Werner Seelenbinder

Werner Seelenbinder

Werner Seelenbinder, ein Sportler mit Kämpferherz

Werner Seelenbinder wurde am 2.8 1904 in Stettin,  geboren. Er war ein deutscher Ringer, sowie ein engagierter Kommunist . Die Familie kam 1909 nach Berlin und wohnte im Arbeiterbezirk Neukölln, dort wuchs er mit seinen Geschwistern auf und besuchte die Volksschule acht Jahre lang. Danach nahm er eine Tätigkeit als Transportarbeiter in der AEG-Fabrik Treptow auf. Doch schon früh begeisterte er sich für den Sport. Im Sportverein fand er die Kameradschaft und Anerkennung, die er suchte. Auch seine Trainer förderten ihn, bis er sogar 1928 bei der Spartakiade in Moskau als einziger deutscher Sportler der Arbeiterschaft in seinem Wettbewerb gewann. So machte er sich als Gewichtheber und Ringer einen guten Namen. Nebenbei studierte er die Schriften Lenins und die von Karl Marx, dabei näherte er sich dem kommunistischen Gedankengut an. Nach seiner Rückkehr aus Moskau trat Werner Seelenbinder der Kommunistischen Partei (KPD) bei und half bei der Produktion von Informationsmaterial und Flugblättern. Nachdem 1933 die Nationalsozialisten die Schaltstellen der  Macht inne hatten und im Zuge der Gleichschaltung auch alle Arbeitersportvereine zerschlugen, trat Werner Seelenbinder der Sportvereinigung  Berlin bei und engagierte sich politisch in der Roten Hilfe. Noch im selben Jahr wurde er von der KPD mit dem Auftrag betraut,  sich sportlich für internationale Wettkämpfe zu qualifizieren und Auslandskontakte für die kommunistische Untergrundarbeit zu knüpfen. Er gewann 1933 den ersten seiner insgesamt sechs Titel als Deutscher Meister im Ringen des Halbschwergewichts. Im selben Jahr wurde er erstmals von der Gestapo verhört, nachgewiesen wurde ihm zu diesem Zeitpunkt nichts. Drei Jahre später gelang es Seelenbinder sich für die Olympischen Sommerspiele zu qualifizieren. Als Zeichen des Protests gegenüber der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten wollte Werner Seelenbinder bei der Siegerehrung den von allen erwarteten Hitlergruß verweigern. Doch dazu sollte es nicht kommen denn Seelenbinder belegte  nach zwei Niederlagen nur Platz 4, so dass die beabsichtigte politische Geste nicht zur Ausführung gelangte. Bei den Ringer-Europameisterschaften 1937 und 38 wurde er jeweils Dritter  in seiner Gewichtsklasse und nutzte seine Sportreisen zum Austausch von kommunistischen  Informations- und Propagandamaterial. 1939 wurde Seelenbinder aus dem Betrieb AEG ausgeschlossen und nach Berlin-Marienfelde in einen Rüstungsbetrieb zwangsverpflichtet. Dort bildete er ein eine illegale Widerstandszelle bei der neben deutschen Kommunisten auch polnische Zwangsarbeiter mitwirkten. Während einer Verhaftungswelle 1942 wurde Werner Seelenbinder von der Gestapo verhaftet und in das Polizeigefängnis am Alexanderplatz gebracht. Dort wurde er verhört , doch er schwieg und schließlich brachte man ihn in  das berüchtigte Columbiahaus ,  das für seine grausamen Folterungen bekannt war.


