Fröhlich begrüßte Vergänglichkeit

Fröhlich begrüßte Vergänglichkeit
 
 
Keine andere Jahreszeit zeigt uns so bildlich wie vergänglich so vieles im Leben ist, so wie der Herbst. Wenn das helle grün der Blätter im Frühling zum satten grün des Sommers übergehen, so kann das bei einigen noch recht unbemerkt vorübergehen, doch die herrliche Färbung der Blätter im Herbst und deren Fallen lässt jeden aufmerken. Eine solch offensichtliche Vergänglichkeit führt uns vor Augen, dass so vieles im Leben im fließen ist, es sozusagen kommt und geht, nichts ist statisch festgelegt. In der japanischen Kultur finden wir das Kirschblütenfest, das die schnellvergängliche, doch so anmutige Blüte der japanischen Kirschbäume zelebriert. Vergänglichkeit zeigt sich in den schönsten Farben, doch oftmals begegnen wir ihr eher missmutig. Leider.
 
Der Gedanke an die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge ist ein Quell unendlichen Leids – und ein Quell unendlichen Trostes. Marie von Ebner-Eschenbach
Im Buddhismus ist die Unbeständigkeit alles Seienden, eine der wesentlichen Lehren. Gemäß dieser Lehre befindet sich ausnahmslos alles im Fluss der Vergänglichkeit, sogar Planeten, Sterne und Götter sind ihm unterworfen. Da also alles fließend ist, kann nichts festgehalten werden. Nun muss man sich dies vielleicht nicht gänzlich zu Eigen machen, doch der Gedanke an sich kann auch tröstlich sein. Genau so wie uns Veränderungen verunsichern können, wir sie sogar als beängstigend empfinden, so können wir sie auch fröhlich begrüßen. Hier kommt es ganz auf unseren Blickwinkel an, der unsere gesamte Lebenseinstellung beeinflusst. In unserem Leben sind Abschiede etwas vollkommen Normales, oftmals so fließend, dass wir ihrer gar nicht bewusst werden. So nimmt das Kleinkind Abschied, wenn es fröhlich in den Kindergarten geht, dann wird aus diesem Kindergartenkind ein Schulkind, versüßt wird dieser Abschied mit einer Schultüte. Ebenso wird der Abschluss von Schule und Ausbildung gefeiert um so den Eintritt ins oftmals so ersehnte Erwachsenenleben zu starten. So begleiten uns Abschiede ein Leben lang, doch trotzdem fällt uns das Loslassen häufig so schwer. Denn die Gewohnheit hat etwas vertrautes, etwas das wir zu Händeln wissen, auch dann, wenn wir wissen, dass es uns so gar nicht gut tut. Eine Abkehr von eingetretenen Pfaden und mögen sie noch so beschwerlich sein, fällt uns schwerer als neue Wege zu gehen. Kommt es daher, dass Abschied in unserem Denken eher negativ besetzt ist? Warum fällt uns das Loslassen so schwer? Warum können wir der Vergänglichkeit nicht fröhlich entgegenblicken?
 
 
 
 
„Abschied nehmen ist immer schmerzlich, selbst wenn es nur für kurze Zeit ist.“ Anne Morrow Lindbergh
 
Weil wir es vermeiden wollen, diesen Abschiedsschmerz so bewusst zu erleben, ebenso die damit verbundene kurze Trauer, halten wir lieber fest an Menschen, Dingen oder Gewohnheiten. Damit aber verbauen wir uns ganz andere Erfahrungen, die so wichtig für uns selbst und andere sind. Vor allen Dingen bändigen wir die Neugier, die Kreativität in uns, ja, manchmal kommt sie so fast zum Erliegen. Sich dem Neuen mit allen Sinnen zu stellen, auf sich einwirken zu lassen, sich durch neue Erfahrungen selbst zu bereichern, all dem verweigern wir uns, wenn wir im Abschied nur die Trauer spüren und nicht auch ein leises Willkommen vernehmen.
 
„Wer andere besiegt, hat Kraft. Wer sich selber besiegt, ist stark.“ Laotse
 

Begrüßen wir doch die Vergänglichkeit, wenn auch mit einem schiefen Lächeln. Geben wir unserer Neugier Raum in uns selbst und freuen wir uns auf neue Erfahrungen und somit auch neue Erkenntnisse, diese werden uns immer bereichern, auch dann wenn sie nicht so ausfallen, wie wir es uns vorgestellt haben. Spüren wir nach, ob neue Wege uns nicht auch gut tun, wir neu, für uns selbst durchatmen können. Geben wir unserem Wissensdrang neue Erwartungen und öffnen wir unsere Sinne. Lasst uns die Vergänglichkeit ein wenig fröhlich begrüßen und die Vorfreude auf das Kommende spüren.

Foto 1: Kirschblüten – Quelle: Wikipedia · Foto 2: Vergänglichkeit – Quelle: media03.myheimat.de · Foto 2: Feuerwerk – Quelle:   feuerwerk-forum.de  

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