Information zum Thema Pädophilie

Information zum Thema Pädophilie

Heute beschäftige ich mich mit dem Begriff der Pädophilie, bzw. ihrer genaueren Definition. Denn erst wenn eine Begrifflichkeit geklärt ist, so kann darüber diskutiert werden. Da in einigen wissenschaftlichen bzw. populärwissenschaftlichen Texten Pädophilie und Homosexualität in Zusammenhang gebracht werden, ich persönlich dies aber so nicht darstellen kann, habe ich auf diese Punkte gänzlich verzichtet. Zum einen würde es den Fokus vom eigentlichen  Thema nehmen und zum anderen würde es homosexuelle Menschen in einen Kontext stellen, der meines Dafürhaltens nicht berechtigt ist.

Der Begriff Pädophilie (von griechisch παῖς-pais) „Knabe, Kind“ und (φιλία-philia) „Freundschaft“ bezeichnet das primäre sexuelle Interesse an Personen, die noch nicht die Pubertät erreicht haben. Sofern es dauerhaft ist und der Betroffene darunter leidet oder wenn die Person reale Sexualkontakte mit Kindern auslebt, wird Pädophilie als psychische Störung angesehen, und zwar als Störung der Sexualpräferenz (Paraphilie). Der Begriff Pädosexualität wird teilweise synonym zum Begriff Pädophilie benutzt. Teilweise wird er auch gezielt verwendet, um zwischen sexueller Präferenz (Pädophilie) und sexuellem Verhalten (Pädosexualität) abzugrenzen. Eingeführt wurde der Begriff (als „Paedophilia erotica“) 1886 durch den Wiener Psychiater Richard von Krafft-Ebing in dessen Schrift „Psychopathia sexualis“. Im Wesentlichen ist es bei seiner Definition geblieben. Für Pädophilie werden folgende Merkmale aufgeführt:

  • Das sexuelle Interesse gilt Kindern, die sich vor der Pubertät im Sinne der Geschlechtsreifung befinden.
  • Das sexuelle Interesse ist dabei primär, das heißt ausschließlich bzw. überwiegend und ursprünglich auf Kinder ausgerichtet.
  • Das sexuelle Interesse ist zeitlich überdauernd.

Zur Einstufung einer Krankheitsbewertung werden die Kriterien der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) sowie die im amerikanischen Diagnostic and Statistical Manual (DSM-IV) angewendet.

Die Diagnosemerkmale nach DSM-IV-TR sind sowohl präferenz- als auch verhaltensorientiert. Das heißt, die Diagnose „Pädophilie“ kann sich sowohl auf sexuelle Fantasien (Präferenzen) beziehen, als auch auf drängende Triebimpulse (engl. „urges“) und konkrete sexuelle Handlungen mit Kindern. Nach der verhaltensorientierten Definition können sämtliche Missbrauchstäter als pädophil eingestuft werden, auch wenn sie (anders als nach Krafft-Ebing) in ihrer Sexualität nicht primär auf Kinder ausgerichtet sind. Von den Psychologen der Berliner Charité wird Pädophilie als die „ausschließliche oder überwiegende sexuelle Ansprechbarkeit durch vorpubertäre Kinderkörper“ bezeichnet.Über das sexuelle Verhalten einer Person sage der Begriff nichts aus, sondern lediglich über die sexuelle Ausrichtung auf das vorpubertäre Alter. Das sexuelle Interesse an Jugendlichen ist von der Pädophilie abzugrenzen. Handelt es sich um die Zuneigung zu männlichen Jugendlichen, spricht man von Ephebophilie. Das sexuelle Interesse an weiblichen Jugendlichen wird demgegenüber als Parthenophilie bezeichnet. Beide Begriffe wurden erstmals 1906 von Magnus Hirschfeld eingeführt.  Richtet sich das primäre sexuelle Interesse des Pädophilen auf Kleinkinder im Alter unter drei Jahren, spricht man nicht mehr von Pädophilie, sondern von Infantophilie.

Hier ist die Dunkelziffer hoch….

