Gewitter können durchaus als reinigend empfunden werden, zum Beispiel am einem schwül-heißen Sommertag wird so eine ‚Reinigung’ als Wohltat empfunden. Die Luft hat sich verändert, der Regen hat den Staub weggespült und meistens ist die Wärme geblieben, dann fühlen sich Mensch und Natur häufig im Einklang. Alle fühlen sich erfrischt und auch bei den Ängstlichen, die einiges ausgestanden haben während solch eines Gewitters, zieht wieder beruhigender Friede ein.
„Der Ärger ist als Gewitter, nicht als Dauerregen gedacht. Er soll die Luft reinigen und nicht die Ernte verderben.“ Deutsches Sprichwort
Bei so genannten reinigenden Ehekrächen ist das oftmals nicht ganz so idyllisch wie in der Natur. Zum einen wird dieser nicht immer herbeigesehnt und zum anderen stellt sich danach nicht immer das Bedürfnis der Reinigung, also einer Säuberung von Beziehung ein. Zwar haben Beziehungskräche auch ihren Prozess, auch sie kommen nicht so völlig unvorbereitet daher, doch da die Protagonisten eines jeden Streits, jeweils in ihrer eigenen Wahrnehmung verhaftet sind, fällt meistens einer der Beteiligten aus ‚allen Wolken’ wenn es dann in so einer Beziehung blitzt, donnert und grollt. Ich will hier gar nicht auf die extremen Seiten einer solchen Entladung von Ärger eingehen, nämlich die, die in Gewalt mündet, denn das wäre ein ganz eigenes Thema; doch nur so viel, aus meiner Sicht, ist jede Gewalt in der Auseinandersetzung zwischen Menschen nicht zu tolerieren.
Natürlich bahnt sich, wie beim beschriebenen Gewitter, so ein Konflikt in einer Beziehung durchaus an, doch meistens, werden die ‚Alarmsignale’ von beiden Parteien übergangen, weil es oftmals an Konfliktfähigkeit mangelt, denn dann könnte dem ‚Krach’ durchaus vorgebeugt werden. Wir werden oftmals gar nicht ins Leben entlassen mit dieser Fähigkeit, Konflikte anzusprechen und diese auch auszuhalten. Meistens ist es ein ‚Harmoniebedürfnis’ in uns, das uns hindert, eine Streitkultur zu entwickeln, denn die Angst vor dem Liebesverlust lässt uns den Ärger so lange zur Seite drängen, bis dieser Ausmaße einnimmt, dass er manchmal eruptionsartig zur Entladung kommt. So sollte jeder bei sich selbst schauen, ob es nicht weitaus gesünder wäre, mit seinem Gegenüber im Gespräch zu bleiben um im Vorfeld das ansammeln von Ärgernissen zu vermeiden. Das ist bestimmt leichter gesagt als getan, denn der Alltag in all seiner Hektik und Anstrengung bietet oftmals nicht den Raum um solch eine Gesprächskultur zu entwickeln, doch dieser ist mehr als nötig und somit, wenn er sich nicht zufällig darstellen lässt, dann halt zu konstruieren. Denn warum sollte man nicht einen regelmäßigen Termin finden, bei dem jeder der Partner seine Befindlichkeiten wertfrei darstellen darf. Solche festen Verabredungen können durchaus ihren Reiz haben und auch die Neugier auf den anderen wecken. Denn nach einiger Zeit würden beide bemerken, dass sie sich weitaus besser kennen lernen, dies kann den Respekt vor dem anderen erhören aber auch zu einer neuen Achtsamkeit im Umgang miteinander führen. Gerade in einem Beziehungsgeflecht ist es besonders wichtig, dass man sich darin nicht verheddert und sich selbst dadurch behindert. Ist es aber als Geflecht des Auffangens gewebt, so kann man sich darin fallen lassen, ohne die Befürchtung zu haben, Blessuren davon zu tragen. Nur über eins muss man sich im Klaren sein, solch Auffangnetze müssen zusammen gewebt werden, einer allein schafft das nicht.
Aber auch wenn wir wissen, wie wir uns zu verhalten haben, so ist es ja noch lange nicht so, dass wir das auch tun, das ist uns Menschen halt so eigen, dass wir häufig wider besseres Wissen handeln. Zum einen hat es zwar was menschliches, zum anderen zeigt es uns aber auch, wie wenig lebens-lernbreit wir oftmals sind. Wenn es also doch einmal zu einem solchen Ehekrach kommt, so sollte es das Bestreben beider sein, auch seelische Verletzungen des anderen zu vermeiden, denn diese heilen häufig langsam und manche gar nicht. Auch eine Flut von Vorwürfen wird beim anderen selten auf offene Ohren stoßen, diese führen meistens nur dazu, dass auch der andere seinen Rucksack der Vorwürfe auspackt und dann ist es nicht immer leicht diesen Berg an Vorhaltungen gemeinsam abzutragen. Übrigens: wird so ein Hügel von Missbilligkeiten nicht sortiert und abgetragen, wird er nur beiseite geschoben, so entwickeln solche Erhebungen eine eigene Dynamik, sie schieben sich selbst immer wieder ins Blickfeld.
Also ist nach einem solchen Krach aufräumen angesagt und das kann dann wieder zu der besagten Reinigung eines solchen Gewitters beitragen.
Das aller wichtigste aber ist, den Respekt und die Wertschätzung für den anderen nie zu verlieren und das aller Wichtigste nicht aus dem Blickfeld geraten zu lassen, die Liebe.
Foto 1: Sommergewitter – Quelle: feuerwehr-erolzheim.de · Foto 2: Stühle – Quelle: raum-für-leib-und-seele.de · Foto 3: Pusteblumen – Quelle: wepner.net
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