Nach über zwei Jahren Haft in verschiedenen Konzentrationslagern und Zuchthäusern wie z.b dem Zuchthaus Landsberg an der Warthe oder dem Strafgefangenenlager Großbeeren, wurde er vom Volksgerichtshof in Potsdam zum Tode verurteilt.  Aus dem Zuchthaus Brandenburg schrieb er folgenden: „Die Stunde des Abschieds ist nun für mich gekommen. Ich habe in der Zeit meiner Haft wohl alles durchgemacht, was ein Mensch so durchmachen kann. Krankheit und körperliche und seelische Qualen, nichts ist mir erspart geblieben. Ich hätte gerne gemeinsam mit Euch, mit meinen Freunden und Sportkameraden, die Köstlichkeiten und Annehmlichkeiten des Lebens, die ich jetzt doppelt zu schätzen weiß, nach dem Krieg mit Euch erlebt. Es waren schöne Stunden, die ich mit Euch verlebt habe, und ich habe in meiner Haftzeit davon gezehrt und mir diese herrliche Zeit zurück gewünscht. Das Schicksal hat es nun leider nach langer Leidenszeit anders bestimmt. Ich weiß aber, daß ich in den Herzen von Euch und auch bei vielen Sportanhängern einen Platz gefunden habe, den ich immer darin behaupten werde. Dieses Bewußtsein macht mich stolz und stark und wird mich in letzter Stunde nicht schwach sehen.“  Er wurde  am 24.10.1944 in Brandenburg an der Havel durch das Fallbeil ermordet.

Nach seinem Tod stieg Werner Seelenbinder zum Symbol  für Freiheit in der Sportebene auf .Ihm zu Ehren wurden Gedenktafeln und Gedenkstätten  an seinen gewaltsamen Tod aufgestellt wie z.b in der Thomasstraße 39, in Berlin-Neukölln oder Gedenkstätte im Sportpark Berlin-Neukölln an der Oderstraße. Nach ihm wurden zur Zeit der DDR viele Schulen wie die Kinder-und Jugendsportschule in Berlin-Hohenschönhausen; sowie Straßen, Jugendklubs und Sportstätten auf seinen Namen getauft. So trug auch die Werner-Seelenbinder-Halle im Osten Berlins seinen Namen, in der von 1950 bis zur deutschen Wiedervereinigung sowohl zahlreiche große Sportveranstaltungen stattfanden und auf deren Gelände nach ihrem Abriss das Velodrom entstand. Ebenfalls wurden die Medaillen der von 1954 bis 1989 in der DDR verliehenen Ehrentitel Meister des Sports und Verdienter Meister des Sports tragen auf ihrer Vorderseite das Porträt Werner Seelenbinders. Die DDR brachte an der Glatzer Straße im Bezirk Friedrichshain eine Gedenktafel mit folgendem Text an:    In diesem Hause wohnte der antifaschistische Widerstandskämpfer Werner Seelenbinder, geb. am 2.8.1904.


Von den Faschisten ermordet am 24.10.1944 in Brandenburg. Ehre seinem Andenken. Werner Seelenbinder zu Ehren wurde Im Münchner Olympiapark von 1972 der Werner-Seelenbinder-Weg gebaut. Im Gedenken an Werner Seelenbinder sagte Walter Momper als Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin, anlässlich der Erinnerung an die Opfer der Köpenicker Blutwoche:„Wir verneigen uns vor ihnen und ihrem Leid. Wir verneigen uns auch vor den Opfern, deren politische Überzeugung wir nicht teilen. Sie mögen unterschiedliche Auffassungen vertreten haben, aber gemeinsam waren sie Gegner jenes Systems, das uns Deutschen das größte Unheil unserer Geschichte gebracht hat. Es entspricht ihrem antifaschistischen Vermächtnis, wenn auch wir über Parteigrenzen, über unterschiedliche Auffassungen hinweg zusammenstehen, wenn es darum geht, den Rechtsstaat und die Demokratie zu wahren und neues Unheil abzuwehren.“

Bild 1: Werner Seelenbinder – Quelle: hall-of-fame-sport.de · Bild 2: Briefmarke – Quelle: wikipedia.org · Bild 3: Gedenktafel – Quelle: kultur-neukoelln.de

Hinterlasse einen Kommentar

Your email address will not be published.