Außenlager des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau

Außenlager des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau

Konzentrationslager, die als Vernichtungsstätte durch Arbeit galten, hatten häufig so genannte Außenlager oder Nebenlager. Diese Lager ‚durften’ sich nur deshalb als Lager bezeichnen, wenn sie aufgrund ihrer Größe über SS-Lagerführer und Häftlingsfunktionäre verfügten, das heißt, dass diese sich selbst verwalteten. Erst sehr spät hat sich die Forschung mit den Besonderheiten von Außenlagern beschäftigt, wobei hinzugefügt werden muss, dass diese noch nicht als abgeschlossen gelten kann. Obwohl die Außenlager verwaltungstechnisch an ein Hauptlager angeschlossen waren, so kann man nicht davon ausgehen, dass die Verhältnisse in den Lagern sich ähnelten. Gab es im Hauptlager eine ‚Gesetzmäßigkeit’ über das willkürliche Handeln des SS-Personals, so war diese in den Außenlagern meistens ausgeschaltet. Natürlich geht es hier nicht um Rechte der Häftlinge, hier wie in den Hauptlagern, war das oberste Gebot die Vernichtung durch Arbeit. Nein, es geht um den viel beschworenen ‚Ehrenkodex’ der SS, die mit ‚reinem Herzen’ und ‚sauberen Händen’ ihre schmutzige Arbeit vollziehen sollten. Gerade der Chef der SS, Heinrich Himmler, legte geradezu pedantischen Wert darauf, dass sich die SS als ‚Elite’ nicht selbst besudelt. Diese SS-Ehren-Ideolkgie war in den Außen- oder Nebenlagern völlig aufgehoben, dem Macht- und Unterdrückungsinstinkt einzelner SS-Schergen war hier Tür und Tor geöffnet. In den Endphasen des Krieges wurden die Außenlager für die Rüstungsindustrie immer wichtiger. Da es kaum noch arbeitfähige ‚reichsdeutsche’ Männer gab und auch die Zwangsarbeiter im Bereich der Produktion nicht mehr ausreichten, griff man auf Häftlinge der Konzentrationslager zurück. Selbst größere Unterfangen der Logistik wurden bemüht, um die letzten Anstrengungen der Rüstungsindustrie in Gang zu bringen, so wurden arbeitsfähige Juden aus Auschwitz nach Deutschland verbracht, um in diesen Lagern zu arbeiten um so „Deutschland zum Sieg“ zu verhelfen, entsprechend der NS-Terminologie. Zu dieser Zeit war Albert Speer Minister für Bewaffnung und Munition und war somit für die Kriegswirtschaft zuständig. Das Konzentrationslager Dachau verfügte über ein weit verzweigtes Netz von Außenlagern, es gab insgesamt 197  Außen- beziehungsweise Nebenlager, davon waren 24 Lager in denen  ausschließlich weibliche Häftlinge gefangen gehalten wurden. Die Namen der Außenlager bezogen sich meistens auf die Firmen für die die Häftlinge arbeiteten, waren mehrere Firmen beteiligt, so wurde der Ortsname verwandt. Die Gefangenen dieser Lager mussten nicht nur das Lager selbst bewirtschaften, sondern auch zahlreiche andere Arbeiten verrichten: sie arbeiteten in SS-Eignen Handwerksbetrieben, im Straßenbau, in Kiesgruben und bei der Kultivierung von Mooren, ab 1939 für die Rüstungsindustrie. Ab 1942 entstanden zahlreiche Außenlager, in denen etwa 37.000 Häftlinge arbeiteten. Ab März 1944 sollten vor allem Kriegsgefangene aus Osteuropa riesige unterirdische Komplexe errichten, um die deutsche Rüstungsproduktion unterirdisch weiterzuführen. Arbeitseinsätze außerhalb des Lagers konnten sich auf einzelne Personen beschränken, aber auch tausende Häftlinge umfassen. Externe Einsätze wurden als Außenkommandos bezeichnet, wenn Häftlinge an der Arbeitsstelle auch eine Unterkunft hatten. Die hygienische Ausstattung im Außenlager war oftmals unzureichend und die Arbeitsbedingungen in großen Nebenlagern waren schwieriger als die im Hauptlager Dachau. Die Häftlinge arbeiteten beispielsweise bei Zeppelin-Werke, Messerschmitt (Düsenjäger), BMW-Werk II für Flugzeugmotoren (Außenlager Allach), Dornier-Werke, Agfa-Kamerawerk, Firma Sachse (Flugzeugpropeller), Firma Präzifix (Schrauben), Dynamit AG, Firma Magnesit, Firma Kimmel (Funkmessgeräte), Bauarbeiten Flughafen München-Riem, Reichsbahn-Aufräumkommando oder bei der Bombenentschärfung.

Landsberg am Lech · Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau

1944 wurde gegen Endes des Zweiten Weltkriegs um Landsberg und Kaufering mit 14 KZ-Außenkommandos der größte Konzentrationslagerkomplex des Deutschen Reiches errichtet. Sonstige große Lager waren in den besetzten Gebieten gebaut worden.


