Ich belle, also bin ich …

Ich belle, also bin ich …

 

Heute enter ich mal wieder die Tastatur, um mal wieder so aus meinem vollen Hundeleben zu berichten.
Das Thema steht ja bereits in der headline, woah, drück ich mich heut mal wieder international aus, aber so bin ich halt, der Toby. Als ehemaliger spanischer Straßenhund kommt mir an sich, so gar nichts spanisch vor, außer halt so das Verhalten der Zweibeiner im Allgemeinen und nun im besonderen meiner Zweibeinerfamilie. Also, wenn ich dann mal so aus vollem Hals heraus belle, und mir können alle meine Hundefreunde bestätigen, dass ich das nie, ehrlich, nie und nimmer grundlos mache, tja, also ich lasse also so meiner Stimme freien Lauf, was denkt ihr was dann passiert?, sofort kommt ein ‚PSSST’ von Frauchen oder Herrchen. Denkt ihr, ich mach das wenn die mal so reden? Nö, mach ich nicht. Bin ja tolerant. Und wenn ihr bedenkt wie lang so ein Tag sein kann, dann könnt ihr euch vorstellen, wie viel die so reden. Ja, und wenn Frauchen erst einmal in das schwarze Tastengerät spricht, das sich auch meistens von selbst meldet in dem es klingelt, da kommt übrigens nie ein ‚Pst’ nebenbei bemerkt, also wenn Frauchen in das Tastengerät spricht, dann redet sie und redet sie, lacht, läuft herum und redet dabei, und – belle ich dazwischen, nein, mach ich nicht. Das mit dem Tastengerät halte ich dann doch für recht merkwürdig, denn einen anderen Zweibeiner kann ich in solchen Momenten nicht erschnüffeln und trotzdem redet mein Frauchen, na, aus meiner Sicht, ins völlig Leere. Nun, „sehr mysteriös“ würde unser Enkelzweibeiner sagen. Um das mal klar zu stellen, ich belle prinzipiell begründet, oder was würdet ihr sagen, wenn ein kläffender, wenig angenehm riechender Zweibeiner an eurem Zaun provokativ vorbei gehen würde, schon klar, ihr würdet euch in Toleranz üben, aber dazu muss ich mal ganz deutlich sagen, wir Hunde sind geduldig, aber wenig tolerant in dieser Hinsicht, es geht immerhin um unser Revier. So, jedenfalls nicht in solch einem Fall. Ein weiterer Bellgrund für mich besteht darin, dass ich schon von weitem einen Freund erschnüffele, ja, dem teile ich doch gleich mal mit, dass ich im Garten bin, dann könnte er ja vorbei kommen und hallo sagen.

Ihr könnt euch schon denken, was dann kommt, ein ‚PSSSST’. Nur weil Zweibeiner nicht so gut riechen können, also gar nicht mitbekommen, wen ich da begrüße, soll ich still sein? Soll ich jetzt auch noch auf die Unzulänglichkeiten der Zweibeiner Rücksicht nehmen? Aber wie schon gesagt, wir Hunde sind ja geduldig. Da sagt mein Frauchen immer, dass man seine Stimme erheben sollte, wenn man meint, dass das nötig wäre. Dann erzählt sie anderen Zweibeinern von Demonstrationen, Aufrufen und Unterschriftensammlungen, ja und manchmal wird sie richtig laut und sagt dann: „Da darf man nicht ruhig bleiben, da muss man seine Stimme erheben.“ Ja, was denkt Frauchen denn was ich mache wenn ich belle, ich erhebe meine Stimme. Doch hier scheint sie mit zweierlei Maß zu messen, also, wenn ich belle, nun dann ist es mit Toleranz und Gelassenheit nicht weit her. Zweibeinerlogik halt. Ich meine Gerechtigkeit sieht anders aus. Ihr solltet mein Frauchen mal erleben, wenn sie sich, im sich bewegenden Bilderkasten, Reden im Parlament anhört. Ihr erkennt mein Frauchen kaum wieder, zum einen quatscht sie einfach dazwischen und zum anderen kann sie manchmal recht wütend werden. Recht häufig muss ich so etwas mit ansehen, manchmal erkenn ich schon an der Stimme wer da grade so redet, so das Bundesfrauchen oder das Finanzherrchen. Mein Frauchen redet dann aber nicht nur mit dem Bilderkasten, nein, mit Herrchen redet sie drüber, mit Besuch und wenn sie sehr aufgebracht ist auch mit dem schwarzen Tastengerät. Tja, und was denkt ihr, was ich mache? Richtig, ich bin ein anständiger Hund und bin still. Aber wenn unserem Zaun jemand zu nahe kommt, dann soll ich nicht bellen? Mal ehrlich, das kann’s doch nicht sein. Ihr seht wir haben hier eine echte Konfliktsituation.

Natürlich wäre es eine Lösung nicht zu bellen, doch zum anderen wäre es auch eine Lösung mich bellen zu lassen, doch die Lösung kann doch nicht ausschließlich bei mir liegen. Auch wenn es heißt, dass der Klügere nachgibt, so frage ich mich, warum soll ich immer der Klügere sein? Manchmal bin ich durchaus bereit, einem Zweibeiner dies zuzugestehen. Und da gibt es noch andere Beispiele, so sitzen Herrchen und Frauchen am ganz frühen Morgen auf der Terrasse und trinken Kaffee, dann lauschen sie fast andächtig den zweibeinigen Flügeltieren, gegen Gezwitscher scheint nichts einzuwenden zu sein. Auch wenn ein liebestoller Kater in der Ferne miaut, und das lautstark, dann lächeln Herrchen und Frauchen. Tja, und wenn das graue Langohr dort überm Fluss laut ‚ia ia’ brüllt, nun, dann grinsen meine Zweibeiner. Was soll ich daraus schließen, dass sie bei meinem Bellen stereotyp mit einem ‚PSSST’ reagieren? Muss ich erst eine Fremdsprache erlernen um mich äußern zu dürfen?, oder muss ich das persönlich nehmen? Ein Kompromiss, so scheint es mir, ist da nicht in Sicht. Einer Lösung des Problems bin ich noch nicht näher gekommen, aber vielleicht habt ihr ne zündende Idee, wenn ja, dann schreibt mir doch mal.

Ich weiß zwar nicht wann ich wieder mal dazu komme, so aus meinem Hundeleben zu plaudern, doch bis dahin grüße ich euch mit fröhlichem Gebell,

euer Toby.

Hinterlasse einen Kommentar

Your email address will not be published.