Über 110.000 Menschen gingen durch das „Tor des Todes“, so wurde das Haupttor während der beinahe sechs Jahre des Bestehens des Lagers, von den Häftlingen genannt.
Das KZ Stutthof war ein deutsches Konzentrationslager, 37 Kilometer östlich von Danzig bei Stutthof, auf dem Gebiet der annektierten Freien Stadt Danzig. Ungefähr 35 km östlich von Danzig geht die beschauliche flussdurchzogene Marschlandschaft des Danziger Werders allmählich in die bewaldete, sandige Frische Nehrung über, rechter Hand vom Haff, links von der Ostsee umspült. Ein Naturparadies, dieses behagliche Feriengebiet um Stutthof, das vor dem 1. September 1939 gerade noch zum Freistaat Danzig gehörte. Ob der geruhsamen Schönheit dieses Ortes hatte man an der Straße nach Kahlberg ein Altenheim errichtet, malerisch an einer Lichtung gelegen. Eine unglaublich friedliche, stille Gegend ist das, auch heute noch. Doch die Idylle trügt, denn es wurde ein Ort des Grauens, ein Platz unvorstellbarer Leiden. Bereits Mitte August 1939 rückte ein SS-Trupp mit einer Gruppe von etwa 500 Danziger Gefängnisinsassen an und begann die inzwischen geräumte Altenheimanlage in ein Lager zu verwandeln. Sie errichteten Baracken, zäunten das Gelände ein und trafen organisatorische Vorbereitungen. Es wurde nach dem deutschen Angriff auf Polen, ab dem 1. September 1939, zunächst als Zivilgefangenenlager errichtet. Am 1. Oktober 1941 wurde der Status des Lagers geändert, als Sonderlager Stutthof unterstand es fortan der Danziger Gestapo. Am 29. Januar 1942 erhielt Stutthof als Konzentrationslager der Stufe I den Status, den es bis Kriegsende behalten sollte. Die Absicht, ein Lager für die „unerwünschten polnischen Elemente“ zu schaffen, entstand bei den Nazi-Behörden der Freien Stadt Danzig bereits lange vor Ausbruch des Krieges. Etwa seit dem Jahre 1936 wurden Karteien für Polen aufgestellt, die voraussichtlich verhaftet werden sollten. Im Juli 1939 wurde eine besondere SS-Einheit „Wachsturmbann Eimann“ gebildet, deren Aufgabe es war u.a. Internierungslager zu organisieren, und die entsprechenden Orte dafür zu finden. Mitte August 1939 wurde der Platz für das künftige Konzentrationslager Stutthof gewählt. Nach dem Überfall Hitlers auf Polen begannen in Danzig die Massenverhaftungen. Allein am ersten Kriegstag wurden ca. 1500 Personen festgenommen. Die Opfer der Verhaftungen waren in erster Linie Polen, die aktiv am Gesellschafts- und Wirtschaftsleben beteiligt waren sowie Aktivisten und Mitglieder der polnischen Organisationen in Danzig.
Aus einem kleinen Lager mit 12 ha Fläche, bestimmt für ca. 3500 Häftlinge, wurde nach 1939 ein Lager mit 120 ha Fläche für 57.000 Häftlinge. Anfang 1943 wurde direkt neben dem alten Lager das neue Konzentrationslager, mit einem Elektrozaun gesichert, errichtet. Es sollte 25.000 Häftlinge fassen und wurde baulich nie ganz fertig. Namen, die im Zusammenhang mit dem Lager verwendet wurden, waren: „Waldlager Stutthof“, „Durchgangslager Stutthof“, „Sonderlager Stutthof“, Arbeitserziehungslager Stutthof“. Das Lager hatte insgesamt 39 Außenlager. Die größten Außenlager waren in Toruń (dt. Thorn) und Elbląg (dt. Elbing) mit ungefähr 5.000 jüdischen Frauen als Gefangenen.
Im Frühjahr 1944, der genau Zeitpunkt ist nicht bekannt, wurde eine Gaskammer gebaut, die der Entlausung von Bekleidung diente, später aber kurzzeitig auch zum Vergasen von Menschen genutzt wurde. Der genaue Zeitpunkt des Beginns der Bauarbeiten an der Gaskammer ist nicht bekannt. Die Gaskammer (5 m lang, 3 m breit und 2,5 m hoch).Wie in Auschwitz-Birkenau, so wurde auch hier Zyklon B als Tötungsgas verwendet und durch eine kleine Öffnung im Dach der Gaskammer eingefüllt. Vor jeder Vergasung (bei kalter Witterung) wurde die Gaskammer beheizt, um die Verdampfung der Blausäure zu beschleunigen. Die Vergasungen wurden von SS-Unterscharführer Otto Karl Knott überwacht, der im Sommer 1943 im KZ Oranienburg im Umgang mit dem Giftgas unterwiesen worden war. Während eines Besuches in Stutthof gab SS-Obersturmbannführer Rudolf Höß (Auschwitz-Kommandant) genaue Anweisungen, wie die Vergasungen durchzuführen sind. Die ersten Vergasungen in Stutthof fanden am 22. Juni 1944 statt. Etwa 100 Personen, vorwiegend Polen und Weißrussen, wurden umgebracht. Am 26. Juli 1944 wurden 12 Mitglieder einer polnischen Widerstandsgruppe vergast, gefolgt von etwa 70 sowjetischen Invaliden aus einem Kriegsgefangenenlager. Der Lagerkommandant, SS-Hauptsturmführer Paul Werner Hoppe, erhielt danach den Befehl zur Tötung aller jüdischen Lagerinsassen. Zwischen August und November 1944 wurden mehr als 1.450 meist jüdische Frauen vergast, hier arbeiteten auch die so genannten Trawniki ‚hilfreich‘ mit. Einige Vergasungen fanden in einem Eisenbahnwaggon statt, der auf einem Nebengleis zum Lager stand. Sämtliche Öffnungen des Wagens waren abgedichtet, und das Gas wurde durch das Dach eingeführt. Im frühen November 1944 wurden die Gasmorde in Stutthof eingestellt. Nach Schätzungen wurden mindestens 65.000 Insassen des Lagers umgebracht. Wie viele davon durch Vergasen starben, ist nicht bekannt.