Über die Zahl pädophiler Menschen gibt es keine zuverlässigen Angaben. Vorsichtige Schätzungen gehen von 50.000 bis 200.000 pädophilen Männern in Deutschland aus.Internationale Studien gehen davon aus, dass bei etwa 1% aller erwachsenen Männer eine primärpädophile Ausrichtung vorliegt. Primärpädophile Neigungen sind auch bei Frauen nachgewiesen, über die genaue Häufigkeit gibt es jedoch keine gesicherten Erkenntnisse. Die wenigen Veröffentlichungen zu diesem Thema gehen mehrheitlich davon aus, dass es sich hierbei nur um Einzelfälle handelt.Peter Fiedler vom psychologischen Institut in Heidelberg vertritt die Ansicht, dass von den Frauen, die sexuelle Übergriffe an Kindern begangen haben, „anteilmäßig ein mehr oder weniger großer Prozentsatz immer auch die Kriterien der Pädophilie-Diagnose erfüllt.“

Neben dem sexuellen Interesse ist bei Pädophilen ein Bedürfnis nach emotionaler Nähe zu Kindern festzustellen. Viele Pädophile verlieben sich in Kinder und wünschen sich echte wechselseitige Liebesbeziehungen zu Kindern. Manche Pädophile empfinden ihr Leben als unvollständig und emotional destabilisierend, wenn ihr Wunsch nach emotionaler Nähe keine Erfüllung findet. Überproportional viele Pädophile arbeiten in entsprechenden Berufen, z. B. als Erzieher oder in der Jugendbetreuung, um Umgang mit Kindern zu haben.Es wird ferner vermutet, dass manche der primär pädophil orientierten Männer allein stehende Frauen mit vorpubertären Kindern heiraten, um ihr Bedürfnis nach Nähe zu befriedigen. Das Bedürfnis nach körperlicher und emotionaler Nähe ist individuell sehr verschieden ausgeprägt und gewichtet. Die Bedürfnislagen können sowohl einzeln als auch zusammen im Vorder- oder Hintergrund stehen.

In gesellschaftlichen Debatten und in der Berichterstattung in den Medien wird die Bezeichnung Pädophilie oft nicht im sexualwissenschaftlichen Sinne verwendet, wenn grundsätzlich alle Täter, die Kinder sexuell missbrauchen, als Pädophile bezeichnet werden. Vor allem sexueller Missbrauch innerhalb der Familie wird nicht im sexualwissenschaftlichen Sinne eingeordnet, da es sich hierbei meist um Täter handelt, deren Sexualität primär auf Erwachsene ausgerichtet ist.

Menschen mit solchen sexuellen Neigungen, bzw. Phantasien können sich, auch anonym Hilfe suchen. Ein Anlaufspunkt ist die Charité Berlin, die gibt Hilfestellungen jeglicher Art und das für den gesamten deutschsprachlichen Raum.

Die Charité Berlin bietet für Pädophile, die noch nicht straffällig geworden sind, im „Präventionsprojekt Dunkelfeld“ Hilfe an. In einer Therapie sollen Betroffene lernen, mit ihrer Erkrankung verantwortlich umzugehen, ohne dass es zu Übergriffen kommt. Sie trainieren ihr Verhalten und sollen ihre Einstellungen in Bezug auf ihr sexuelles Erleben und Verhalten ändern. Dazu gehört auch, dass sie lernen, sich in die Kinder hineinzuversetzen. Diese Maßnahme soll helfen, verzerrte Wahrnehmungen und Interpretationen zu verhindern, wie die, das Kind hätte auch Interesse an Sex. Außerdem nehmen die Betroffenen Medikamente ein, die ihren sexuellen Impuls dämpfen und es erleichtern sollen, ihr Verhalten zu kontrollieren. Wichtig ist, dass sie eigen motiviert handeln und ihr Tun nicht durch fremdbestimmte Strafen kontrolliert wird. Bisher haben sich 800 Männer für das Projekt angemeldet, 180 wurde ein Therapieplatz angeboten. Ein erster Erfolg ist, dass die Betroffenen sich tatsächlich besser in ihre Opfer einfühlen können, was Übergriffe unwahrscheinlicher macht. Den tatsächlichen Erfolg der Therapie kann allerdings nur eine Längsschnittuntersuchung nach fünf und zehn Jahren bestätigen.

