… und die Moral von der Geschicht

… und die Moral von der Geschicht

 

Gewissen, Moral oder Ethik sind Begriffe, die so durch den Raum fliegen. Es sind Begriffe die so inhaltsschwer daher kommen und doch so dehnbar interpretiert werden, dass sich so kaum jemand mehr an diesen Worten festhalten kann, ob es der einzelne ist, eine Gruppe oder die Gesellschaft, das ist völlig egal, denn vieles kommt so schwammig daher und so wenig greifbar. Natürlich bewegt sich jeder, der sich mit diesen Begrifflichkeiten auseinandersetzt, auf einem Feld der Interpretation von verschiedensten Einflüssen, doch müsste es doch immer wieder möglich sein, einen breiten Konsens und gesellschaftlichen Maßstab zu finden, auch wenn es so fest gefügte, abgegrenzte Gesellschaften in einer globalisierten Welt, kaum mehr gibt.

„Die Legitimität, sich eine persönliche Moral bilden zu dürfen, ist historisch wohl sehr viel jünger. Sie ist ein hart errungenes Zugeständnis an die Toleranz.“  Alexander Mitscherlich 

Von Kindesbeinen an wird unser Gewissen geschult, denn wir lernen richtig von falsch zu unterscheiden, genauso wie gut von böse. So bildet sich ganz langsam, im familiären Umfeld eine Moral, die es uns erlaubt innerhalb dieser kleinsten Zelle der Gesellschaft zu bestehen. Wir lernen so Schritt für Schritt Verantwortung zu übernehmen, wenn es auch nur geringe Anteile sind, so fühlen wir uns gestärkt wenn es uns gelingt. Die ersten Gewissenskonflikte erleben wir vielleicht beim Abschreiben vom Tischnachbarn in der Schule und so haben sich dann bereits die ersten Moralvorstellungen in uns gebildet. Bis zu einem solchen Zeitpunkt, benötigen wir keinen theoretischen Überbau von Moral und Ethik, aus welchem Bereich dieser auch immer kommen mag, denn unsere Handlungsspielräume sind noch ein stark abgegrenztes Feld, dass sich je älter wir werden, langsam erweitert. 

„Wer nach seinem Gewissen lebt, der ist kein Knecht, der befiehlt sich selbst und gehorcht sich selbst; der lebt wirklich menschlich.“  Johann Geiler von Kaysersberg 

Doch nach Eintritt ins Erwachsenenleben, so, mit der vollen Verantwortung für sich selbst, sein Handeln und seine Äußerungen, wird es immer schwerer mit dem Schild der eigenen Moral durchs Leben zu gehen.

Denn wir leben nun in verschiedensten Gruppen, die weit über die familiären Grenzen hinausgehen. Auch hier geht es noch gar nicht um die Moral und Ethik einer Philosophie, nein, es geht um all die Gruppen und Gruppierungen in denen wir agieren. Ob in der Ausbildung, dem Beruf, in Verkehrsmitteln, unter Freunden oder in Vereinen; ganz gleich in welchen Gefügen wir auch sind, so haben diese oftmals ganz eigenen Regeln, denen wir uns bewusst oder weniger bewusst anpassen, ohne diese auf unsere Moralvorstellungen abzuklopfen. In dieser Phase eine Entwicklung des jungen Erwachsenenlebens übernehmen wir auch Vorstellungen anderer und manchmal modifizieren wir sie unserer Zeit entsprechend. Doch eines kommt ganz entscheidend hinzu und sprengt die Ketten des kindlichen Denkens, das VIELLEICHT. Wir lernen Dinge und Situationen in einem größeren Kontext zu betrachten und müssen erkennen, manchmal auch schmerzlich, dass das Leben im Miteinander nicht nur in richtig und falsch, schwarz oder weiß zu beurteilen ist. Diese Erkenntnis macht das Leben bei weitem nicht einfacher, doch um uns gut in diesem Dschungel von menschlichem Miteinander zu bewegen, lernen wir besser hinzuschauen, gut zu zuhören und mitfühlend zu werden. Dass dies ein lebenslanger Lernprozess ist, das erkennen wir, vielleicht zum Glück, erst in fortgeschrittenem Alter; doch eins bewirkt es garantiert: Es macht das Leben bunter und weitaus spannender.

„Moralität ohne Sinn für Paradoxie ist gemein.“   Friedrich Schlegel

In einer globalisieren Welt kommen wir auch mit anderen Gruppierungen in Kontakt, die andere Wertvorstellungen haben. Ist deren Moral und Ethik vielleicht auch von der unseren verschieden, und ich spreche hier nicht von Traditionen oder Ideologien, so bleiben ganz grundlegende, mitmenschliche Werte doch mehr als ähnlich.

Ja, und auf diesen werden wir uns immer treffen können, ganz gleich woher mein Gegenüber auch stammt. Moral beschrieb ursprünglich vor allem, wie Menschen tatsächlich handeln und zu Handeln erwarten oder auch, was sie dabei konkret für richtig halten. Nun, hier könnte der Gradmesser für einen selbst liegen um zuerst einmal ganz für sich eine Moral zu definieren. Könnten wir uns aufmachen zu lernen, unser Denken und Handeln sowie das was wir sagen, in Einklang zu bringen, dann wären wir auf einem guten Weg. Dieser Weg zur eigenen Wahrhaftigkeit kann dann Verbreitung finden um uns herum und so ein moralischer Wegweiser sein. Nun das hört sich recht einfach an, doch sein eigenes Leben mit Wahrhaftigkeit zu füllen, in ureigenster Verantwortung; nun, das ist gar nicht so einfach, denn es bedingt, auch nicht immer Anerkennung zu finden. Viel einfacher wäre es da, mit einem geborgten, moralischen Finger auf andere zu zeigen ohne sich selbst reflektieren zu müssen. Doch solch gemopsten Zeigefinger sind letztendlich kalt und leblos und von wärmender Wahrhaftigkeit meilenweit entfernt. Wenn wir dann anfangen, mal ganz ehrlich mit uns selbst zu werden und zu sein, dann können wir uns auch aufmachen, den Weg der Wahrhaftigkeit zu gehen, unsere Worte in Einklang zu unserem Handeln bringen und diese immer mit unserem Denken abzugleichen. Ganz bestimmt treffen sich dort viele, mehr als man gedacht hätte und in solch einem Miteinander ist die Moral verinnerlicht und bedarf vielleicht gar keiner großen Diskussion. Nun, ich hab mich auf den Weg gemacht, vielleicht treffen wir uns da, denn letzendlich sind wir doch selbst für die Moral zuständig.

Bild1: Gewissen – Quelle: gutefrage.net · Bild2: Der Weg zur Moral – Quelle: hankas-geschichtenbilder.de · Bild2: Stufen zur Moral von Hans Georg Gadamer

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