Wo bleiben die gebratenen Tauben?

Wo bleiben die gebratenen Tauben?
 
 
„Der erste, der ein Stück Land mit einem Zaun umgab und auf den Gedanken kam zu sagen »Dies gehört mir« und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der eigentliche Begründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viel Elend und Schrecken wäre dem Menschengeschlecht erspart geblieben, wenn jemand die Pfähle ausgerissen und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: »Hütet euch, dem Betrüger Glauben zu schenken; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass zwar die Früchte allen, aber die Erde niemandem gehört«.“ Jean-Jacques Rousseau
 
 
Meins, alles meins, Hauptsache ich und wie es weiter geht, na, das interessiert doch mich nicht. Ich will leben wie es mir gefällt und vor allen Dingen, will haben was ich mir wünsche. Will sagen was ich denke, ohne Rücksicht auf Verluste und wer sich mir in den Weg stellt, der kann was erleben.
Ich, ich, ich …..
 
Hier soll nicht gegen einen gesunden Egoismus geschrieben werden, sondern gegen eine schleichende Seuche, der Egozentrik. Doch worin liegt hier der Unterschied? Betrachten wir den Begriff des Egoismus völlig wertfrei, also ohne negativen Beigeschmack, dann ist die Übersetzung der ‚Eigennützlichkeit’ durchaus positiv zu sehen. Mach ich mir meine Gaben und Talente zum eigenen Nutzen, so kann ich davon für mich selbst profitieren. Ja, es widerspricht sich in keiner Weise mein ‚sich selbst erweitern’ an andere weiter zugeben. Diese Interpretation des Egoismus schließt ein ‚Wir-Gefühl’ grundsätzlich nicht aus.
 
 
Anders sieht es in Hinblick auf die Egozentrik aus, hier steht das ‚Ich’ im Zentrum, ist statisch, erweitert sich nicht und begibt sich in die Erwartungshaltung der ‚Allmacht’. Egozentrik schließ ein ‚Wir-Gefühl’ per se aus. In der Natur von uns Menschen schließt sich bei ‚normaler’ Entwicklung Egozentrik aus, obwohl wir diese entwicklungspsychologisch durchmachen, denn wir streben nach Kommunikation und diese benötigt mindestens ein Gegenüber. Daraus ist zu schließen, dass Egozentrik nicht nur starr ist, sondern auch vereinsamend, isolierend. Abgesehen vom Charakter einer solchen Person innerhalb der Gesellschaft, erscheint es auch wenig erstrebenswert für einen selbst zu sein. Doch auch wenn man zu dem Schluss kommt, dass man sich mit egozentrischen Neigungen mehr oder weniger selbst ins Aus schießt, so sind Tendenzen tagtäglich auf unseren Straßen und Plätzen zu erleben: Menschen werden geschlagen oder drangsaliert, weil dem anderen ‚gerade so danach ist’. Es werden Forderungen in den Raum gestellt, für die es in keiner Weise eine Gegenleistung geben soll. Denn mir scheint, dass Verantwortung zu übernehmen, auch wenn es sich hier um Eigenverantwortung handelt, äußerst ‚uncool’ ist.
 
Aber lassen wir unseren Blick weiter schweifen, so scheinen diese egozentrischen Ideen viele Bereiche des Lebens erreicht zu haben. Da kann es sich um ökonomische oder gesellschaftliche Zusammenhänge handeln, denn auch im größeren Rahmen stellen sich diese dar. Ob es sich um Banken, Versicherungen oder Konzerne handelt, ein ‚normales’ und somit egoistischen Profitstreben ist schon längst einer Vor-Macht-Stellung in ausufernder Weise gewichen. Selbst große relevante gesellschaftliche Gruppen wie zum Beispiel Religionen, führen häufig nur noch Toleranz und Güte im Munde, ihre Handlungen sprechen leider oftmals eine andere Sprache. Der Beispiele von Egozentrik dieser Zeit gibt es mehr als genug und wir werden tagtäglich damit konfrontiert, auch wenn sie uns mit immer anderen Etiketten serviert werden.
 
 
„Ich habe diese Flucht vor der Eigenverantwortung drastisch genug gekennzeichnet, wenn ich sagte, dass, falls diese Sucht weiter um sich greift, wir in eine gesellschaftliche Ordnung schlittern, in der jeder die Hand in der Tasche des anderen hat.“ Ludwig Erhard
 
Einen solchen Strudel an Entwicklungen aufzuhalten ist kaum bis gar nicht möglich, aber vielleicht sollten wir gar nicht so bewahrend auftreten sondern uns dem Wandel der Zeit stellen. Wir alle wissen nicht wie später Historiker unsere heutige Zeit darstellen werden, eins aber ist gewiss, wir leben in einer Zeit des Umbruchs, in einer Periode des ‚Weg-Suchens’. Lasst uns genau hinschauen was wir wirklich bewahren wollen und lassen wir es zu, Visionen zu entwickeln. Denn wenn nicht jeder einzelne aktiv wird, haben Dämonen mit vermeintlichen Führereigenschaften leichteres Spiel.
 
„Wo kein Du, ist kein Ich.“ Ludwig Feuerbach
 
Mit einer Eigennützlichkeit, die Altruismus, also Selbstlosigkeit, nicht ausschließt, wäre im eigenen Umfeld bereits ein breites Betätigungsfeld. Wenn wir mit offenen Augen und einem ebensolchen Herzen in unserer Umgebung umherschauen, lässt sich so vieles finden. Auch dann, wenn man gerade selbst voller Mühsal ist, so können wir doch den Augenblick für ein Lächeln finden. Fühlen wir uns stärker, so können wir durchaus mehr geben, denn ein solches Geben schwächt uns in keiner Weise, nein, es stärkt uns letztendlich.
 
„Ohne Zugang zum eigenen Ich kann man auch keinen Zugang zu anderen finden.“ Anne Morrow Lindbergh
 
 
 
„Vision ist die Kunst, Unsichtbares zu sehen.“ Jonathan Swift
 
 
Eventuell findet auch der eine oder andere Raum und Zeit Visionen zu entwickeln, das Unsichtbare in Bilder zu fassen. Diese Bilder müssen ja nicht heute Realität werden aber sie könnten eine Ahnung davon sein, wie unsere Kinder und Kindeskinder ihrer Zukunft entgegen gehen.
 
 
Lasst uns wieder Verantwortung übernehmen, ich jedenfalls bin dabei und DU?
 
Foto 1 Zaun Quelle 5reicherts.com ·Foto 2 Schlaraffenland Quelle illumann.de ·    
Bild Egozentrik von Silvia Pellisero ·Foto 3 Egoismus Quelle us.123rf.com/…/hasenonke ·Foto 4 Vision Quelle www.tillbeer.com

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