„Ich sah der Menschen Angstgehetz; ich hört der Sklaven Frongekeuch. Da rief ich laut: Brecht das Gesetz! Zersprengt den Staat! Habt Mut zu euch!“ Erich Mühsam
Die Amistad war ein Handelsschoner nordamerikanischer Herkunft. Sie wurde durch einen erfolgreichen Aufstand afrikanischer Sklaven bekannt, der sich 1839 an Bord ereignete. Das Schiff wurde vor der Küste der Vereinigten Staaten von Amerika von der US-Marine aufgebracht, die die Afrikaner arrestierte.
Die nachfolgenden Gerichtsverhandlungen, die so genannten Amistad-Prozesse fanden unter großem Interesse der zeitgenössischen US-amerikanischen und zum Teil der internationalen Medien statt und spielten eine Rolle für die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei in den USA.
Die Kolonisierung Amerikas vom 16. bis 19. Jahrhundert ging mit einer Massenversklavung von Afrikanern einher, die in allen Teilen des dünn besiedelten Doppelkontinents als billige Arbeitskräfte eingesetzt wurden. Dies betrifft nicht nur die britischen, niederländischen, schwedischen, französischen und spanischen Kolonien, aus denen später die USA entstanden sind, sondern in noch größerem Umfang Brasilien und die europäischen Kolonien in der Karibik. Auf dem nordamerikanischen Festland erlangte die Sklaverei jedoch Ausprägungsformen, die auf dem Doppelkontinent einzigartig waren, und nach der Gründung der USA stand sie im Spannungsfeld zwischen einer Ökonomie, die auf der Arbeitsleistung von Sklaven erbaut war, und dem politischen Programm einer jungen Nation, deren Selbstverständnis prominent die Idee der Freiheit zugrunde lag. Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeitserklärung 1776 gab es in den Vereinigten Staaten mehr als 460.000 Sklaven. Die nördlichen Bundesstaaten, in deren Wirtschaftsleben die Sklaven nie eine große Rolle gespielt hatten, begannen bald, die Sklaverei abzuschaffen. In den Südstaaten, wo die Sklaverei mit der expandierenden Wirtschaft unauflösbar verbunden war, wuchs die Zahl der Sklaven bis 1865 auf mehr als vier Millionen an. Nach dem Ende des Bürgerkrieges trat am 18. Dezember 1865 der 13. Zusatzartikel zur Verfassung in Kraft, mit dem die Sklaverei auf dem gesamten Gebiet der Vereinigten Staaten endgültig abgeschafft wurde. Durch den 14. Zusatzartikel zur Verfassung erhielten die Afroamerikaner 1868 ihre Bürgerrechte formal zugesprochen. Doch es dauerte noch hundert Jahre bis sich eine Gleichberechtigung durchsetzte.
Doch hier soll die Rede vom Sklavenaufstand im Juni 1839 sein. La Amistad, span.: die Freundschaft; wurde als Frachtschiff auf kurzen, küstennahen Strecken um Kuba eingesetzt, das in dieser Zeit zu Spanien gehörte.
Ihre übliche Route verlief zwischen ihrem Heimathafen Guanaja und Kubas Hauptstadt Havanna, und ihre Hauptfracht waren Produkte der Zuckerherstellung und Sklaven. Auf dem Handelsschiff wurden aber auch Passagiere befördert. Die Amistad war also kein reines Sklavenschiff, dass zwischen Afrika und Amerika pendelte, doch auch die ‚Ware’ Sklaven wurde, wie auch von anderen Handelsschiffen transportiert. Am Abend des 28. Juni 1839 wurde die zu dieser Zeit schwarz gestrichene La Amistad in einem kleinen Hafen bei Havanna mit Fracht (Wein, Rosinen, Medizin, Kleidung, Geschirr und Macheten für die Zuckerrohrernte) für eine mehrtägige Fahrt nach Guanaja beladen. Zusätzlich wurden 53 Afrikaner an Bord genommen. Neben drei Mädchen und einem Jungen handelte es sich um 49 Männer. Die Männer, erst seit kurzer Zeit versklavt, waren einige Wochen zuvor mit dem portugiesischen Sklavenschiff Teçora nach Kuba gebracht worden. Diese Einfuhr von Sklaven nach Amerika nach 1819 verstieß gegen ein Seehandelsabkommen mit Spanien, somit waren diese Afrikaner im juristischen Sinne für Nordamerika kein ‚Sklaven’. Diese Feinheiten waren später für die so genannten Amistad-Prozesse entscheidend. Die Hälfte der Afrikaner wurde unter Deck, die andere Hälfte an Deck untergebracht, wo sie sich relativ frei bewegen konnten. Die Sklaven waren nur lose gefesselt. Ferner waren an Bord des Schiffes waren neben dem Kapitän Ramón Ferrer sein sechzehnjähriger Kabinensteward und Sklave Antonio, zwei Matrosen und der Mulattenkoch Celestino.
