Klaus Bonhoeffer • Ein aufrechter Streiter
Klaus Bonhoeffer wird am 5. Januar 1901 als Sohn des Professors für Psychiatrie und Neurologie Karl Bonhoeffer und dessen Ehefrau Paula in Breslau (heute: Wroclaw, Polen) geboren. Er war der ältere Bruder von Dietrich Bonhoeffer. Nach dem Jurastudium 1930 in Heidelberg erhält Bonhoeffer die Anwaltszulassung. Ihn fesseln besonders die Auswirkungen des Rechts auf die Gesellschaft. Den stärker werdenden Nationalsozialismus lehnt er kategorisch ab. Von 1935 bis 1945 war er Syndikus und Leiter der Rechtsabteilung der Lufthansa. Schon früh beschäftigte er sich mit sozialen Fragen. Er war beeinflusst von den Gedanken Max Webers und hatte eine enge Bindung zu seinem Bruder Dietrich, der im kirchlichen Widerstand gegen das Dritte Reich eine zentrale Rolle spielte, ferner hatte er auch Kontakte zum militärischen Widerstand um Ludwig Beck und über seinen Schwager Hans von Dohnanyi. Durch den Vetter seiner Frau, Ernst von Harnack, hatte er auch Verbindungen zum sozialdemokratischen Widerstand.
Klaus Bonhoeffer schafft so ein Netzwerk des Widerstands, in dem er Verbindungen herstellte, die sonst untereinander gar keinen Kontakt gehabt hätten. Heute weiß man, dass Klaus Bonhoeffer schon lange in die Attentatspläne um Beck und Goerdeler eingeweiht war, so wurde er am 1. Oktober 1944 von der Gestapo in Berlin verhaftet. Am 2. Februar 1945 wird er, stark gezeichnet von Folter, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Auf einer Zettelnotiz von ihm sagt er dazu: „Ich fürchte mich nicht vor dem Erhängtwerden, aber ich möchte diese Gesichter nie mehr sehen… dieses Maß an Verkommenheit… Ich möchte überhaupt lieber sterben, als diese Gesichter noch mal zu sehen. Ich habe den Teufel gesehen, das werde ich nicht los.“
Am 23. April 1945, die Rote Armee kämpf bereits in den Außenbezirken von Berlin, wird Klaus Bonhoeffer von einem Sonderkommando des Reichssicherheitshauptamts per Genickschuss getötet.
In seinem Abschiedsbrief an seine Kinder wird dieser Klaus Bonhoeffer in seinem Sein äußerst deutlich:
„Meine lieben Kinder!
Ich werde nicht mehr lange leben und will nun von euch Abschied nehmen. Das wird mir sehr schwer; denn ich habe jeden von Euch so sehr lieb und ihr habt mir immer nur Freude gemacht. Ich werde nun nicht mehr sehen, wie ihr heranwachst und selbständige Menschen werdet. Ich bin aber ganz zuversichtlich, dass ihr an Mamas Hand den rechten Weg geht und dann auch von Verwandten und Freunden Rat und Beistand finden werdet. Liebe Kinder, ich habe viel gesehen und noch mehr erlebt. Meine väterlichen Erfahrungen können euch aber nicht mehr leiten. Ich möchte euch deshalb noch einiges sagen, was für euer Leben wichtig ist, wenn euch auch manches erst später aufgehen wird…
Nach Anerkennung streben macht euch unfrei, wenn Ihr sie nicht mit Anmut auch entbehren könnt, und das gelingt nicht jedem. Hört nicht auf billigen Beifall. Die Menschen, die euch sonst begegnen, nehmt, wie sie sind. Stoßt euch nicht gleich an dem, was fremd ist oder euch missfällt und schaut auf die guten Seiten. Dann seid ihr nicht nur gerechter, sondern bewahrt euch selbst vor Engherzigkeit. Im Garten wachsen viele Blumen. Die Tulpe blüht schön, aber duftet nicht, und die Rose hat ihre Dornen. Ein offenes Auge aber freut sich am unscheinbaren Grün. So entdeckt man bei den Menschen meist verborgene und erfreuliche Seiten, wenn man sich erst einmal in sie hineinversetzt. Wer nur mit sich beschäftigt ist, hat dafür keinen Sinn. Glaubt mir aber, liebe Kinder, das Leben erschließt sich euch erst dann im kleinen Kreise und im Großen, wenn Ihr nicht nur an euch, sondern auch an die andern denkt …“
Das Lufthansa Training & Conference Center Seeheim trägt seit 1990 seinen Namen.
Foto zeigt Klaus Bonhoeffer – Quelle: gdw-berlin.de
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