Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen …

Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen …

 

Ein Zitat aus dem Film ‚Lilien auf dem Felde‘ in der Hauptrolle Sidney Poitier

Die Oscarverleihung 1964 fand am 13. April 1964 im Santa Monica Civic Auditorium in statt. Es waren die 36th Annual Academy Awards. Im Jahr der Auszeichnung werden immer Filme des vergangenen Jahres ausgezeichnet, in diesem Fall also die Filme des Jahres 1963. Zwar war auch dieser Tag ein glanzvolles Ereignis, doch er sollte auch als Wendepunkt in die künstlerische Betrachtung schwarzer Schauspieler werden. Diesen Abend moderierte der unvergleichliche Jack Lemmon. Wie immer war es ein spannendes Ereignis, sowohl für die Akteure wie auch für die Zuschauer. Als ‚Beste Filme’ waren nominiert „Die Unbezwingbaren“ – „Cleopatra“ – „Das war der Wilde Westen“ – „Zwischen Bett und Galgen“ und „Lilien auf dem Felde“. Obwohl der Film „Zwischen Bett und Galgen“ diese Entscheidung für sich gewann, blieben mir  zwei Filme dieser Oscarnacht im cineastischen Gedächtnis, es waren der Monumentalfilm „Cleopatra“ mit der unvergesslichen Liz Taylor und der anrührende Film „Lilien auf dem Felde“.  

Als es um die Auszeichnung ging für das Prädikat des ‚Besten Hauptdarstellers’ wurde es spannend, denn nominiert waren renommierte Darsteller: Rex Harrison in Cleopatra –  Sidney Poitier  in Lilien auf dem Felde – Paul Newman in Der Wildeste unter Tausend – Richard Harris in Lockender Lorbeer und Albert Finney in Zwischen Bett und Galgen. Zur Überraschung aller Anwesenden, der Presse aber auch des Publikums gewann Sidney Poitier diesen begehrten Oscar. Sidney Poitier war der erste dunkelhäutige Schauspieler, dem diese Auszeichnung verliehen wurde.


Sidney Poitier stammt ursprünglich von den Bahamas, wo er auch aufwuchs. Er wurde allerdings in Miami geboren, wo seine Eltern gerade zu Besuch waren. Dadurch war er gemäß dem Geburtsortprinzip US-amerikanischer Staatsbürger und besaß so zwei Staatsbürgerschaften, zu der erwähnten US-amerikanischen auch die Britische. Als armer Bauernsohn erhielt er nur eine geringe Schulbildung und wurde im Alter von 15 Jahren nach Miami zu seinem Bruder geschickt. Mit 18 ging er nach New York, wo er zum ersten Mal mit dem Theater in Berührung kam. Er spielte in Harlem beim America Negro Theatre. Um dort einzusteigen, musste er sich zuerst von seinem breiten Bahamas-Zungenschlag freimachen. Von dort gelang ihm der Sprung an den Broadway. 1950 holte ihn der Hollywood-Produzent Darryl F. Zanuck zum Film. In den 1950er-Jahren war er der erste dunkelhäutige Amerikaner, der Hauptrollen in Hollywood-Filmen spielte und Filmstar wurde. Nach seinen großartigen Erfolgen als Schauspieler, vor allem in den 1960er Jahren, begann er Anfang der 1970er-Jahre auch Regie zu führen. Über die Erscheinungsformen des Rassismus in den USA handelt der Subtext vieler Filme, in denen er tragende Rollen spielte. Seine Kultiviertheit in Erscheinungsbild und Auftreten machte ihn zu einem Vorbild und Kino-Kassenmagneten und brachte ihm die Verehrung vieler Afroamerikaner ein.

So war diese bemerkenswerte Oscarverleihung nicht nur für Sidney Poitier der Start in eine große Filmkarriere, sondern wirkte auch ganz tief im Selbstbewusstsein der afroamerikanischen Menschen des Jahres 1964. In einer Zeit, in der der Rassenprobleme weitaus vordergründiger waren und die Emanzipation der Schwarzen noch nicht vorangeschritten war. Dass diese Problematik bis heute nicht gänzlich ausgeräumt ist, ist hier und heute kein Gegenstand der Betrachtung.

Der so hochgelobte Film „Lilien auf dem Felde“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von William E. Barrett, der mit James Poe auch das Drehbuch schrieb. Der Filmtitel wurde aus dem Neuen Testament, Matthäus-Evangelium, 6:28 entnommen und heißt in der Bibel wie folgt: „Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.“ Der Film wurde innerhalb von 14 Tagen in Tucson, Arizona gedreht. Der Komponist Jester Hairston schrieb den Song Amen für den Film. Dieser Song wird von Sidney Poitier gesungen. Am Ende des Filmes erscheint das Wort „Amen“. Normalerweise endete ein Film des Golden Age of Hollywood mit den Worten „The End“, auch das ein Novum. Doch kommt diese ausgezeichnete Komödie nicht so tragend daher, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Denn nicht umsonst ist es eine Komödie.

„Lilien auf dem Felde“ handelt von einem jungen Mann, der auf seiner Reise durch Arizona eine Wagenpanne hat und so landet der Gelegenheitsarbeiter Homer Smith in Mitten der Einsamkeit. Er steuert eine Farm an, die von fünf deutschen Ordensschwestern bewirtschaftet wird.


Die Oberin Maria bittet Smith um kleinere Reparaturarbeiten, doch statt des erwarteten Geldes erhält der Handwerker am Abend lediglich ein kleines Mahl. Smith ist beeindruckt vom unerschütterlichen Glauben der Oberin und beschließt vorerst zu bleiben. Für zwei Tage in der Woche nimmt er einen Job bei einer Straßenbaufirma an und kümmert sich in der restlichen Zeit um die Kapelle. Als sich dies herumspricht, nehmen die Bewohner der umliegenden Farmen sich ein Herz und schenken dem fleißigen Handwerker Baumaterial. Smith arbeitet bis zur totalen Erschöpfung. Als er endlich zulässt, dass Hilfswillige ihm zur Hand gehen, kommt es wie beim Turmbau zu Babel zu erheblichen Verständigungsproblemen…

Bild 1: Sidney Poitier Oscarverleihung – Quelle: tumblr.com · Bild 2: Sidney Poitier – Quelle: moviesection.de · Bild 3: Filmplakat – Quelle: videobuster.de · Bild 4: Szene aus ‚Lilien auf dem Felde‘ – Quelle: cinema.de

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