Außerdem fuhren der Plantagenbesitzer Pepé Ruiz mit, dem der Großteil der Sklaven gehörte, sowie der Plantagenbesitzer Pedro Montes, der die vier Kinder sein Eigentum nannte, und einige andere. In der dritten Nacht fand der spätere Anführer der Aufständischen, Sengbe Pieh, in den Amistad-Prozessen bekannt geworden als Joseph Cinqué, an Deck einen Nagel, mit dem er sich und die übrigen Afrikaner befreien konnte. Gegen 4 Uhr morgens übernahmen die Afrikaner das Schiff, wobei sie den Kapitän und den Koch töteten. Der Verbleib der beiden Matrosen blieb ungeklärt. Zwei der Afrikaner starben während des Aufstands, mehrere wurden verletzt. Die Afrikaner wollten mit der La Amistad nach Afrika zurückkehren. Da ihnen aber die nautischen Kenntnisse fehlten, versuchten sie den Plantagenbesitzer zu zwingen, ihnen bei der Fahrt nach Osten zu helfen. Dieser bemühte sich, in den Gewässern um Kuba zu bleiben. Es folgte ein umherirren auf dem Meer, da die Interessen der restlichen Besatzung und Fahrgäste mit den Interessen der Afrikaner kollidierte. Wasser und Vorräte gingen zur Neige, doch sie wagten nicht Richtung Land zu segeln, da die Afrikaner befürchteten wieder versklavt zu werden. Nach vielen Unwägbarkeiten und einigen kranken Afrikanern wurde der Schoner am frühen Morgen des 26. August von der USS Washington aufgebracht, in der Annahme ein Piratenschiff vor sich zuhaben.
Ohne zu fragen ließ der Befehlshaber Leutnant Thomas Gedney die schwarzen Männer verhaften und ‚befreite’ die weißen Männer. Die Sklaven wurden nach New York deportiert. Die Amistad-Prozesse waren mehrere Gerichtsverfahren von 1839 bis 1841 gegen Gefangene auf dem Schiff La Amistad. Die Sklaven wurden wegen Meuterei und Mord angeklagt. Nach einem Berufungsverfahren, angestrebt durch den amtierenden US-Präsidenten Martin Van Buren, wurde die Verhandlung an den Obersten Gerichtshof verlegt. Die Verteidigung der Afrikaner übernahmen amerikanische Abolitionisten, vertreten wurden sie durch John Quincy Adams, einen ehemaligen US-Präsidenten. 1841 wurden die Angeklagten freigesprochen, da ihr Recht auf persönliche Freiheit festgestellt wurde. Die ehemaligen Sklaven reisten 1842 zurück in ihr Heimatland.
Der gleichnamige Film aus dem Jahre 1997 von Steven Spielberg arbeitet die historischen Begebenheiten auf. In knappe zweieinhalb Stunden; keine Minute zu viel, wird die Geschichte sehr eindrucksvoll und dicht erzählt. Ein hervorragender und rührender Film, der vier Oscarnominierungen erhielt und nur außerhalb der USA ein Kassenschlager war.
Am 25. März 2000 lief ein Nachbau von La Amistad unter dem Namen Amistad im Hafen von Mystic (Connecticut) vom Stapel. Das Schiff im Eigentum der Amistad America Inc. mit Heimathafen in New Haven in Connecticut, dort fand der erstinstanzliche Amistad-Prozess stattfand.
An Bord des Schiffes werden Schulkinder über Bürgerrechte, die Geschichte der Sklaverei und Rassendiskriminierung aufgeklärt.
Bild 1: Schoner ‚La Amistad‘ – Quelle: wordpress.com · Bild 2: Karte der Sklavenstaaten – Quelle: wikipedia.org · Bild 3: Anführer des Aufstands – Quelle: wikipedia.org · Bild 4: John Quincy Adams, Verteidiger der Sklaven – Quelle: wikimedia.org · Bild 5: Buchtitel ‚Amistade‘ – Quelle: Amazon.com · Bild 6: Filmtitel ‚Amistad‘ v. Steven Soielberg – Quelle:
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