Jenny Marx

Jenny Marx

Jenny Marx • Sozialistin der ersten Stunde

Johanna Bertha Julie Jenny Marx, geborene von Westphalen wurde am 12. Februar 1814 in Salzwedel geboren und verstarb am 2. Dezember 1881 in London). Sie war eine überzeugte Sozialistin und die Ehefrau von Karl Marx. Ihr Vater, der Königlich preußische Beamte Ludwig von Westphalen, wurde 1816 nach Trier versetzt. Hier lernte er in der „Literarischen Kasinogesellschaft“ Justizrat Heinrich Marx kennen. Beide Familien waren seitdem freundschaftlich verbunden. Karl Marx und Jennys gleichaltriger Bruder Edgar waren Klassenkameraden und befreundet, Jenny war Klassenkameradin von Karls Schwester Sophie. Beide lernten sich so kennen und lieben. 1843, nach siebenjähriger Verlobungszeit, heiratet die ‚Ballkönigin von Trier’ den vier Jahre jüngeren Dr. Karl Marx. Als begeisterte Demokratin arbeitet sie mit ihrem in der Politik, wird seine Sekretärin, führt für ihn die umfangreiche Korrespondenz mit Genossen, Verlegern, kopiert seine Texte, diskutiert sie mit ihm; auf ihr politisches Urteil hat Marx stets großen Wert gelegt.

„Ach lieb lieb Liebchen, nun mengelierst Du Dich noch gar in die Politik. Das ist ja das Halsbrechendste. Karlchen, bedenk nur immer, daß Du daheim ein Liebchen hast, das da hofft und jammert und ganz abhängig von Deinem Schicksal ist.“ Jenny von Westphalen 1841 an Karl Marx

Am 19. Juni 1843 heirateten Jenny von Westphalen und Karl-Marx. Ihr Großneffe Graf Schwerin von Krosigk schreibt in seiner Jenny Marx Biografie:

„Es war die Maßlosigkeit“ ihrer Liebe zu Karl, die Jenny das unstete und zwei Jahrzehnte lang von erbärmlicher Armut geprägte Leben ertragen ließ. Und sie war auch Karls Geliebte ein Leben lang. Sie war Sekretärin und Kampfgefährtin. Sie las, korrigierte und schrieb seine oft unleserlichen Manuskripte ab und sorgte so für die Druckreife der Schriften von Karl Marx.“

Ihre jüngste Tochter Eleanor Marx-Aveling schreibt:

„Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, ohne Jenny von Westphalen hätte Karl Marx niemals der sein können, der er war.“

Die großen Liebe zwischen Jenny und Karl und bringt gerade das Außergewöhnliche dieser eigenständigen Frau zum Vorschein. Der rote Faden dieser Beziehung waren die gemeinsamen Ideen und der Einsatz dafür, der, wie sollte es auch anders sein, den beiden das Leben schwer machte. Bescheidenste finanzielle Mittel und wenig Anerkennung, bis hin zum Exil machten es dieser politisch aktiven Frau, die, auch wenn dies ihrer eigenen Emanzipation im Weg stand, nicht auf Ehe und Kinder verzichten wollte, schwer im Gleichgewicht zu bleiben. Und sie wollte unbedingt den Marx, ohne wenn und aber. Jenny und Karl waren sieben Jahre verlobt, bis es ihnen möglich war zu heiraten, allein diese Wartezeit, zeigt auf, wie emotional sie verbunden waren. Doch ihre Beziehung war nicht nur ein emotionales Band, denn Jenny Marx war von zu Hause aus gebildet, sehr attraktiv, charmant und witzig. Ab 1840 war Jenny in der Arbeiterbewegung aktiv. Wie Karl Marx setzte sie sich ihr Leben lang für die sozialistische Idee ein und trug auch inhaltlich erheblich zu Marx’ Werk bei, was leider nicht immer offensichtlich war und ist. So war sie 1848 in Brüssel an der Verfassung des Kommunistischen Manifests beteiligt und förderte mit all ihren Mitteln das Erkenntnisinteresse von Karl Marx, denn wie er auch begriff sie das Forschen als geistiges Abenteuer. In ihrer politischen Überzeugung und der gegenseitigen Anziehungskraft war das Paar konsequent. Jenny als das passive Opfer eines exzentrischen Gelehrten zu betrachten wäre daher völlig falsch, sie waren Gefährten auf dieser kognitiven Ebene. Ab 1864 bildete Marx mit anderen die Spitze der ersten Internationale, der IAA, an deren Aktivitäten auch Jenny beteiligt war. Sie wurde zudem in London Theaterkritikerin unter anderem für die Frankfurter Zeitung. Das Theater war eine ihrer Leidenschaften, die sie mit ihren Töchtern teilte, alle drei überzeugte Sozialistinnen. Aufgrund des ärmlichen Lebens, der schlechten Unterkunft, Mangelernährung und einem großen ökonomischen und politischen Druck starben drei von Jennys sieben Kindern in vier Jahren. Dieser den Verhältnissen geschuldete Verlust führte bei Jenny Marx zu einer starken Verunsicherung und nahm ihr viel Lebensmut. Jenny und Karl Marx waren selbst häufig krank, beide auch chronisch und kümmerten sich dabei besorgt und liebevoll um den anderen.

