Caroline Herschel • Ein vielseitiges Talent
– Die erste Astronomin von Weltrang –
Caroline Lucretia Herschel wurde am 16. März 1750 geboren und verstarb am 9. Januar 1848 in Hannover. Sie war eine deutsche Astronomin mit vielseitigen Talenten. Zu Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere unterstützte sie ihren Bruder Wilhelm Herschel bei seinen Forschungen, glänzte aber bald durch eigenständige Leistungen. Ihre wichtigsten Beiträge zur Astronomie waren die Entdeckungen mehrerer Kometen, die Berechnung genauer astronomischer Reduktionen und der Zonenkatalog hunderter Sternhaufen und Nebel.
Ihr Vater Isaak Herschel ermöglichte es ihr, dass ein paar Unterrichtstunden an der Garnisonschule erteil bekam, so lernte sie lesen und schreiben, was für Mädchen der damaligen Zeit noch recht unüblich war. Der Gedanke, dass sie, nach dem Willen ihrer Mutter, zur Weißnäherin ausgebildet werden sollte und ihr eine Zukunft als bloße Haushaltskraft bevorstände, war ihr unerträglich. Sie wollte ein Leben führen, das auch geistige Anforderungen an sie stellte. Daher hielt sie sich an den Wunsch des Vaters, der für sie, wie für ihre vier Brüder, eine musikalische Ausbildung, in ihrem Fall zur Konzertsängerin, vorsah.
22jährig folgte sie ihrem zwölf Jahre älteren Bruder Friedrich Wilhelm Herschel, der als Organist und Konzertleiter im vornehmen Bath tätig war, nach England. Er brauchte sie als Haushälterin, wollte ihr aber auch Gelegenheit geben, der häuslichen Enge zu entfliehen, sich musikalisch weiterzubilden und als Solistin in seinen Konzerten mitzuwirken. Schon bald stieg sie zur ersten Sängerin auf, übernahm Leitungsfunktionen im Chor und bekam Angebote, auch in anderen Städten aufzutreten. Dies lehnte sie allerdings ab, da sie nur unter der Leitung ihres geliebten und verehrten Bruders auftreten wollte. Sicherlich hätte sie musikalisch eine große Karriere vor sich gehabt, wenn sie nicht der Passion ihres Bruders für die Astronomie gefolgt wäre. Zweifellos eine ungewöhnliche Familie, diese Herschels aus Hannover, in denen große Begabungen, ja Doppelbegabungen (Musik und Astronomie) anscheinend die Regel waren: Bruder Alexander, ebenfalls Musiker, wirkte auch als Astronom in Wilhelms Familienbetrieb zur Erforschung des Himmels. Caroline widmete sich nun neben der Haushaltsführung und ihren Auftritten als Sängerin auch noch der Astronomie; zum Beispiel half sie Wilhelm beim Anfertigen von Spiegelfernrohren. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, die Spiegel zu polieren und zu schleifen. Eine Arbeit, bei der es auf absolute Genauigkeit ankommt. Neben den praktischen Tätigkeiten befasste sie sich aber auch mit astronomischer Theorie. Sie erlernte die Algebra, Formeln für Berechnungen und Reduktionen als Grundlage für das Beobachten und Durchmustern des Himmels. Der große Einschnitt für Caroline Herschel kam 1781, im Entdeckungsjahr des Planeten Uranus, den ihr Bruder eher zufällig bei einer Himmelsdurchmusterung fand. Diese Entdeckung führte dazu, dass er über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde. Neben zahlreichen Ehrungen bekam er eine Stelle als Königlicher Hofastronom in Windsor angeboten, die er dankbar annahm. Nun konnte er sich ganz seiner wahren Leidenschaft widmen. Die Stelle als Astronom sollte Wilhelm Herschel in Slough antreten und so stand seine Schwester Caroline Herschel vor der Wahl: Sängerin in Bath bleiben und ihre eigene Karriere fortsetzen, die durchaus erfolgreich war oder ihrem Bruder, dem Astronom zu folgen und seine wissenschaftliche Assistentin zu werden. Caroline Herschel entschied sich für die Wissenschaft und Astronomie. Und Caroline erhielt vom Königlichen Hof eine offizielle Anstellung als Gehilfin ihres Bruders mit einem offiziellen Gehalt in Höhe von 50 Pfund im Jahr.
