Schwarz • Weiss • Malerei

Schwarz • Weiss • Malerei
 
Um uns selbst das Leben häufig erträglicher zu machen, ordnen wir Dinge und Menschen in Kategorien ein, so genannte Schubladen, um die Übersicht für uns selbst nicht zu verlieren. Werden für den einen oder anderen die gesellschaftlichen Schubladen zu eng, werden diese Menschen dann als ‚krank’ oder ‚behindert’ bezeichnet, so sind sie ebenfalls außerhalb unseres eigenen Verantwortungsbereichs. Dies ist ein durchaus gängiges Vorgehen, doch nimmt es nicht uns und anderen die Freiheit der völligen Entfaltung? Schauen wir doch ganz genau hin, hören wir hin, ja bringen wir noch die nötige Geduld auf, um das Gegenüber ganzheitlich zu erfassen? Bestimmt, doch wollen oder können wir das auch wirklich aushalten? Oder sind wir viel zu sehr damit beschäftigt, eine für uns recht unübersichtliche Welt in Ordnungssysteme zu packen?
 
„So ist das Leben, auf ewige Weise Einheit und Gegensatz zugleich.“Friedrich Ast
 
Doch bevor wir unseren Blick auf unser Gegenüber schweifen lassen, bleiben wir doch einfach mal bei uns selbst. Wie sieht denn unsere Lebensplanung aus, ganz gleich in welchem Zyklus des Lebens wir stehen? Planen wir nicht auch auf Ziele hin, die häufig nur Höhepunkte beinhalten? Tja, sollten nicht bereits die Wege dorthin schon dem Optimum entsprechen? Wo bleibt die Freude an all den Grautönen des Lebens, vom hellen Silbergrau bis hin zum Anthrazit? Ja, müssen wir nicht damit rechnen, dass auf Höhepunkte auch Tiefen des Lebens kommen? Manchmal habe ich das Gefühl, dass nur noch Ausschließlichkeiten gesucht werden.
 
 
 
Jungen Menschen wird in den Medien vorgegaukelt, welchen Lebensstandard sie haben müssten, in punkto Wohnen, Kleidung, Reisen und allen Statussymbolen, die unsere Gesellschaft so hergibt. Übrigens wird ihnen nicht gesagt, welch Anstrengungen sie erbringen sollen um diese zu erreichen. Häufig wird eine Leichtigkeit vorgegaukelt, die der Realität des Daseins nicht entspricht. Aber auch Älteren wird eine Welt vorgespielt, in der sie aktiv, gesund und vor allen Dingen attraktiv und besitzend durchs Leben zu gehen haben. Doch in all diesen Hochglanzbildern steckt schon per se die Frustration. Da wir nicht alle mit den gleichen Voraussetzungen ausgestattet sind, werden wir diese Ziele seltenst erreichen. Denn eins weiß ein jeder von uns, auf den Gipfeln unserer Träume kann nicht ein jeder stehen, der Platz ist einfach zu gering.
 
„Am Ziele deiner Wünsche wirst du jedenfalls eines vermissen: dein Wandern zum Ziel.“Marie von Ebner-Eschenbach
 
Natürlich benötigen wir Ziele, diese können uns selbst anspornen, doch sollten diese nicht auch in erreichbaren Dimensionen liegen? Denn nur so können wir Erfolge erleben, eben solche, die uns stärker, mutiger und selbstsicherer machen. Aber haben wir noch die Fähigkeit uns kleine Ziele, erreichbare, zu stecken? Können wir uns über kleine Erfolge noch innerlich bereichern? Wie ausgeprägt ist unser Besitzdenken, dass nur Höchstwerte akzeptiert?
 
 
ausgeprägt ist unser Besitzdenken, dass nur Höchstwerte akzeptiert? Müssen wir wirklich immer höher und schneller sein als andere? Liegt in einem solchen Streben nicht schon der Misserfolg auf besagtem Weg? Ich habe das Gefühl, dass die Frustrationsschwellen immer geringer werden und aus diesen Widrigkeiten entspringen Neid, Missgunst und letztendlich Gewalt. Sehenden Auges laufen wir darauf zu, doch ein Innehalten wäre hier mehr als von Nöten.
 
„Kriminalität kann auch die Revolution Frustrierter sein.“   Gerhard Uhlenbruck
 
„Beneide niemanden, denn du weißt nicht, ob der Beneidete im Stillen nicht etwas verbirgt, was du bei einem Tausche nicht übernehmen möchtest.“
August Strindberg
 
Aber wie können wir uns selbst zur Blüte entfalten, um trotzdem nicht das Miteinander aus dem Blickfeld zu verlieren? Wie können wir in einer sich immer schneller drehenden Welt unser eigenes Tempo finden und in der Unübersichtlichkeit den Durchblick bewahren? Wie immer im Leben gibt es darauf keine schlüssigen, einfachen Antworten. Doch in den Fragestellungen selbst liegen schon Antworten, wenn wir in uns hinein horchen. Nicht immer liegen diese Lösungen sofort parat, manchmal tasten wir uns nur vorsichtig vor, doch wir sollten uns nicht abbringen lassen. Bleiben wir offen und neugierig auf unsere Potentiale, so können wir dieses spannende Wachsen in uns selbst auch bei anderen zulassen und miterleben.
 
 
„In dem Maße, wie der Wille und die Fähigkeit zur Selbstkritik steigen, hebt sich auch das Niveau der Kritik am andern.“ Christian Morgenstern
 
So weit gekommen, benötigen wir keine Einteilung in Schubladen oder so genanntes ‚Schwarz’ oder ‚Weiß’  Denken – nicht mehr für uns selbst und auch nicht für andere. Erst dann eröffnet sich das gesamte Kaleidoskop des schimmernd bunten Lebens. Wir tauchen ein in unsere eigene Buntheit und können die Vielfältigkeit der anderen wahr- und annehmen, dieser Reichtum, der uns so zu Teil wird ist das Geschenk der Wärme, den Lebens überhaupt.
 
„Ohne Zugang zum eigenen Ich kann man auch keinen Zugang zu anderen finden.“ Anne Morrow Lindbergh
 
Bei all unseren Bestrebungen in einer kapitalorientierten Welt sollten wir uns unseres eigenen wachsen bewusst sein und unser Streben auch darauf lenken, so können wir zu wirklichen Gewinnern werden.
 
Foto 1: Schubladen  Quelle: fotocommunity.com ·Foto 2: „Dollar“   Quelle: newsdeutschland.com ·Foto 3: „Frustration“  Quelle: danaellyn.com ·Foto 4: Kaleidoskop  Quelle: flash-screen

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