Walter Janka

Walter Janka

 

Walter Janka • Wanderer durch politische Welten

Walter Janka wurde am 29. April 1914 in Chemnitz geboren und verstarb am 17. März 1994 in Kleinmachnow bei Berlin. Er war ein deutscher Verleger. Walter Janka  erlernte er zunächst den Beruf des Schriftsetzers, bildete sich aber immer weiter, um intellektuell dem Milieu seines Elternhauses zu entfliehen. Nach dem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, kam er selbst, aufgrund seiner Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in das Zuchthaus Bautzen und später in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Nach seiner Ausweisung aus Deutschland leistete er 1935/36 illegale Arbeit in Ostpreußen und beteiligte sich 1936-39 in den Internationalen Brigaden am Spanischen Bürgerkrieg. Von 1939-41 war er in Frankreich interniert, von wo aus er mit dem KPD-Funktionär Paul Merker schließlich nach Mexiko floh. Dort war er Mitbegründer der Bewegung und der Zeitschrift „Freies Deutschland“, hier arbeitete er auch eng mit Anna Seghers zusammen.


Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er im April 1947 nach Deutschland zurück. Im gleichen Jahr heiratete er in Ost-Berlin die Übersetzerin und langjährige Gefährtin Charlotte (Lotte) Scholz. Das Paar bekam zwei Kinder (André, geboren 1948 und Yvonne, geboren 1950). Nach kurzer Mitarbeit im Parteivorstand der neu gegründeten SED trat Walter Janka im Juli 1948 dem Vorstand der DEFA bei und wurde am 6. Oktober zum geschäftsführenden Direktor ernannt, jedoch bereits 1949 abgelöst. Im Februar 1950 wurde er stellvertretender Geschäftsführer des Aufbau-Verlages in Ost-Berlin, 1953 dessen Leiter. Janka plante eine Verfilmung von Thomas Manns Roman Buddenbrooks in Zusammenarbeit der DEFA mit westdeutschen Filmfirmen, so lernte er auch die Familie Mann kennen. Ein anderes Wunschprojekt war ein DEFA-Film mit Charles Chaplin als Hauptdarsteller. Zu diesem Zweck traf er Chaplin am 18. Mai 1954 in Vevey am Genfer See.

Nach dem Ungarn-Aufstand wird Janka am 6. Dezember 1956 verhaftet. Ihm wird ‚konterrevolutionäre Verschwörung’ gegen die Regierung Ulbricht vorgeworfen. Im anschließenden Schauprozess beschuldigt man ihn, er habe die Abhandlung “Das Haupt der Konterrevolution“ von Georg Lukacs von Budapest nach Ost-Berlin schmuggeln wollen, denn Lukacs war ein Freund Jankas. Walter Janka erzählte, wie betroffen er gewesen sei, dass niemand seiner Kollegen und Freunde gegen die unwahren Behauptungen im Prozess protestierte; Anna Seghers, Willi Bredel, Bodo Uhse, Helene Weigel und andere,  die von Ulbricht ‚verdonnert’ waren am Prozess teilzunehmen, blieben stumm. Janka berichtete ebenfalls von dem Prozess, in dem er sich trotz brutaler Verhöre und übelster Haftbedingungen kein Geständnis abpressen ließ. Nach Auffassung des Obersten Gerichts der DDR hatte der Angeklagte die Absicht verfolgt, ‚unter Anwendung konspirativer Methoden’ den ‚Sturz der Regierung der DDR zu erzwingen’. Das große Interesse der Regierung Walter Ulbrichts an diesem Prozess wurde dadurch dokumentiert, dass die gefürchtete Hilde Benjamin, die damalige DDR Justizministerin, häufig persönlich an ihm teilnahm. (Hilde Benjamin wurde im DDR-Volksmund auch die «Rote Guillotine», «Rote Hilde» oder «Blutige Hilde» genannt, weil sie für eine Reihe von Schauprozessen gegen Oppositionelle, Sozialdemokraten und willkürlich angeklagte Personen sowie für zahlreiche Todesurteile mitverantwortlich war). Sie alle wurden der konterrevolutionären ‚Gruppe Harich-Janka’ zugerechnet, somit stellvertretend für die gesamte kritische Intelligenz der DDR, ins Zuchthaus gesteckt. Sehr ausführlich schildert Walter Janka den Schauprozess in seinem Buch „Schwierigkeiten mit der Wahrheit“ (Rowohlt Taschenbuch 1989). Obwohl Jankas Anwälte mutig für Freispruch plädierten, wurde er zu fünf Jahren Zuchthaus mit verschärfter Einzelhaft verurteilt, die er im Staatssicherheitsgefängnis Bautzen verbrachte. In Bautzen erkrankte er so schwer, dass er auf internationalem Druck frühzeitig entlassen wurde.

Nach seiner Entlassung war der einst einflussreiche Walter Janka arbeitslos. Demütigende Angebote lehnte er ab, genauso wie attraktive Angebote aus dem Westen. Frühere Autoren verhalfen ihm zu einer Stelle als Dramaturg bei der DEFA, und Marta Feuchtwanger ebenso wie Katia Mann machten Vergaben von Roman-Filmrechten an die DEFA davon abhängig, dass Janka an der Realisierung mitwirkte. Insgesamt zwölf Spielfilme entstanden unter seiner Beteiligung, u.a. «Lotte in Weimar» und «Die Toten bleiben jung».

1972 wurde Janka pensioniert. In seinen letzten Jahren konnte er sich wieder zu Wort melden, auch in Publikationen der DDR zu Themen, die den Spanischen Bürgerkrieg berührten. Zum 1. Mai 1989, kurz vor seinem 75. Geburtstag, wurde ihm der ‚Vaterländische Verdienstorden’ der DDR verliehen. Eine Rehabilitierung für das an ihm verübte Unrecht war das nicht; diese wurde erst 1990 vom Obersten Gericht der DDR ausgesprochen.

Nach dem Fall der Mauer kommt es 1990/91 zwischen Wolfgang Harig und Walter Janka zu einem Prozess wegen Verleumdung. Janka hatte in seinen Erinnerungen Harig wegen dessen Verhalten während seiner Verfolgung durch das Ulbricht-Regime kritisiert. Diese Kritik wurde von Harig zurückgewiesen bzw. zu relativieren versucht; 1993 endet das Gerichtsverfahren mit einem Vergleich.


Walter Janka, ein mutiger Mensch und Kommunist, der sich von Jugend an für seine Überzeugungen und Ideale engagierte und viel Leid dafür Kauf genommen hat. Er war einer der prominentesten reformkommunistischen Intellektuellen, die nach dem XX. Parteitag in Moskau 1956, der Abrechnung mit dem Stalin-Regim, eine Demokratisierung der DDR verlangten.

1990 wurde er Mitglied im Rat der Alten beim Parteivorstand der PDS, die er jedoch bald darauf enttäuscht verließ.

Janka starb 1994 in Kleinmachnow bei Berlin.

Foto 1: Walter Janka – Quelle: welt.de · Foto 2: Pass Janka – Quelle: uni-potsdam.de · Foto 3: Filmplakat – Quelle: media-imdb.com · Foto 4: Grabstelle Janka – Quelle: knerger.de

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