Ausgestattet mit diesem Gehalt, sie ist damit die erste berufsmäßige Astronomin in der Geschichte, konnte Caroline Herschel nun selbst auch ihre Erforschung des Sternenhimmels weiter vorantreiben. Mit einem kleinen Newton-Teleskop begab sie sich auf Kometensuche. Dabei entdeckte sie 1783 drei bemerkenswerte Nebel und zwischen 1786 und 1797 acht Kometen, fünf davon mit unzweifelhafter Priorität, darunter den Enckeschen Kometen. 1797 legte sie der Royal Society einen Index zu John Flamsteeds Beobachtungen vor, zusammen mit einem Katalog von 561 fehlenden Sternen in dessen British Catalogue, sowie eine Liste von Fehlern in dieser Publikation. Sie blieb aber weiterhin auch die Assistentin ihres Bruders. Nächtelang blieb sie mit ihm auf Beobachtungsposten und notierte die Sternepositionen, die Wilhelm ihr zurief. Sie wertete aus, rechnete nach und schreib Abhandlungen. Dabei entdeckte sie weitere Nebel und berechnete solche. Caroline begann einen Katalog für Sternhaufen und Nebelflecke, die heute Deep-Sky-Objekte genannt werden, anzufertigen. Dazu verfasste sie einen Ergänzungskatalog zu Flamsteeds Atlas, der 561 Sterne umfasste, sowie ein Gesamtregister dazu.
Für ihre Arbeit als Astronomin zollten ihr Carl Friedrich Gauß und Johann Franz Encke Annerkennung. Trotzdem blieb sie gerne im Schatten ihres berühmten Bruders.
1822 stirbt Wilhelm Herschel in Slough. Caroline Herschel kehrt daraufhin in ihre Heimat zurück. Auch in Hannover widmet sie sich ihren astronomischen Studien und sie ordnet das umfangreiche Material aus der Hinterlassenschaft ihres Bruders Wilhelm. Inzwischen war ihr Ruf auch nach Hannover vorgedrungen und so erhielt sie in ihrem Haus Besuch von bedeutenden Gelehrten und unterhielt auch Kontakte zum Königlichen Hof. Caroline Herschel erhielt selbst zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, so wurde ihr 1828 die Goldmedaille der Royal Astronomical Society verliehen, 1835 wird sie Ehrenmitglied dieser Gesellschaft. Sie ist die erste Frau, die eine solche Anerkennung erhält. Die Goldmedaille erhielt sie für die Erstellung des sog. Zonenkatalogs, den sie zum Andenken an ihren verstorbenen Bruder Wilhelm angefertigt hatte. 1838 ernannte die Königliche Irische Akademie der Wissenschaften in Dublin die 88-jährige Caroline Herschel zu ihrem Mitglied. Schon drei Jahre zuvor war sie gemeinsam mit Mary Somerville, eine schottische Astronomin und Mathematikerin, zum Ehrenmitglied ernannt worden. Eine Goldmedaille an eine Frau verlieh die Royal Astronomical Society erst wieder 1996 an die Astronomin Vera Rubin.
1846 erhielt sie im Alter von 96 Jahren im Auftrag des Königs von Preußen die goldene Medaille der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Der Komet 35P/Herschel-Rigollet wurde nach ihr benannt, ebenso ein Mondkrater im Sinus Iridium (Regenbogenbucht) und der Planetoid (281) Lucretia, entdeckt wurde der Asteroid 281 im Jahre 1888.
Das Grab von Caroline Herschel befindet sich auf den Gartenfriedhof in ihrer Heimatstadt Hannover.
Fotos von Carolin Herschel – Quelle: klima-luft.de
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