Marsch des Lebens

Marsch des Lebens

 

Insgesamt fielen in der Ukraine 1,5 Millionen Juden dem Holocaust zum Opfer. Es gibt im ganzen Land wohl keine Stadt oder Dorf, in der die jüdische Bevölkerung nicht dezimiert oder ausgelöscht wurde. 


An diesen gut geplanten Mordaktionen waren, neben den Sondereinsatzgruppen auch reguläre Einheiten der Wehrmacht beteiligt. Bei den Massakern taten sich auch zahlreiche ukrainische Hilfskräfte als besonders grausam hervor. Dieser Teil der ukrainischen Geschichte ist bis heute im Land noch wenig aufgearbeitet.

Orte der Grauens: Berditschev – Charkow/Kupensk – Dnepropetrovsk – Gaisin – Lemberg (Lvov) – Mariupol – Nikolajew – Mykolajiw – Odessa / KZ Berezovka – Riwne – Simferopol / Krim – Wasilkov – Zaporozhie – Zhytomir

Eine ukrainische Teilnehmerin erzählt: „In meiner Familie hörte ich oft Erzählungen über die Schrecken, die meine Verwandten während des Krieges erlebten. Das hatte Auswirkungen auf mein eigenes Leben. Von Kind auf konnte ich die deutsche Sprache nicht ertragen. Während einer Gebetszeit beim Marsch des Lebens standen wir zusammen mit den deutschen Teilnehmern. Als wir dazu ermutigt wurden, uns an den Händen zu fassen, begann ich innerlich vor Schmerz in meinem Herzen zu schreien. Ich hatte das Gefühl, als würde man mich lebendig in Stücke schneiden. Eine deutsche Frau in unserer Gruppe stand nur zwei Schritte von mir entfernt. Dieser Abstand schien mir wie ein riesiger Abgrund. Mit ausgestreckten Armen kam sie auf mich zu. Ich sah in die Augen dieser Frau, die mich um Vergebung bat, und spürte in diesem Moment, dass sie es von ganzem Herzen tat. Ich stimmte zu und nahm sie in die Arme. Mit dieser Umarmung ist meine ganze Angst verschwunden. Ich konnte für den Hass und die ganze Unvergebenheit um Vergebung bitten, die in meinem Herzen gegenüber dem deutschen Volk gewesen waren.“

„Eine Frau war als 10-jährige mit ihrer Mutter nach einer Massenerschießung unter einem Berg von Leichen herausgekrochen und durch ein Wunder am Leben geblieben. Ihre Mutter wurde von einem Bewohner verraten, aber das Mädchen überlebte. Durch ein Wunder trafen wir diese Frau wenige Tage vor dem Marsch des Lebens. Wir baten sie zum Marsch zu kommen und ihre Geschichte zu erzählen, aber sie war völlig dagegen. Sie zeigte uns alle Dokumenten und hatte sogar ihre Lebensgeschichte in
Gedichtform niedergeschrieben. Wir baten sie, wenn sie schon selber nicht kommen wollte, um die Erlaubnis, dieses Gedicht vorzulesen. Sie war einverstanden, unter der Bedingung, dass ihr Name dabei nicht genannt würde. Umso mehr waren wir überrascht, als sie beim Marsch des Lebens vor uns stand. Ich fragte sie: „Vanda Semjonovna! Sie hier, meine Liebe?“ Wir umarmten uns, weinten und sie sagte: „Ich fürchte nichts mehr! Ich werde sprechen!“ Sie war bereit, mit zur Gedenkstätte zu kommen und erzählte dort mutig und mit glänzenden Augen von sich und ihrem Leben. Als die Deutschen stellvertretend Buße taten, konnte sie Vergebung aussprechen.“

Stimmen zu den Veranstaltungen:

„Es beeindruckt mich, dass ungeachtet des heißen Tages so viele Menschen zum Marsch des Lebens gekommen sind: Menschen aus Tübingen in Deutschland gemeinsam mit ukrainischen christlichen Gemeinden und christlichen Konfessionen. Sie sind hier, um ihr Mitgefühl zu zeigen, was mit unserem jüdischen Volk geschehen ist.“  Zina Kalaj-Klaizmann, Israelische Botschafterin in der Ukraine

„Wir begrüßen die Initiative der christlichen Organisation aus Deutschland in Tübingen und christlicher Organisationen aus der Ukraine, die den Marsch des Lebens in Kiew und in anderen Städten der Ukraine durchführen. Ihr Ziel ist es, um Vergebung zu bitten und mit gemeinsamen Anstrengungen das Gedächtnis zu bewahren, damit sich die Tragödie, die hier stattgefunden hat, nicht wiederholt.“ Zina Kalaj-Klaizmann, Israelische Botschafterin in der Ukraine

Vom 11. bis 15. April 2007 fand der erste „Marsch des Lebens“ von der Schwäbischen Alb nach Dachau auf den Wegen der historischen Todesmärsche statt. Unter den 320 Teilnehmern waren neben vielen Christen aus verschiedenen Teilen Deutschlands die jüdischen Holocaust-Überlebenden Peter Loth und Rose Price, Rabbi Boris Grisenko aus Kiew, sowie über 20 Gäste aus messianisch-jüdischen Gemeinden in den USA.


Die Hauptveranstaltung des „March of Remembrance 2010“ fand direkt vor dem Kapitol auf der „National Mall“ in Washington D.C. mit dem Buchenwald-Überlebenden Paul Argiewicz sowie weiteren Holocaust-Überlebenden statt. Diesmal beteiligten sich nicht nur 7 weitere Städte in den USA – auch in Lima/Peru, Asuncion/Paraguay und La Paz/Bolivien gingen Christen auf die Straße, um ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.

Initiatoren der Märsche: Die TOS ist eine evangelische Freikirche und Missionswerk und wurde 1987 von Jobst und Charlotte Bittner gegründet. Neben der Muttergemeinde in Tübingen entstanden im In – und Ausland neun Gemeinden. Die TOS-Dienste sind in zehn Ländern repräsentiert, in denen Häuser für Straßenkinder, Rehabilitationszentren und Gebetsdienste aufgebaut wurden. Ihre Vision und Botschaft leiten sie aus Apg. 1,8 ab: „Transformation und Evangelisation – lokal, national und international!“ Es gehört zu ihren zentralen Erfahrungen, dass dies nicht ohne das Wiederentdecken der jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens geschehen kann. Im Jahr 2007 starten sie mit dem ersten „Marsch des Lebens“, der sich in den folgenden Jahren in die USA und andere Länder ausbreitete.

Kontakt: Marsch des Lebens – Eisenbahnstr. 124 – 72072 Tübingen

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