Zum engsten Freundeskreis zählten unter anderen Friedrich Engels, Wilhelm Liebknecht, August Bebel und Heinrich Heine, mit denen sie eine rege Korrespondenz hatte, aber natürlich auch persönliche, enge Kontakte. Erst nach der Veröffentlichung des ersten Bandes von Das Kapital im Jahr 1867 besserte sich die finanzielle Situation der Familie Marx. 1880 wurde bei Jenny Krebs diagnostiziert. Im Alter von 67 Jahren starb sie nach jahrelangem Leiden in London. Die Trauerrede hielt Friedrich Engels:

Freunde!

Die Frau mit dem edlen Herzen, die wir heute beisetzen, wurde 1814 in Salzwedel geboren. Ihr Vater, Baron von Westphalen, war in Trier eng mit der Familie Marx befreundet; die Kinder der beiden Familien wuchsen zusammen heran. Als Marx die Universität bezog, hatten er und seine künftige Frau sich bereits entschieden, ihre Geschicke für immer zu verbinden.

Im Jahre 1843 fand die Hochzeit statt, nachdem Marx als Chefredakteur der ersten „Rheinischen Zeitung“ bekannt geworden und die Zeitung von der preußischen Regierung unterdrückt worden war. Von da an hat Jenny die Schicksale, die Arbeiten, die Kämpfe ihres Mannes nicht bloß geteilt, sie hat daran mit dem höchsten Verständnis und mit der glühendsten Leidenschaft größten Anteil genommen.

Das junge Paar ging nach Paris; das freiwillige Exil wurde bald zum erzwungenen. Die preußische Regierung verfolgte Marx sogar in Paris. Mit Bedauern muss ich erwähnen, dass ein Mann wie A. v. Humboldt sich bereit fand, gemeinsam mit der preußischen Regierung zu erwirken, dass die Regierung Louis-Philippe Marx aus Frankreich auswies. Er begab sich nach Brüssel. Die Februarrevolution brach aus. Inmitten der Unruhen, die dieses Ereignis in Brüssel verursachte, verhaftete die belgische Polizei nicht nur Marx, sondern warf auch seine Frau ohne allen Anlass ins Gefängnis.

Der revolutionäre Aufschwung von 1848 brach schon im nächsten Jahre zusammen. Von neuem begann das Exil, zuerst in Paris, dann, infolge Einmischung der französischen Regierung, in London. Diesmal war es ein Exil mit all seinem Elend. Alle üblichen Leiden der Verbannten hätte Jenny noch verwinden können, obgleich diese die Ursache waren für den Verlust von drei Kindern, darunter zwei Knaben; dass aber alle Parteien, die der Regierung wie die der Opposition (Feudale, Liberale, so genannte Demokraten) sich gegen ihren Gatten verschworen, ihn mit den elendsten und niederträchtigsten Verleumdungen überschütteten, dass die gesamte Presse sich ihm ausnahmslos verschloss, dass er hilf- und wehrlos dastand vor Gegnern, die er und sie verachteten – das hat sie tief getroffen. Und das dauerte jahrelang.

Aber es nahm ein Ende. Nach und nach kam die europäische Arbeiter“ klasse in politische Bedingungen, die ihr einige Aktionsmöglichkeiten gaben. Die Internationale Arbeiterassoziation wurde gestiftet. Sie zog eine zivilisierte Nation nach der anderen in den Kampf, und in diesem Kampf kämpfte ihr Mann als erster unter den ersten. Endlich kam die Zeit, die ihre vergangenen Leiden zu lindern begann. Sie erlebte es, dass die niederträchtigen Verleumdungen, die hageldicht auf ihren Mann herabgeregnet, wie Spreu zerstoben; sie erlebte es, die Lehren ihres Mannes, die die Reaktionäre aller Länder versucht hatten zu ersticken, frei und siegreich in allen zivilisierten Ländern, in allen zivilisierten Sprachen verkündet zu hören. Sie erlebte es, dass die revolutionäre Bewegung des Proletariats, ihres Sieges bewusst, ein Land nach dem anderen, von Russland bis Amerika, erfasste. Eine ihrer letzten Freuden war noch, als sie auf ihrem Sterbebett den schlagenden Beweis der unverwüstlichen Lebenskraft erhielt, den die deutsche Arbeiterklasse trotz aller Ausnahmegesetze bei den letzten Wahlen erbracht hat.

Was eine solche Frau, mit so scharfem und so kritischem Verstande, mit einem politisch so sicheren Takt, mit solch einer leidenschaftlichen Energie, solch großer Kraft der Hingabe, in der revolutionären Bewegung geleistet, das hat sich nicht an die Öffentlichkeit vorgedrängt, ist niemals in den Spalten der Presse erwähnt worden. Was sie getan hat, wissen nur die, die mit ihr gelebt haben. Aber ich weiß, dass wir oft ihre kühnen und klugen Ratschläge vermissen werden – kühn ohne Prahlerei, klug, ohne der Ehre je etwas zu vergeben.

Von ihren persönlichen Eigenschaften brauche ich nichts zu sagen. Ihre Freunde kennen diese Eigenschaften und werden sie niemals vergessen. Wenn es jemals eine Frau gab, die ihr größtes Glück darin gesehen hat, andere glücklich zu machen, so war es diese Frau.

Die Sektion der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Rheinland-Pfalz nennt sich nach ihr „Jenny-Marx-Gesellschaft für politische Bildung Rheinland-Pfalz e.V.

In Trier und Salzwedel ist eine Straße nach ihr benannt.

Hier das Jenny-Marx Haus.

Foto 1: Jenny Marx Jugendbild · Foto 2: Jenny u. Karl Marx 1866 · Foto 3: Jenny-Marx Haus · Quelle aller drei Bilder: buchplanet.ch

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