Jankel Adler

Jankel Adler

 

Jankel Adler • Ein Maler der Avantgarde

Er war ein verfemter und verfolgter Künstler in der Zeit des Nationalsozialismus

Jankel Adler wurde am 26. Juli 1895 in  Lódz, genauer gesagt in Tuszyn geboren und verstarb am 25. April 1949 in Aldbourne bei London. Er war ein polnisch-jüdischer Maler und Graveur, als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen zählte Jankel Adler zu den  verfemten und verfolgten Künstlern. Adler wurde als siebtes von zehn Kindern geboren, wurde von klein auf nur Jankel gerufen, wobei es dabei auch blieb  und wuchs in der Welt des chassidischen, also sehr frommen Judentums, auf. 1912 begann er eine Lehre als Graveur bei seinem Onkel in Belgrad. Nach Reisen durch den Balkan siedelte er 1914 nach Deutschland über und wohnte zunächst bei seiner Schwester in Barmen. Dort studierte er an der Kunstgewerbeschule in der Malklasse bei Gustav Wiethüchter. Von 1918 bis 1919 ging er zurück nach Łódź. Dort war er Mitgründer der Avantgarde-Künstlergruppe Jung Jiddisch, die insgesamt das Ostjudentum im Blick hatte, sowohl in der Sprache, wie auch in Musik und bildender Kunst. 1920 hielt er sich für kurze Zeit in Berlin auf. 1921 kehrte er nach Barmen zurück und legte 1922 für mehrere Jahre seinen Wohnsitz nach Düsseldorf. Hier wurde er Lehrer an der Kunstakademie, lernte Paul Klee kennen und schloss sich, wie dieser, der Künstlergruppe Das Junge Rheinland an. 1928 erhielt er für sein Bild Katzen die Goldene Medaille der Ausstellung Deutsche Kunst Düsseldorf. 1929 und 1930 war er auf Studienreisen auf Mallorca und auf dem spanischen Festland.


„Deine Bilder werden klar und einfach. Ein konstruktiver Aufbau wird deutlich und gezeigt in Deinen Stilleben und Deinem Selbstporträt, die das letzte Deiner Arbeit sind, und in dem Juden mit dem Hahn, der den konstruktiven Aufbau zwar nicht offen zeigt, aber ihn in sich trägt. Jedoch nie bleibt die Konstruktion bei Dir Konstruktion, die Zahl, sondern immer schwingt das Irrationale zwischen den harten Dingen. Du glaubst immer noch an das Wunder. Aber vielleicht käme es darauf an, auch diesen letzten Glauben zu verlieren, damit das Wunder Wirklichkeit wird. „ Franz Wilhelm Seiwert , „An Jankel Adler!“, um 1925

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Sein künstlerisches Schaffen wurde im Frühwerk von Marc Chagall, ab Mitte der zwanziger Jahre von Pablo Picasso beeinflusst, beispielsweise in dem Bild „No Man’s Land“ von 1943. Adler bevorzugte streng gebaute Kompositionen und verfolgte maltechnische Experimente (Aufkratzen, Sandbeimischungen). Die Themen seiner Bilder sind oft jüdischen Inhalts. Er malte auch einige wenige völlig abstrakte Gemälde. Er malte Bilder von ,,Else Lasker-Schüler“ und ,,Angelika“, gemeint ist die Malerin Angelika Hoerle. die 1923 an TBC starb. Jankel Adler malte sie in ihrem Todesjahr. Dazu stellt er die Figur der vom Tode gezeichneten Frau in die Ruhe des jüdischen Sabbatfestes. Else Lasker-Schüler nannte Jankel Adler, der sie portraitierte, den hebräischen Rembrandt. Die Dichterin und der Maler waren viele Jahre freundschaftlich verbunden. Sie trafen sich in Wuppertal. Beide waren sie religiöse Menschen. „Weiht er doch jedes Bildnis, das er malt, mit dichterischer, großer Harfenschrift, seinem jungen Gotte Zebaoth“ schrieb Else Lasker-Schüler über ihren Freund Jankel Adler. Von der Dichterin wissen wir das meiste, von Jankel Adler aber wenig. Erhalten ist ein Psalm des Künstlers, worin er die Schöpferkraft Gottes besingt. dessen Gnade sein Künstlertum begründet. Lass mich blaue Psalmen für Dich singen vom zartesten Kobalt bis zum tiefsten Ultramarin!“ heißt es an einer Stelle des auf Jiddisch verfassten Psalms.


