Robert Benoist • Freiheit, Schnelligkeit + Widerstand

Robert Benoist • Freiheit, Schnelligkeit + Widerstand

„Goethe spricht von den Deutschen als einem tragischen Volke, gleich dem der Juden und Griechen, aber heute hat es eher den Anschein, als sei es eine seichte, willenlose Herde von Mitläufern, denen das Mark aus dem Innersten gesogen und die nun ihres Kerns beraubt, bereit sind, sich in den Untergang hetzen zu lassen.“ Aus: I. Flugblatt der Weißen Rose

Nun in die Wiege gelegt war Robert Benoist sein Lebensweg so gar nicht, als Sohn des Jagsaufsehers von Henri de Rothschild, verbrachte der lebhafte Junge seine Kinder und Jugendjahre auf dem Anwesen der Rothschilds. Zwar gab es strenge Richtlinien des Benehmens für den am 20. März 1895 in Auffargis geborenen Robert, doch ansonsten wurden ihm weitaus mehr Freiheiten zuteil, als vielen Jungen seiner Generation. Diese Freiheit des Geistes und seiner Körperlichkeit, die schon an Wagemut reichte, bestimmte dann auch seinen gesamten Lebensweg. Im Ersten Weltkrieg diente er zuerst in der Infanterie der französischen Armee und wurde ab 1915 Kampfflieger, später war er auch Fluglehrer und blieb in der Armee bis zur Demobilisierung 1919.

Die Freiheit während des Fliegens und deren Geschwindigkeit ließ ihn nicht mehr los. 1920 begann die Karriere von Robert Benoist im internationalen Motorsport. Nach einer Zeit als Testfahrer bei De Marçay, fuhr er seine ersten Rennen mit Cyclecars von Salmson. Ab 1924 wurde er Werksfahrer bei Delange und gewann 1925, gemeinsam mit Abert Divo, den Großenpreis von Frankreich auf der Rennstrecke von Montlhéry. Robert Benoist stieg zum bestimmenden Rennfahrer der Grand-Prix-Rennen auf und hatte maßgeblichen Anteil am Weltmeister Titel von Delange. Er feierte Triumphe bei allen französischen Rennen und gewann die Großen Preise von Italien, Spanien und Großbritannien. Zwar hatte der ‚Rennzirkus’ noch nicht solch Ausmaße wie heute, doch die Aufmerksamkeit des Publikums für Schnelligkeit und blitzendes Chrom war riesig. In Wochenschauen und Zeitungen wurden sie zu Helden, oft über das nationale Denken hinaus. 1934 wurde Robert Benoist Rennleiter bei Bugatti und trat so vom aktiven Rennsport zurück, doch so gänzlich gelang ihm dieser Rücktritt nicht, denn 1937 setzte er sich noch einmal hinter das Lenkrad beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans und gewann gemeinsam mit Wimille die Gesamtwertung. Eine Beispielhafte Karriere in dieser Zeit.


Jean-Pierre Wimille, mit dem er sich dem Sieg von Le Mans teilte, wurde zu einem engen Freund und durch ihn lernte er William Grover-Williams kennen, mit dem auch ihn bald eine vertrauensvolle Freundschaft verband. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs und dem Einmarsch der deutschen Truppen in weiten Teilen Frankreichs, flüchteten die drei Freunde nach England. Sie waren dort keine Unbekannten und so wurden sie Mitglieder des Special Operations Executive und kehrten nach ihrer Ausbildung nach Frankreich zurück um die Résistance zu unterstützen. Innerhalb der britischen Armee wurde Robert Benoist als Hauptmann geführt. Er und Crover-Willams brachten Waffen, die in der Nähe von Rambouillet von der Royal Navy eingeflogen wurden, in sein eigenes Haus um sie dort zu lagern. Beide beteiligten sich auch an Sabotage-Aktionen in der näheren Umgebung von Paris. Innerhalb der Résistance gehörten sie zu dem operativen, bestorganisierten Teil, der dem Nationalsozialisten Regime und seiner in Frankreich stationierten Truppen, empfindliche Schlappen beibrachte und innerhalb der okkupierten Bevölkerung große Unterstützung fand. 1943 Flog die Pariser Zelle der Résistance auf und in diesem Zuge wurden Crover-Williams und Benoist von der Gestapo verhaftet. Crover-Williams wurde in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin verbracht und dort hingerichtet. Doch Robert Benoist gelang die Flucht kurz nach seiner Verhaftung, der sprang aus dem fahrenden Wagen der Gestapo (Geheime Staats-Polizei), die auf dem Weg in den Hauptquartier waren. Unerkannt und über Umweg gelang er wieder nach England, doch die Sicherheit hier lockte ihn nicht. Der Untergrundkampf musste für ihn weiter gehen, zumal die Deutsche Wehrmacht an der Ostfront bereits auf dem Rückzug war.



Ein Jahr vor Kriegsende, 1944 ging Robert Benoist nach Frankreich zurück, hier wirkte er für das Netz der Résistance in Nantes, unter anderem gemeinsam mit der Agentin Denise Bloch. Am 18. Juni 1944 wurden beide von der Gestapo verhaftet. Die Jüdin Denise Bloch kam nach Ravensbrück und wurde, nach langer Leidenszeit, Anfang 1945 dort hingerichtet. Mit Robert Benoist ließen sich die Nationalsozialisten nicht so viel Zeit, gleich nach seiner Verhaftung wurde er unter schweren Sicherheitsbedingungen ins Konzentrationslager Buchenwald überstellt.

Dort wurde Robert Benoist am 11. September 1944 hingerichtet.

Nach dem Krieg wurde dem Franzosen eine Fülle an posthumen Ehrungen zu Teil. Eine Straße seiner Heimatstadt wurde nach ihm benannt, sowie Tribünen an den Rennstrecken von Reims und Le Mans. In der Gedenkstätte des Brookwood Cemetery hängt seine Ehrenplakette. 

Bild 1: Robert Benoist – Quelle: wheelsofitaly.com · Bild 2: Robert Benoist 1927 – Quelle: photobucket.com · Bild 3: Gedenktagel für Robert Benoist – Quelle: auffargis.com  

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