Marie Stritt

Marie Stritt

Die Frauenrechtlerin ‘Marie Stritt’

Sie wurde  am 18. Februar 1855  in Schäßburg  (im damaligen Siebenbürgen)  als  Marie Bacon geboren und  verstarb  am  16. September 1928 in Dresden. Sie war eine deutsche Frauenrechtlerin.

Marie Stritt, geborene Bacon stammte als älteste von zehn Geschwistern aus einer deutschen Rechtsanwaltsfamilie. Ihr Vater, Josef Martin Bacon war unter anderem Reichstagsabgeordneter. Die Mutter Therese Bacon war bereits in einer Zeit frauenpolitisch engagiert, als eine größere Frauenbewegung noch gar nicht existierte.
 
Im Jahr 1873 verließ Marie Stritt Schäßburg, um Schauspielerin zu werden. Sie besuchte eine Theaterhochschule in Wien und erhielt ein erstes Engagement in Karlsruhe. Stritt heiratete den Opernsänger Albert Stritt (1847–1908), mit dem sie zwei Kinder hatte. Im Jahr 1889 nahm sie Abschied von der Bühne und ließ sich in Dresden nieder.
 
 
Dort engagierte sich Stritt ab 1894 immer stärker in der Frauenbewegung – nicht zuletzt von ihrer Mutter inspiriert. Denn die Mutter, Therese Bacon war es auch, die Marie Stritt Anfang der 1890er Jahre in die Dresdner Frauenbewegung einführte.
 
Marie Stritt gilt als Wegbereiterin der deutschen Frauenbewegung. Und sie war prominent: Schon vor gut 100 Jahren zierte ihr Porträtfoto die erste Seite der größten Massenillustrierten, der „Berliner Illustrierten Zeitung“. Das war im Juni 1904 – zum Auftakt des Internationalen Frauenkongresses in Berlin, als dessen Präsidentin die Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine amtierte.
 
Die ausgebildete Schauspielerin hatte 1894 den ersten Rechtsschutzverein für Frauen in Dresden gegründet.
 
Im Jahr 1896 war sie eine Mitinitiatorin der Protestkampagne Frauen-Landsturm gegen den Entwurf zum BGB. Von 1899 bis 1910 war sie Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine, wurde aber auf Betreiben der konservativen Mehrheit durch Gertrud Bäumer abgelöst. Der Grund war Stritts kompromissloses Eintreten gegen den § 218, der Schwangerschaftsabbruch unter Strafe stellte.
 
 
 
Von 1900 bis 1920 hatte Marie Stritt die Redaktion des Publikationsorgans des BDF inne. Dieses Publikationsorgan erschien bis 1913 unter dem Titel „Centralblatt“, anschließend wurde es in „Frauenfrage“ umbenannt. Von 1911 bis 1919 war Stritt Führerin des deutschen Verbandes für Frauenstimmrecht und von 1913 bis 1920 hatte sie den Vorsitz des Weltbundes für Frauenstimmrecht inne. Im Jahr 1920 war sie Delegierte der Reichsregierung auf dem Internationalen Kongress in Genf, von 1899 bis 1921 Schriftleiterin des Zentralblattes des Bundes Deutscher Frauenvereine beziehungsweise der „Frauenfrage“, von 1919 bis 1922 Stadträtin und 1920 bis 1922 ehrenamtliches Ratsmitglied in Dresden. Im Jahr 1919 wurde sie Mitglied des erweiterten Bundesvorstandes des Bundes Deutscher Frauenvereine und 1925 Vorsitzende des Stadtbundes Dresdner Frauenvereine.
 
Marie Stritt, geborene Bacon, zählte zu ihrer Zeit zu den bekanntesten und wichtigsten Persönlichkeiten der historischen Frauenbewegung. In einflussreichen Positionen tätig, prägte sie die Entwicklung des Bundes Deutscher Frauenvereine (BDF) im Wilhelminischen Kaiserreich maßgeblich mit. Dennoch ist ihr Name heute weit weniger bekannt als die Namen ihrer prominenten Mitstreiterinnen Gertrud Bäumer, Helene Lange oder Marianne Weber. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass von Stritt kaum autobiographische Zeugnisse überliefert sind. Fast ihr gesamter persönlicher Nachlass fiel 1944 den Flammen einer Brandbombe zum Opfer. Die wissenschaftliche Rekonstruktion ihre Biographie wurde zudem bislang nur unzureichend und lückenhaft vorangetrieben.
 
 
Nachdem Stritt in Dresden starb, wurde sie in einem ehrenvollen Urnengrab in Schäßburg beigesetzt.
 
 
Im politischen Wirken der Frauenrechtlerin Marie Stritt (1855–1928) liefen unterschiedliche Traditionslinien der organisierten bürgerlichen Frauenbewegung zusammen. Stritt stand sowohl dem kleinen Kreis kompromissloser Stimmrechtsaktivistinnen und Sexualreformerinnen nahe, der damals wie heute häufig als ‚radikal‘ bezeichnet wird. Beeinflusst war sie aber auch von der als ‚gemäßigt‘ etikettierten Majorität im Bund Deutscher Frauenvereine (BDF). Sie lehnte das Denken in vereinfachenden, polarisierenden Kategorien ab und bemühte sich vor allem in ihrer Funktion als Vorsitzende des BDF von 1899 bis 1910 um Vermittlung zwischen den konkurrierenden Frauenkreisen. Zu einer Zeit, in der sich die Frauenvereinsbewegung immer stärker ausdifferenzierte und politisierte, agierte Stritt an der Schnittstelle der verschiedenen treibenden Kräfte.
 
Aus: Elke Schüller: „Marie Stritt – Eine „kampffrohe Streiterin“ in der Frauenbewegung (1855–1928). ISBN 3–89741–178–4
Foto 1: Marie Stritt in jungen Jahren – Quelle: hog-schaessburg.de
Foto 2: Therese Bacon · Vorreiterin der Frauenbewegung – Quelle: hog-schaessburg.de
Foto 3: Marie Stritt auf dem Titelbild der ‚Berliner Illustrierten‘  – Quelle: Wikipedia
Foto 4: Marie Stritt im reifen Alter – Quelle: BIOG FILE – Stritt, Marie (Bacon), 1858-1928  [P&P]

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