Auf Anraten von Freunden verließ er 1933, nach dem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, Deutschland und lebte zunächst in Paris. Zahlreiche Reisen führten ihn in den nächsten Jahren nach Polen, Italien, Jugoslawien, in die Tschechoslowakei, nach Rumänien und in die Sowjetunion. Bereits im Deutschland von 1933 wurden zwei von Adlers Bildern in der ersten Femeausstellung der Nationalsozialisten Kulturbolschewistische Bilder in der Mannheimer Kunsthalle als „entartet“ gezeigt. In der Aktion „Entartete Kunst“ 1937 wurden 25 seiner Arbeiten aus öffentlichen Sammlungen, unter anderem in der Nationalgalerie Berlin und im Museum Folkwang Essen, beschlagnahmt und vier davon in der gleichnamigen Ausstellung in München vorgeführt. Im selben Jahr wurden zudem zwei seiner Bilder in der Ausstellung Der ewige Jude im Deutschen Museum in München herangezogen. Vierzehn dieser entzogenen Werke sind in der Datenbank zum Beschlagnahmeinventar „Entartete Kunst“ der Freien Universität Berlin aufgeführt.

„Adler ist Jude aus Polen. Das ist außerordentlich wichtig zum Verständnis dieser eigentümlichen Individualität. Zwar verschwinden die östlichen Motive in seinen Bildern allmählich, während seines Aufenthaltes in Düsseldorf und Paris eignete sich Adler technische Errungenschaften der Westkunst an, und doch lebt in seinen Werken bis heute etwas von der Unerbittlichkeit der Heiligen Schrift und etwas von der tiefen Konsequenz des Talmud. Manchmal lassen seine Leinwände einen gewissen melancholischen Humor durchscheinen, es scheint, dass der Künstler sich selbst verspottet. Adler ist kein ‚lieblicher‘ Künstler, er erleichtert dem Zuschauer das Verständnis seiner Bilder nicht. Aber wer einmal die seltsame Sprache seiner Bilder versteht, wird für lange Zeit unter dem Eindruck ihrer zwingenden und mächtigen Melodie bleiben.“ Lou Straus-Ernst, Vorwort zum Katalog der Adler Ausstellung 1935 in Warschau und Lodz

1939, mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, meldete er sich freiwillig zu den polnischen Streitkräften, die in Frankreich aufgestellt wurden, und gelangte mit diesen auf dem Rückzug nach Schottland. Jedoch wird der Künstler zwei Jahre später wegen seines schlechten Gesundheitszustandes entlassen. Adler zieht nach Schottland und kurz darauf nach London.


In den vierziger Jahren wird der Maler mit beachtenswerten Ausstellungen in London, Paris und New York bedacht. Er lebte anschließend in Kirkcudbright in Schottland. 1943 siedelte er nach London über.

Nach dem Krieg erfuhr er, dass keines seiner neun Geschwister den Holocaust überlebt hatte. Am 25. April 1949 starb er im Alter von 53 Jahren.

„Durch Betty Kohlhaas (Adlers Ehefrau anm.) lernte ich Jankel Adler im Jahr 1920 im Aktivistenbund in Düsseldorf kennen. Er fiel in einer Gesellschaft von schon nicht ganz gewöhnlichen Menschen auf − wie aus einer anderen Welt. Seine feurigen Augen, seine volle Stimme, wenn er in seinem eigenen Deutsch sprach, was er sagte, ließen auf einen weiten Horizont schließen, über das Rheinland hinaus, jedenfalls brachte er als einer der ersten ein Stück Berlin mit. Nur war man im Westen natürlich dagegen, die Rolle der Hauptstadt zu überschätzen, da sorgten die Berliner schon selber für. “ Gerd Arntz, um 1985

Bild 1: Jankel Adler – Quelle: klettererkunst.de · Bild 2: Zwei Rabbiner – Quelle: rice.deu · Bild 3: Shabbat (hängt im Jüd. Museum Berlin) – Quelle: jimberlin.de · Bild 4: Mädchen auf dem Tisch – Quelle: artnet.com · Bild 5: Jankel Adler mit Betty Kohlhaas – Quelle: duesseldorf.de

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