Eine erschreckensten und abscheulichsten Taten, waren die Rudolf Spanners, der herausfand, wie man das Fett der Getöteten zur Seifenproduktion verwenden konnte. Hunderte, der in Stutthof Getöteten wurden benutzt um ‚Reines Jüdisches Fett‘ herzustellen. Nach dem Krieg entging Spanner einer Strafe, trotz der Schwere seines Verbrechens. Die meisten der Inhaftierten kamen ums Leben. Sie starben an den Folgen von Unterernährung oder erkrankten aufgrund der katastrophalen hygienischen Bedingungen. Daneben mordeten die Nazis systematisch und bestialisch. Sie töteten die Häftlinge mit einer eigens entwickelten Genickschussanlage, vergasten sie in der 1944 gebauten Gaskammer oder gaben den Kranken, wie im Vernichtungslager Auschwitz, Phenolspritzen. Zum Repertoire des Mordens gehörten außerdem Foltern und Erhängen. Die Zustände in Stutthof waren insbesondere vor seinem Ausbau zum Konzentrationslager 1942 derartig miserabel, dass der Kommandant Max Pauly damit prahlte, hinsichtlich der Lebensbedingungen zu den schlechtesten Lagern zu zählen. Im Krematorium wurden 1942 zwei Öfen zur Verbrennung der Leichen gebaut, allerdings wurden auch immer weiter Leichen offen im Freien verbrannt.
Gegen Ende 1944 nahmen die Häftlingszahlen sprunghaft zu, Transporte mit 20.000 bis 30.000 ungarischer Jüdinnen kamen an, immer mehr wurden über die Ostsee aus Lagern evakuiert, die vom Vormarsch der Sowjetunion bedroht waren, vor allem aus dem Baltikum aus Riga, Kaunas und Schaulen, auch aus Auschwitz kamen immer wieder Transporte an. Ende 1944 waren mindestens 70 % der Häftlinge Juden. Am 25. Januar 1945 ordnete der Lagerkommandant die Evakuierung des Lagers an. Etwa 11.600 Häftlinge mussten im ersten Evakuierungsabschnitt das Stammlager Stutthof verlassen und begaben sich auf einen Todesmarsch in Richtung Westen. Nach Berichten wurden Marschkolonnen von 1.000 bis 1.500 Häftlingen gebildet, die Richtung Lauenburg marschierte. Zwischen den Kolonnen lagen jeweils sieben Kilometer Abstand. Jede Kolonne wurde von ca. vierzig Wachmännern beaufsichtigt. Zurückbleibende wurden von ihnen getötet. Fast ohne Verpflegung dauerte der Marsch für die Überlebenden bei Schnee und schneidender Kälte zehn Tage. Am 31. Januar wurden am Strand bei Palmnicken rund 3.000 jüdische Häftlinge von der SS mit Maschinengewehrfeuer in die Ostsee gehetzt oder erschossen, andere im Hof der Bernsteinfabrik erschossen. Es haben nur 15 Menschen dieses Massaker überlebt. Von den über 50.000 Juden, die nach Stutthof gebracht worden waren, starben fast alle. Nur die kleine Zahl der 120 überlebenden Häftlinge, die im Lager verblieb, wurde in der riesigen Anlage befreit.
Am 9. Mai 1945 marschierten sowjetische Soldaten der 48. Armee der 3. Weißrussischen Front in das Lager ein. Die Vernichtungsstätte Stutthof war das letzte Lager des Grauens, das befreit wurde.
Heute befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers eine Gedenkstätte. Die Vernichtungsstätte Stutthof wurde für 110 000 Häftlinge ein Ort des grauenhaften Todes: Männer, Frauen und Kinder, Bürger aus 23 Ländern, 25 Nationalitäten. Darunter waren Polen, Juden, Russen, Ukrainer, Weißrussen, Litauer, Letten, Esten, Tschechen, Slowaken, Finnen, Norweger, Franzosen, Deutsche, Österreicher, Engländer, Spanier, Italiener, Jugoslawen, Ungarn und Zigeuner. Das Museum wurde 1962 eingerichtet. Im Archiv befinden sich erhalten gebliebene Dokumente, die Daten von etwa 110.000 ehemaligen Häftlingen enthalten. Das Gelände des alten und neuen Lagers kann insgesamt besichtigt werden. In den Ausstellungen werden zusätzlich Dokumentarfilme vorgeführt, die das Martyrium der Opfer zeigen.
Das Museum in Stutthof, es ist geöffnet montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr vom 1. Mai bis 30. September, und vom 1. Oktober bis 30. April von 8 bis 15 Uhr. Nach polnischem Gesetz ist Kindern unter 13 Jahren der Zutritt nicht erlaubt.
Foto 1: Eingangstor Stutthof – Quelle: Wikipedia.de · Foto 2: Zyklon B – Quelle: reiseführer.biz · Foto 3: Opfer der Shoah – Quelle: alemannia-judaica.de · Foto 4: Lager Stutthof – Quielle: welt.de · Foto 5: Mahnmal Stutthof – Quelle: Gelsenzentrum.de
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