Wenn ein Pädophiler seiner Neigung allerdings nachgibt und einmal straffällig geworden ist, ist die Gefahr, erneut aktiv zu werden extrem hoch. Die Rückfallquote für so genannte Präferenztäter liegt zwischen 50 und 80 Prozent – Sexualstraftäter mit anderer Motivation werden nur in 10 bis 30 Prozent der Fälle rückfällig. Allerdings liegt bei Kindesmissbrauch nicht automatisch eine pädophile Störung des Täters vor. In Deutschland kommen jedes Jahr 15 000 Fälle von Kindesmissbrauch zur Anzeige. Die Dunkelziffer ist erheblich größer. Schätzungen gehen von 60 000 Missbrauchsfällen pro Jahr aus. Doch nur in 40 Prozent der Fälle, in denen Männer wegen sexueller Übergriffe auf Kinder inhaftiert sind, liegt eine pädophile Störung vor. 60 Prozent der Täter begehen den Missbrauch als eine so genannte „Ersatzhandlung“, weil sie den eigentlich gewünschten Sex mit erwachsenen Partnern nicht realisieren können.

Der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch benennt zehn Tätertypen, die Kinder sexuell missbrauchen:

  1. Inzesttäter (z. B. Vater, Mutter, Onkel, Tante oder Bruder bzw. Schwester)
  2. Nachbar, oft in gestörten sozialen Verhältnissen lebend, oft alkoholisiert; ist häufig nicht tatsächlich pädophil
  3. pubertierender Junge, der erste sexuelle Erfahrungen an kleineren Kindern macht
  4. in der Entwicklung zurückgebliebener und/oder dauerhaft behinderter Jugendlicher oder Erwachsener, der in Kindern „angemessene“ Sexualpartner, anders als in Gleichaltrigen, sieht
  5. sexuell unreifer Erwachsener, der die ihm fehlenden „Doktorspiele“ bewusst oder unbewusst nachholen will.
  6. psychisch kranker Erwachsener, zum Beispiel durch eine Geisteskrankheit enthemmt
  7. Sextourist
  8. altersabgebauter (dementer) Mensch, der in seinem bisherigen Leben sexuell unauffällig war und sich jetzt enthemmt an Kindern vergreift
  9. „Perverser“, der die Neigung, andere Menschen zu schlagen und zu quälen, z. B. an abhängigen Kindern auslebt (weil er beispielsweise keine anderen Opfer findet)
  10. Pädosexueller, der ausschließlich Kinder begehrt, die noch nicht in die Phase der Pubertät eingetreten sind, Ephebophiler, der männliche Jugendliche begehrt, oder Parthenophiler, der weibliche Jugendliche begehrt

Ungeklärt ist bis heute auch die Frage, ob eine pädophile Ausrichtung angeboren ist oder im Laufe der Adoleszenz erworben wird. Man geht heute von einem individuellen Zusammenspiel biologischer, psychologischer und psychosozialer Faktoren aus. Eine mögliche genetische Disposition soll ebenso eine Rolle spielen wie biographische Faktoren (z. B. traumatische Kindheitserfahrungen) im Zusammenspiel mit bestimmten Charakterstrukturen. Die begriffliche Zuordnung als „pädophile Veranlagung“ oder als „pädophile Prägung“ bleibt problematisch, denn in beiden Fällen wird eine Bewertung vorweggenommen, die wissenschaftlich nicht abgesichert ist.

Menschen mit sexuellen Neigungen Kindern gegenüber können und müssen sich professionelle Hilfe suchen um zu lernen, ihre Neigungen nicht auszuleben. Diese Menschen müssen sich darüber bewusst sein, dass das ein lebenslanger ‚Kampf’ mit sich selbst bedeutet.

„Nur wenn du über deinen Schatten springst findest du den Weg ins Licht.“

In einem der nächsten ‚Mittwochs-Informationen’  werde ich mich mit der Opferseite befassen.

Bild 1 Fremde in der Dunkelheit v. Rena Jacob 2006   Bild 2 Dunkle Bedrohung v. Rena Jacob 2007

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