Sämtliche KZ-Kommandos trugen den Namen ‚Kaufering’. Sie hatten den Status von Außenlagern des KZ Dachau. Am 18. Juni 1944 traf der erste Transport mit 1.000 Häftlingen aus Auschwitz in Kaufering ein. Sie sollten im Rahmen des Rüstungsprojekts ‚Ringeltaube’ drei gigantische halbunterirdische Bunker zur Produktion des Düsenstrahljägers Messerschmitt Me 262 bauen. Diese Großbunker nebst anderen zahlreichen Gebäuden, wie Arbeiterunterkünften, Offiziersvillen und Lagerkellern befanden sich im Landsberger Frauenwald, heute als Gewerbepark Frauenwald bekannt. Für dieses Rüstungsprojekt mussten Tausende von Häftlingen aus den Konzentrationslagern Dachau und Auschwitz, die über die Bahnlinie München-Kaufering direkt über ein Nebengleis (heute Versorgungsgleis der Fa. Klausner Holz Bayern) auf das abgesperrte Gelände gebracht wurden, ihr Leben auf grausamste Weise lassen. Etwa 330 französische Widerstandskämpfer werden am 14. Juli 1944 in das SS-Arbeitslager Landsberg deportiert. Es sind überwiegend Angehörige der französischen Widerstandsbewegung, die durch die Sondergerichte unter Petain abgeurteilt und nach der Häftlingsrevolte im Zentralgefängnis von Eysses im Februar 1944 nach Deutschland verschleppt wurden. In den Außenkommandos registrierte der luxemburgische Priester Jules Jost bis zum 9. März 1945 28.838 jüdische KZ-Häftlinge. Wegen der menschenunwürdigen Unterbringung, aufgrund von Hunger, Kälte und Krankheiten wie z. B. Typhus, der Ausbeutung der Arbeitskraft bis zur Vernichtung, bezeichneten die Häftlinge die 14 Konzentrationslager von Kaufering als „kalte Krematorien”. In den elf Konzentrationslagern des Außenkommandos Kaufering wurden von Juni 1944 bis April 1945 14500 jüdische Häftlinge ermordet.


„Wenn man von den Lebensbedingungen ausgeht, waren die 11 Lager in der Umgebung von Kaufering und Landsberg in Bezug auf die Unmenschlichkeiten, des Hungers und der Krankheiten die Schlimmsten“,

heißt es unter anderem im Untersuchungsbericht der Kriegsverbrechen-Untersuchungskommission 6823 der 7. US Armee. Bis Ende Oktober 1944 wurde, wer nicht mehr arbeiten konnte, zurück nach Auschwitz in die Gaskammern geschickt. Ab November 1944 wurden arbeitsunfähige Häftlinge aus dem KZ-Bereich Kaufering/Landsberg nicht mehr deportiert, sondern starben im Lager, weil in Auschwitz die Gaskammern bereits demontiert worden waren. Die Leichen wurden in der Umgebung in Massengräbern vergraben. Kurz vor Kriegsende versuchte die SS-Verwaltung durch Abtransporte und Massentötungen Zeugen der KZ-Maschinerie zu „beseitigen“. Nur etwa 15.000 Häftlinge überlebten in diesen Lagern die letzte Phase der Judenvernichtung und erlebten die Befreiung durch die amerikanische Armee am 27. April 1945.

Unter den KZ-Häftlingen des SS-Arbeitslagers Landsberg befanden sich u.a. der heutige Vizepräsident der „Amicale des Anciens de Dachau“ Marcel Miquet, der spätere Nobelpreisträger für Physik 1992, Georges Charpak und der Goetheforscher Albert Fuchs, Professor für Germanistik und Schüler von Thomas Mann.


Nach dem Krieg senkte sich ein bleiernes Schweigen über die Idyllische Kleinstadt Landsberg und deren Landkreis, denn die war nicht nur Ort von Grausamkeiten gegen die Menschlichkeit in den letzten Kriegsjahren, nein, sie war ein besonderer Ort der NS-Ideologie. In Landsberg am Lech saßen 1924 Adolf Hitler und viele seiner Gesinnungsgenossen in Festungshaft, woraus die Gemeindeverwaltung nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler einen ‚Wallfahrtsort’ der Erinnerung der frühen Jahre des Diktators machte. So konnten Besucher die Zelle innerhalb der Haftanstalt besichtigen, in der Hitler einsaß und den Raum, in dem er sein ‚Werk’ ‚Mein Kampf’ schrieb. Durch diese touristische Innovation kam die Gemeinde zu Wohlstand. Hitler war Ehrenbürger der Stadt und es war geplant diese zur ‚Stadt der Jugend’ mit riesigen Anlagen auszubauen. Es brauchte 40 Jahre bis sich eine Bürgerinitiative gründete um dies dunkle Kapitel der Stadt aufzuarbeiten und um auf einem kleinen Teil des ehemaligen Geländes des Häftlingsleids eine Gedenkstätte zu errichten.

Bild 1: Schematische Karte der großen Außenlager des KZ Dachau – Quelle: gedenkstaettenpaedgogikbayern.de · Bild 2: Häftlingsjacke pol. Häftling -Quelle: wikimedia.org · Bild 3: Wegweiser zum jüd. Friedhof im Landkreis Landsberg – Quelle: alemannia-judaica.de · Bild 4: Landsberg am Lech ‚Bayern-Tor‘ – Quelle: wordpress.de

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