Lászlo Moholy-Nagy • Visioneller Künstler des Bauhaus
„Die Liste der ‚entarteten Kunst’ sagt mehr über die Nazis als über die Künstler aus.“ Helmut A. Gansterer
Der Maler, Fotograf und visuelle Gestalter Lászlo Moholy-Nagy wird am 20. Juli 1895 in Bácsborsód in Ungarn geboren. In den Jahren 1913-14 und 1918 absolviert er ein Jurastudium, welches er in Bukarest abschließt. Währenddessen leistet er 1914 bis 1917 seinen Militärdienst. Seit 1918 beschäftigt sich Lászlo Moholy-Nagy ausschließlich mit der Malerei, hat enge Kontakte zu der Künstlergruppe „Ma“ und siedelt 1919 nach Wien und dann 1920 nach Berlin über. Berlin war damals eine pulsierende Künstlermetropole, hier findet 1922 die erste Einzelausstellung des Künstlers Moholy-Nagy in Herwarth Waldens ‚Sturm-Galerie’ statt. Im selben Jahr beteiligt er sich am Dadaisten-Kongress. 1923 wird Moholy-Nagy Formmeister der Metallwerkstatt und Leiter des Vorkurses am Staatlichen Bauhaus in Weimar ab. Später unterrichtet der Künstler auch in Dessau am Bauhaus bis 1928. Lange Zeit arbeitet er als Assistent von Walter Gropius und gibt gemeinsam mit diesem seit 1924 die Bauhausbücher heraus. Er beschäftigt sich intensiv mit Lichtstrukturen, Lichteffekten, Fotogrammen und Fotomontagen sowie Negativ/Positiv-Fotografien. Lászlo Moholy-Nagy experimentiert gemeinsam mit seiner Frau Lucia Moholy , welche er 1921 in Berlin heiratet, mit den unterschiedlichsten fotografischen Techniken.
Für Moholy-Nagy ist die Fotografie ein ideales Ausdrucksmittel, mit dem er die Theorie des ‚Neuen Sehens’ umsetzen kann. Mit ihm gewinnt die Fotografie am Bauhaus an Bedeutung. Nachdem Gropius die Leitung abgibt, verlässt auch Lászlo Moholy-Nagy das Bauhaus. 1928 gründet er ein eigenes Atelier in Berlin. Außerdem ist der Künstler als Grafiker, Bühnenbildner und Ausstellungsgestalter tätig und arbeitet an verschiedenen Experimentalfilmen. So beschäftigte er sich auch mit dem neuen Medium des Films, denen er durch damals ungewöhnlich schnelle Schnitte ein Tempo gab, dass die Protagonisten ‚tanzen’ ließ, so konnte er als Regisseur über die Bewegung dem Stummfilm eine neue Nuance hinzufügen, die über die mimische Darstellung hinaus ging. Er drehte einige Stummfilme, aber auch den Ton-Dokumentarfilm Lobsters. Die Titel seiner Filme sind Lichtspiel Schwarz Weiss Grau (1930), Marseille Vieux Port (1929), Berliner Stilleben (1931), und Grossstadtzigeuner (1932). Nach der Gründung seines eigenen Ateliers, heiratete in zweiter Ehe Sibyl Moholy-Nagy. 1933 begann die Zusammenarbeit mit der Werbeabteilung des Jenaer Glaswerks Schott & Gen. So machte er das Jenaer Glas zu der berühmten Marke, die es Jahrzehnte lang war und ist. Seine neuartige Form der Werbegrafik, hat noch heute Einfluss auf Logos weltweit.
Obwohl ein Genie, erweist er sich als schlichter wie sachlicher Diener im Ausbau der industriellen Moderne. Er experimentiert mit seinem vielfältigen Kunstanspruch und Kunstverstand zum Nutzen der Industriekultur und der folgenden Konsum Gesellschaft, wie wir sie im Heute, dem Bauhaus nahe, in IKEA oder in McDonalds und in der Computerkultur vorfinden. Seine politisch linken Sympathien sind Teil seiner Vision von einer humanen Gesellschaft und deren ästhetischen Gestaltung. 1929 entwirft er das Cover für Erwin Piscators Buch über das politische Theater. Mit ihm mag er sich geistig und formal-ästhetisch verwandt gefühlt haben, lässt sich aber von den Wirren der Zeit, die letztendlich den erklärten Feind des Bauhauses, den Nationalsozialismus an die Macht bringen, nicht ablenken. Der rollt brutal über alles hinweg.
Die Emigration der Bauhaus Crew lässt sich nicht aufhalten. Sie mussten gehen, Deutschland verlassen und haben aus den USA dem Bauhaus schließlich zum Weltruhm verholfen. Nicht als affektierte Künstler, sondern als ernsthafte und verantwortungsbewusste Gestalter ihrer Gegenwart. Nachdem er Deutschland den Rücken kehren musste, zog er nach Amsterdam, dann nach
England (1935–1937) und später in die USA, wo er das New Bauhaus in Chicago gründete und leitete. 1938 gründete er die School of Design. Hier setzte er fort, was in Dessau und Berlin seinen Ursprung hatte. Anfang der 40er Jahre kehrte er zu seinen Ursprüngen, der Malerei zurück. Viel zu früh verstarb er am 24. November 1946 in Chicago.
Geblieben sind uns viele Gebrauchsgegenstände des alltäglichen Lebens, deren klare Formgebung auf Lászlo Moholy-Nagy zurückgehen, ebenso seine Visionen der Gebrauchsgrafik, die heute Realität sind und sein Zitat, das noch immer seine Gültigkeit hat: „Die Zukunft braucht den ganzen Menschen.“
Bild 1: Lászlo Moholy-Nagy – Quelle: ejournal.at · Bild 2: Glasstudie – Quelle: ipernity.com · Bild 3: Nuclear von 1945 Gemälde v. Lászlo Moholy-Nagy – Quelle: studio-international.co.uk · Katalog der Schirnausstellung in Frankfurt/Main – Quelle: schirn.de
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