Georg Elser

Georg Elser

“Ich hab den Krieg verhindern wollen”  eine Erinnerung an Georg Elser

Vor 72 Jahren versuchte Georg Elser, Hitler und seine Anhänger zu töten, erst in diesem Jahr wurde ihm in Berlin ein Denkmal gesetzt.  
Am Standort der ehemaligen Reichskanzlei ragt die 17m hohe Stahlkonstruktion (v. Ulrich Klages) des Profils von Georg Elser empor, diese wurde am 8. November dieses Jahres eingeweiht.  
Davor gab es durchaus Versuche seiner zu erinnern, in Büsten, Gedenktafeln und einer Briefmarke; doch tat sich die politische Klasse der Bundesrepublik immer schwer mit diesem Einzeltäter, der so schwer einzuordnen war und ist.
Das Attentat vom 8. November 1939
Die meisten Bestandteile seines Sprengkörpers fertigt Elser selbst. Lediglich einzelne Metallstücke lässt er in verschiedenen Werkstätten bearbeiten. In der Nacht vom 2. auf den 3. November fixiert er die Sprengkörper in der Säule im Bürgerbräukeller in München und verfüllt den restlichen Hohlraum zusätzlich mit Sprengstoff und Pulver. Seinen komplizierten Zündapparat, der sechs Tage im Voraus eingestellt werden kann, installiert er nach einem am Abend zuvor gescheiterten Versuch in der Nacht vom 5. auf den 6. November.
Der Tyrannenmord durch dies Attentat misslang jedoch, da Hitler wegen schlechten Wetters nicht mit dem Flugzeug, sondern mit der Reichsbahn zurück nach Berlin fahren musste. Er redete deshalb viel kürzer als sonst und verließ den Saal 13 Minuten vor der Explosion des Sprengsatzes. Gegen 21.20 Uhr explodierte der Sprengkörper. Dort, wo Hitlers Rednerpult stand, befand sich ein meterhoher Schutthaufen.
Verhaftung und Ermordung Elsers
Weil Elser sich verdächtig gemacht hatte, wurde er an der Schweizer Grenze festgenommen, später von der Gestapo verhört und nach Berlin gebracht, ins berüchtigte Columbia Haus.
Von Beginn an wurden ihm Hintermänner unterstellt, niemand konnte ihn sich als Einzeltäter vorstellen. Zwar versuchte die Propaganda von Goebbels dies so darzustellen, doch die Polizei-Ermittlungen und Psychiater-Gutachten sprachen eher von einem Einzeltäter, doch dies wurde nicht zur Kenntnis genommen. Ein Prozess wurde ihm nicht gemacht, dies sollte erst nach Kriegsende, also dem Sieg, als Schauprozess nachgeholt werden. So blieb Georg Elser als „Sonderhäftling des Führers“ in Haft, zuerst im KZ Sachsenhausen, dann im KZ Dachau. Auf Befehl Hitlers ermordete SS-Oberscharführer Theodor Bongartz, Georg Elser am 9. April 1945 gegen 23:00 Uhr, wenige Wochen vor Kriegsende, in Dachau durch einen Genickschuss.
Wer war Georg Elser?
Johann Georg Elser am 4. Januar 1903 in Hermaringen geboren, hatte fünf Geschwister und kam aus einer bäuerlichen Arbeiterfamilie. Nach sieben Jahren Volksschule wurde er Tischler/Schreiner und war bei seiner Gesellenprüfung Jahrgangsbester. Wie damals üblich ging er ein paar Jahre auf ‚Wanderschaft’ und arbeitete in der Schweiz und im süddeutschen Raum. Anfang der 30iger Jahre kam er zurück ins Elternhaus nach Königsbronn, in der Nähe von Heidenheim.
