Das Vernichtungslager Belzec in Bełżec

Das Vernichtungslager Belzec in Bełżec
 
 

Bereits im Mai 1940 trafen Sinti und Roma in Bełżec ein, die aus der Tschechoslowakei, Polen und Deutschland dorthin deportiert wurden. Einer dieser Deportierten, Gottfried Weiß aus Hamburg, berichtete, dass sie dort den Zaun für ein geplantes Arbeitslager zogen. Kurze Zeit später wurden die Sinti von Juden aus Lublin,Radom und Warschauabgelöst. Von Bełżec aus wurden diese etwa 10.000 polnischen Juden in zahlreiche verschiedene Zweiglager verteilt und ab August 1940 überwiegend zu Erdarbeiten eingesetzt, um an der sowjetischen Grenze zwischen Bug und San Befestigungsanlagen zu bauen. Im Dorf Bełżec selbst waren zeitweilig rund 3.000 Juden auf einem Gutshof, bei einem Mühlenbetrieb und in einem Lokomotivschuppen untergebracht. Diese Lager wurden im Oktober 1940 „aufgelöst“.
 
Das Vernichtungslager Bełżec wurde unabhängig davon wesentlich später abseits auf einer Lichtung errichtet. Das Lager Belzec entstand neben Sobibór und Treblinka als erstes der drei Vernichtungslager im Rahmen der „Aktion Reinhardt“. Am 1. November 1941 begann unter der Zentralbauleitung der SS der Bau eines Lagers, das eine fest installierte Gaskammer erhielt. Dieses Lager in Bełżec war das erste von drei Vernichtungslagern der „Aktion Reinhardt“, die allein zur physischen Vernichtung von Menschen bestimmt waren. Die drei Lager wurden in abgelegenen Gebieten errichtet und verfügten über Gleisanschlüsse, so dass eine große Anzahl Menschen ohne größeres Aufsehen dorthin gebracht und getötet werden konnte. Anfangs waren in erster Linie die Juden in Ostpolen als Opfer ausersehen, jedoch später andere Gebiete und so genannte „Zigeunermischlinge“ in die Vernichtungsaktion einbezogen.
 
Lagerkommandant von Bełżec war ab Dezember 1941 der SS-Hauptsturmführer Christian Wirth, der bereits an der Ermordung von Behinderten im deutschen Reichsgebiet (Aktion T4) führend beteiligt war. Nachdem Wirth am 1. August 1942 zum Inspektor für die Vernichtungslager der „Aktion Reinhardt“ berufen wurde, übernahm der später ebenfalls zum SS-Hauptsturmführer ernannte Gottlieb Hering die Lagerkommandantur bis zum Abbruch des Vernichtungslagers. Wirth kam in der zweiten Dezemberhälfte 1941 vor Ort an und führte im Februar 1942 erste „Probevergasungen“ durch. Im Rahmen der „Aktion Reinhardt“ traf am 17. März 1942 der erste Zugtransport mit Juden aus dem Ghetto Lublin in Bełżec ein und brachte wie die nächstfolgenden „arbeitsunfähige“ Menschen, Alte, Frauen und Kinder ins Tötungslager.  Hering kam Ende Juli 1942 mit weiterem Personal, das vorher bei diesem „Euthanasie-Programm“ tätig war. Stellvertretender Lagerkommandant und Leiter des Vernichtungsbereiches war ab Ende 1941 der SS-Untersturmführer Schwarz. Neben einigen SS-Männern war eine Kompanie von 60, später 120 so genannten „Trawniki-Männern“ eingesetzt.
 
Jüdische Arbeitskommandos wurden zeitweilig in einer Stärke bis zu 500 Personen zur Beseitigung der Leichen und der Verwertung der Kleidung gezwungen; sie wurden später ermordet. Die Kapazität der Gaskammern wurde durch Neubauten vergrößert. In einer zweiten Phase ab August 1942 wurden Juden aus dem gesamten Generalgouvernement als Opfer herangeschafft. Am 11. Dezember 1942 traf der letzte Transport mit Opfern ein. Seit November 1942 wurden Leichen massenhaft exhumiert und auf riesigen Rosten aus Eisenbahnschienen verbrannt. Die letzten Häftlinge wurden in einem Eisenbahnwagon nach Sobibór gebracht und dort sofort umgebracht. In einem Kassiber konnten sie die dortigen Häftlinge noch warnen, die auch deshalb im Herbst 1943 dort den Aufstand wagten. Im Frühjahr 1943 wurden alle Spuren beseitigt, später wurde zur Tarnung ein Bauernhof auf dem Gelände angesiedelt. Nur zwei jüdische Überlebende des Vernichtungslagers sind bekannt: Rudolf Reder und Chaim Hirszman.
 
 
Der Belzec-Prozess Mitte der 1960er Jahre war ein Prozess gegen acht ehemalige SS-Angehörige des Vernichtungslagers Belzec vor dem Landgericht München I. Dieser Prozess ist in direktem Zusammenhang mit dem Sobibór-Prozess, der dem Belzec-Prozess folgte, zu sehen, da fünf Beschuldigte in beiden Prozessen angeklagt waren.
 
Zudem umfassen der Belzec-Prozess und der Sobibór-Prozess, ebenso wie die Treblinka-Prozesse, als Tatkomplex die Massenvernichtungsverbrechen im Rahmen der Aktion Reinhardt, der Tötung von über zwei Millionen Juden und 50.000 Roma und Sinti.
 
Nur wenige der Angeklagten Verbrecher wurden zu hohen Haftstrafen verurteilt, da das Gericht damals der Auffassung war, das jeder Tatverdächtige auch der Tat zu überführen ist, hier änderte sich die juristische Einstellung in den letzten Jahrzehnten, was man an der Urteilsbegründung im ‚Demjanjuk-Prozess’ nachlesen kann.
 

Foto1+2: zu 1: Sinti-Mord im Wald von Belzec – zu 2: Karte v. Belzec 1937 – Quelle: yadvashem.org · Foto 3: ‚ohne Erbarmen‘ Trawnicki in Belzec – Quelle: jewisvirtuallylibery.org

 

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