als fremde und minderwertige Rasse. Die nationalsozialistische Ideologie und Politik entwickelte diese Theorien konsequent weiter. Sexuelle Kontakte von ‚Ariern’ und Juden galten als „Blutschande“, Juden wurden als „zersetzende Elemente“ und als „niedere Rasse“ beschrieben. Rassistische Vorstellungen von angeblich jüdischen Eigenschaften und Körpern, wie die Bilder von schwachen, unsoldatischen, drückebergerischen, hässlichen, gebückten, hakennasigen Juden bestimmten die öffentliche Meinung. Jüdische Frauen wurden mit dem exotischen Bild der ‚schönen Jüdin’ beschrieben, jüdische Männer galten als lüstern und sexuell bedrohlich, jedoch gleichzeitig als impotent und unfruchtbar. Der Nationalsozialismus verband solche rassistischen Bedrohungsbilder wie das der Juden als „gefährlichste Gegner im weltgeschichtlichen Rassekampf“ mit antimodernen Impulsen und machte das Bild der „jüdischen Weltverschwörung“ und „Drahtzieher“ hinter dem modernen Weltgeschehen populär. Zahllose Variationen der „Protokolle der Weisen von Zion“, einer antisemitischen Fälschung, die dem russischen Geheimdienst zugeschrieben wird, fanden Verbreitung. Juden wurden verantwortlich gemacht für den als ‚amerikanisch’ denunzierten Kapitalismus als Schlagwort galt die ‚Wall Street’ und den ‚undeutschen’, sowjet-russischen Kommunismus ‚jüdischer Bolschewismus’. Im völkischen Antikapitalismus vereinen sich so die ökonomisch begründete Judenfeindschaft und der rassistische und völkische Antisemitismus. Der nationalsozialistische Massenmord an 6 Millionen Juden und Jüdinnen war die Konsequenz dieses antisemitischen Rassedenkens: der Versuch, sie ‚als Rasse’ zu vernichten.

Nach dem Holocaust wurde der Versuch, Schuldgefühle und Verantwortung abzuwehren, zu einem eigenständigen Motiv für antisemitische Konstruktionen. Es hat sich eine besondere Form des Antisemitismus herausgebildet, die sich nicht trotz, sondern gerade wegen Auschwitz äußert. Diese Form wird als sekundärer Antisemitismus bezeichnet und ist Ausdruck von Erinnerungsabwehr und dem Willen, sich subjektiv und kollektiv von Scham und Verantwortung zu entlasten. Auschwitz steht einer Identifikation mit der deutschen Nationalgeschichte sowie jeder Form des naiven Weltbezugs unwiederbringlich im Weg. Dass der Holocaust eine moderne deutsche Tat war, wirft schließlich auch die Frage auf, inwieweit die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die den Nationalsozialismus möglich gemacht haben, bis heute fortdauern. Diese Frage aber und das daraus resultierende Unbehagen gegenüber der deutschen Nation werden von vielen nicht-jüdischen Deutschen mit verschiedenen Entschuldungsmustern abgewehrt.

„Die Juden sind wie die Schafe zur Schlachtbank gegangen.“ oder „Die Juden haben bestimmt selbst dazu beigetragen, dass sie so unbeliebt waren.“,

heißt es dann. Neben dieser Argumentation, die die Opfer von Antisemitismus selbst für ihre Verfolgung verantwortlich macht, gibt es weitere Strategien der Täter-Opfer-Umkehr, z. B. die Relativierung der Verbrechen. Die eingehende Berichterstattung über die Bombardierung deutscher Städte und die Vertreibung sowie die Kriegsleiden der nicht-jüdischen Deutschen, die in der Regel die Familienerzählungen dominieren, dienen auch dazu, den eigenen Opferstatus zu betonen und andere als Verbrecher darzustellen. Die Schuld am Massenmord selbst dagegen wird auf eine kleine Minderheit um Adolf Hitler projiziert. Und auch der Vergleich anderer Ereignisse mit Auschwitz bzw. anderer Politiker mit Hitler dient meist der eigenen Verantwortungsminimierung. Der israelische Psychoanalytiker Zvi Rex formulierte es so: „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.“

So sind wir einer genauen Definition des Begriffs des Antisemitismus nicht auf die Spur gekommen, weil dieser Begriff ein Konglomerat aus vielen Versatzstücken ist und auf Grund einer jahrtausenden Tradition, immer wieder neu angereichert, in den Köpfen der Menschen umher wabert. Neue Sprachverwirrer behaupten, Antisemitismus gäbe es gar nicht, denn Juden wären überhaupt keine Semiten, die Araber seien Semiten, und gegen die hätte man nichts. Araber könnten zudem als Semiten auch nicht antisemitisch sein. Dieser verblüffende Versuch, realen Antisemitismus durch das Wegdefinieren der Bezeichnung scheinbar zum Verschwinden zu bringen, macht Diskussionspartner oft erst mal sprachlos. Diese Vorurteile existieren weiter und werden beständig aktualisiert, gegenwärtig zum Beispiel in einer einseitigen, vermeintlich kritischen, Betrachtung der Politik Israels. Antisemitismus als Welterklärungsmodell ist wandelbar wie ein Chamäleon und bleibt daher bis heute ein nicht überwundenes Ressentiments.

Als ich acht Jahre alt war erklärte mir eine Lehrerin, dass die Juden Jesus getötet hätten. Völlig schockiert erzählte ich das meinen Großeltern, bei denen ich aufwuchs. Mein Großvater polterte nach meinem Bericht: „So ein Quatsch…“ und meine Großmutter seufzte dazu mit den Worten: „Hört das denn niemals auf …?“ Heute, über 50 Jahre später schließe ich mich dem an.

Bild 1: Antisemitismus – Quelle: Pfarrbrief.de · Bild 2: Menorah – Quelle: worldpress.com · Bild 3: Hetzschrift Luthers – Quelle: judentum.de – Bild 4: Geldverleiher – Quelle: hagalil.com · Bild 5: Antisemitische Phantasie 12. Jahrhundert – Quelle: michaelmaxwolf.de · Bild 6: Schild gegen Juden – Quelle: diefreiheitsliebe.de · Bild 7: Rassetafel – Quelle: das-bertha.de · Bild 8: Giftgas Zyklon B – Quelle: Yad Vashem.org · Bild 9: Gelber Judenstern – Quelle: Yad Vashem.org · Bild 10: Banner der Woche gegen Antisemitismus – Quelle: upb.de · Bild 11: Deutsch-Israelische Freundschaft – Quelle: flags.de 

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