Simpel ausgedrückt, ist der Beginn des Satzes bereits Vergangenheit, das eben geschriebene Wort ist die Gegenwart, wobei das natürlich sofort in die Vergangenheit rutscht, nun, und das nächste Wort, das bereits in meinem Kopf sich so formuliert, das ist dann die Zukunft. Ja, Zeit ist halt ein recht relativer Begriff, doch darauf will ich an sich gar nicht hinaus, auch will ich keinen grammatikalischen Exkurs abhalten, mich bewegt viel mehr, dass es doch immer wieder Menschen gibt, die der Meinung sind, dass man mit der Vergangenheit doch abschließen sollte und sich der Gegenwart stellen sollte. So jedenfalls schrieb mir ein Leser, der der Meinung war, dass ich zu viel über die jüngste Vergangenheit der deutschen Geschichte schreibe und dabei die Gegenwart außer Acht ließe. Nun, ich hab intensiv darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich die Vergangenheit ‚hervorkrame’ eben weil ich ganz bewusst im Hier und Jetzt lebe und der Zukunft durchaus zugewandt bin. Denn mit der Vergangenheit ist das ja so eine Sache, kein Mensch beschwert sich dagegen, wenn die Schüler an deutschen Schulen die Daten deutscher Könige erlernen müssen, wobei Pippin der Kurze natürlich von elementarischer Wichtigkeit ist, auch sind Bildungsreisen zu den Pyramiden äußerst beliebt; nun, eine solche Vergangenheit darf auch gern ‚gepflegt’ werden, wenn wir doch nur die jüngste Vergangenheit ausklammern könnten. Kommt nun zur selektiven Wahrnehmung auch eine selektive Geschichts-Vergangenheit? Um es ganz deutlich zusagen, ich habe in keiner Weise etwas gegen die Geschichte von tausenden Jahren vor unserer Zeitrechnung, ebenso der nach der Zeitrechnung. Diese beeinflusst uns natürlich heute auch noch, denn die Geschichte der Menschheit zieht sich nun mal linear, wie ein roter Faden, bis in die Gegenwart und darüber hinaus auch in die Zukunft. So können wir Errungenschaften erkennen, Rückschritte sehen und auch Ursachen von Problemen analysieren, bevor diese zur Eskalation führen. Tja, und da zeigen sich doch wahrlich viele Mankos; wir haben halt nicht wirklich aus der Geschichte gelernt, weder aus der weit zurückliegenden noch aus der jüngsten Vergangenheit. Denn wie wollen wir eine Gegenwart leben und Visionen für die Zukunft gestalten, wenn wir aus der Vergangenheit nicht lernen? Ein chinesisches Sprichwort besagt: „Wer die Zukunft erforschen will, muss die Vergangenheit kennen.“ Und ich füge hinzu, dass wir nur so in der Gegenwart Weichen für die Zukunft legen können. Denn gerade wenn ich das Hier und Jetzt bewusst und verantwortungsvoll leben möchte, benötige ich das Wissen um die Vergangenheit. Nun, das ist nicht nur in der Geschichte der Menschheit so, sondern auch im eigenen Leben. Denn wenn wir aus unseren Fehlern, Missgriffen und Nachlässigkeiten nichts lernen, nun dann kommen ähnliche Situationen immer wieder auf uns zu, halt so lange bis wir es einsehen, dass wir eventuell doch etwas an uns ändern sollten, um eben halt nicht immer wieder ähnliche Hürden des Lebens überwinden zu müssen. Es geht doch gar nicht darum, ‚nur’ zurück zuschauen um in der Rückschau zu leben, nein, es sollte uns darum gehen, unser eigenes Leben immer wieder neu zu justieren, eben weil wir aus der Vergangenheit, und mag es erst gestern gewesen sein, gelernt haben. Wir wissen alle, dass solche Veränderungen an uns selbst recht schwierig