In den Jahren 1928 und 1929 war er Mitglied im Roten Frontkämpferbund, der Kampforganisation der KPD. Wie stark seine kommunistische Orientierung und sein Engagement innerhalb der KPD und ihrer Organisationen tatsächlich war, ist bisher nicht widerspruchsfrei rekonstruiert. Jedenfalls ist das der einzige Beleg für politische Aktivitäten seitens Georg Elsers. Schon früh, sehr früh, lehnte er die Nationalsozialisten ab.
Nach der Machtübernahme verweigerte er den Hitlergruß und beachtete Hitlers Auftritte und zahlreiche Reden über den Volksempfänger nicht. In der frühen Phase war der Hauptgrund seiner Abneigung, wie er in einem späteren Gestapo-Verhör angab, die Verschlechterung der Lebensbedingungen nach 1933:
„So habe ich festgestellt, dass die Löhne niedriger und die Abzüge höher wurden. […] Der Stundenlohn eines Schreiners hat im Jahr 1929 eine Reichsmark betragen, heute wird nur noch ein Stundenlohn von 68 Pfennigen bezahlt. […] Der Arbeiter kann z. B. seinen Arbeitsplatz nicht mehr wechseln, wie er will; er ist heute durch die HJ nicht mehr Herr seiner Kinder.“
Etwa ab 1937 prägte ein anderes Motiv seine Abneigung. Elser erkannte die Kriegsvorbereitungen und das Nachgeben der Westmächte bezüglich territorialer Forderungen des Deutschen Reichs:
„Die von mir angestellten Betrachtungen zeitigten das Ergebnis, dass die Verhältnisse in Deutschland nur durch eine Beseitigung der augenblicklichen Führung geändert werden könnten. Unter der Führung verstand ich die ‚Obersten‘, ich meine damit Hitler, Göring und Goebbels. Durch meine Überlegungen kam ich zu der Überzeugung, dass durch die Beseitigung dieser 3 Männer andere Männer an die Regierung kommen, die an das Ausland keine untragbaren Forderungen stellen, ‚die kein fremdes Land einbeziehen wollen‘ und die für eine Verbesserung der sozialen Verhältnisse der Arbeiterschaft Sorge tragen werden.“  Gestapo-Protokoll vom November 1939
Widerstandskämpfer Elser
Nach dem Krieg, in der jungen Bundesrepublik, hatte es die Person des Georg Elser auch sehr schwer. Von Anerkennung, keine Spur. Wieder wurde er als Marionette dargestellt, doch diesmal mit braunem Hintergrund, nach dem Motto: diesen Anschlag hat das NS-Regime selbst initiiert und Elser war ein williger Helfer. Sogar namhafte Widerstandskämpfer beteiligten sich an solch Legenden Bildung.
Hier muss (leider) gesehen werden, wie wenig dem ‚einfache Mann’ in welchem Regime auch immer, an eigenständiger Denkleistung zu gebilligt wird. So verweilt der Gründungsgedanke der Bundesrepublik eher im militärischen Widerstand um den 20. Juli 1944, denn um einen ‚einfachen’ Arbeiter, wie Georg Elser.   
Erst 1999 wird in der Publikation von Hellmut G. Haasis kommt es zu einem Durchbruch, zu einer positiven Sichtweise auf Elser. Die Biographie, die 10 Jahre später noch einmal von Haasis überarbeitet wurde, gilt als Standardwerk über Elser.
Der Dichter und Dramatiker Rolf Hochhuth war und ist ein großer Fürsprecher und hat mit seinen Initiativen zu dem jetzt nach 72 Jahren installierten stählernen Denkmal  beigetragen.
LINK:

Foto1: Stählernes Profil Elsers Berlin-Mitte – Quelle: Tagesspiegel.de · Foto2: Elser von Folter gezeichnet in Gestapohaft – Quelle: blogsport.com · Foto3: Georg Elser um 1938 – Quelle: Studienkreis-Widerstand.de · Foto 4: Gedenktafel Berlin-Mitte – Quelle: Wikipedia.de

Hinterlasse einen Kommentar

Your email address will not be published.