sind, denn erstens hapert es bei uns oft mit der Einsicht, doch auch wenn diese gegeben ist, dann ist es noch lange damit nicht getan, etwas zu verändern. Denn von der Erkenntnis bis zum endgültigen handeln, na, da kann noch manchmal eine weite Strecke des Weges liegen. Das kommt nicht etwa daher, dass wir nichts verändern wollen, doch der Weg zur Veränderung ist oftmals mühevoll und gar nicht so leicht, alte Gewohnheiten und mögen sie uns auch noch so wenig gut tun, sollen abgelegt werden, kein leichtes Unterfangen. Auch ist das einschlagen von neuen Wegen häufig mit Ängsten besetzt, denen wir uns nicht so gern stellen wollen, tja, und dann versuchen wir nur ein wenig ‚herumzudoktern’, einfach weil die klare und reine Medizin des Lebens nun einmal etwas bitter schmeckt. All das kennen wir mehr oder weniger gut und haben das eine oder andere auch schon am eigenen Leib erfahren. Nur wenn wir das mal auf unsere Gesellschaft als ganzes übertragen, dann wollen wir keinen ähnlichen Weg einschlagen, so wie wir ihn doch uns selbst verordnen würden. Doch letztendlich ist beides ähnlich, wenn wir als Gesellschaft nicht aus der Vergangenheit unsere Schlüsse ziehen und damit in Verantwortung in der Gegenwart umgehen, um den Nachfolgegenerationen nicht unsere Lasten aufzubürden, dann, ja, dann müssen wir im Heute an den Stellschrauben der Gesellschaft drehen und immer wieder einiges neu zu justieren. Der Amerikaner Robert A. Heinlein sagte einmal:
„Eine Generation, die die Geschichte ignoriert, hat keine Vergangenheit – und keine Zukunft.“ Nun, und was wäre das denn für eine Gegenwart, eine in der Warteschleife?
Es hört sich vielleicht nach einer Menge Arbeit an, da soll man an sich selbst arbeiten, den Alltag bewältigen und auch noch sein gesellschaftliches Umfeld im Auge behalten. Stimmt, so gehäuft wäre das eine zeitweilige Überlastung, die aber niemand wirklich verlangt. Denn natürlich müssen wir unseren jeweiligen Alltag bewältigen, doch wenn wir dabei uns selbst nicht außer Acht lassen, dann ist das bereits ein gesellschaftlicher Anteil, der nicht als zu klein zu bewerten ist. Da wir ja ein jeder Teil der Gesellschaft sind. Hinzu kommt, dass wir all das natürlich auf unser Leben verteilen können, so gibt es durchaus Zeiten in denen das eigene Umfeld stärker im Fokus ist, dann wieder Zeiten in denen wir mehr an uns selbst arbeiten müssen; ja, und ein andermal haben wir wieder mehr Freiräume um uns konkret gesellschaftlicher Themen zu zu wenden. Zudem wissen wir aus unserer Lebenserfahrung auch, dass wir mit unseren Aufgaben auch wachsen und auch das gibt uns ein gutes Gefühl. So hat halt alles seinen Stellenwert: Die Vergangenheit – Die Gegenwart – Die Zukunft. George Santayana sagte dazu einmal:
„Wer sich an seine Vergangenheit nicht erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“
Nun ich denke, wir sind alle viel zu neugierig auf das Kommende, als dass wir die Erfahrungen unserer Väter und Mütter wiederholen möchten, denn wollen wir nicht alle neue, andere Wege gehen? Ja, und ich denke, dass wir dies auch unseren Kindern und Kindeskindern gönnen sollten, damit sie nicht unsere ausgetretenen Pfade gehen müssen…
Bild 1: Tempel der Hatschepsut – Quelle: Targa-mental.de · Bild 2: Windräder – Quelle: in-berlin-brandenburg.de · Bid 3: Zukunft – Quelle: fudder.de
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